Ich hatte ja nach dem anfänglichen Hype nicht mehr damit gerechnet, noch einmal etwas von Wolfram|Alpha zu hören. Doch wie es aussieht, hat sich Bing gerade die Maschine für semantische Eingaben und wissenschaftliche Ergebnisse geangelt. Es ist schon beeindruckend zu sehen, wie Microsoft und Google derart aggressiv ihr Waffenarsenal aufstocken. Bing schnappt sich Twitter… Bam! Nur wenige Stunden später zieht Google nach. Und motzt das Angebot dann noch durch Music Search auf. Und nun ist Bing offenbar wieder dran.
Doch zurück zum Anfang: Gerade habe ich eine Mail vom Wolfram|Alpha-Team bekommen, in der bestätigt wird, dass die erst kürzlich freigegebene API ihren ersten großen Nutzer gefunden hat. Microsoft integriert Wolfram|Alpha-Suchergebnisse aus den Bereichen Ernährung, Gesundheit und „fortgeschrittene Mathematik“. Nun, wie wir daraus schließen können, haben wir es hier mit einem vorsichtigen Herantasten seitens Microsoft zu tun, doch ich gehe jede Wette ein, dass weitere Bereiche folgen werden. In einem Blog-Eintrag der Bing-Entwickler zeigt man sich jedenfalls stolz, den akademischen Bruder der gemeinen Internet-Suche an Land gezogen zu haben – ein „sehr cooles Projekt“, wie uns versichert wird.
Ebenso enthusiastisch kommentiert die andere Seite den Deal. Demnach kratzte Microsoft schon seit geraumer Zeit an der Tür von Wolfram|Alpha. Bill Gates persönlich habe an den Verhandlungen teilgenommen. Ganz im Sinne von „Show – don’t tell!“ wird dann auch eine kleine Anekdote zum Besten gegeben, in der wir erfahren, dass Gates angesichts einer demonstrativen Wolfram|Alpha-Suche nach „2^2^2^2^2“ ganz aus dem Häuschen war. „Was? Ist das richtig?“ soll er ausgerufen haben. Nach einigen Momenten der Stille konnte Stephen Wolfram den Multimilliardär aber beruhigen: „Was wir hier machen, ist Mathematik!“
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Ob die Sache einen Haken hat? Ja, natürlich für uns Nutzer aus Deutschland. Die Ergebnisse von Wolfram|Alpha tauchen vorerst nur in der US-Version von Bing auf, ein Zeitplan für das globale Roll-Out wurde nicht genannt. Doch ich schätze, dass wir nicht allzu lange werden warten müssen. So wie es aussieht, gibt es off- wie online derzeit kein härteres Wettrennen als im Suchsektor. Persönlich freut es mich auch für Wolfram|Alpha. Seien wir ehrlich, wer hat in den vergangenen Monaten denn – trotz des großen Potenzials – noch Notiz davon genommen? Außerdem mangelte es an ordentlichen Finanzierungsmodellen. Jetzt bin ich nur noch darauf gespannt, was sich Google in den kommenden Tagen einfallen lassen wird…
Update, 12. November, 9.30 Uhr: Google zieht nach
…sagte ich „in den kommenden Tagen“? Google hat keine zwei Stunden gebraucht, um Richtung Bing zurückzufeuern. Wie der Suchriese berichtet, werde man künftig bei bestimmten Suchanfragen auf die API der Weltbank zurückgreifen. Vor allem bei statistischen Fragen könnte sich diese Schnittstelle als wahre Fundgrube erweisen, da es Aufgabe der Bank ist, wirtschaftliche Entwicklungen und ihre Folgen aller Staaten zu protokollieren. Insgesamt gibt es 17 Faktoren, die in diese Berechnungen mit einfließen, darunter demographische Daten, Informationen über die jeweilige Energienutzung und natürlich Bruttoinlandsprodukte. Wer beispielsweise nach dem CO2-Ausstoß pro Bundesbürger hierzulande sucht, wird ebenso fündig, wie derjenige, der sich für die Lebenserwartung der Deutschen interessiert.
Google hat die Weltbank-API bereits komplett in die Suchergebnisse integriert – jedoch noch nicht bei google.de. Die gewünschte Information taucht oben auf der Ergebnisseite auf, ein Klick auf das Diagramm öffnet eine Hintergrundseite, auf der die Daten einzelner Länder miteinander verglichen werden können.
Google lässt keinen Zweifel daran, dass die neue Integration erst der Anfang ist: „Es gibt noch einen Haufen anderer Daten-Sets und -Quellen da draußen, und die Möglichkeiten stimmen uns aufgeregt“, heißt es im Blog. „Wenn Sie selbst ein Anbieter von Daten sind, der daran interessiert ist, seine Daten ganz einfach über Google auffindbar zu machen, kontaktieren Sie uns bitte.“ Das klingt schon fast dringend. Ich freue mich schon auf den kommenden Szenenwechsel. Dann wieder aus dem Bing-Hauptquartier.
(André Vatter)