Wirtschaft

Vor der Pleite: Fünf Maßnahmen gegen die Insolvenz von Start-ups

Start-ups Insolvenz, Unternehmen, Gründer, Pleite, Finanzierung, Geld,
stock.adobe.com/ 9nong
geschrieben von Carsten Lexa

In letzter Zeit häufen sich die Nachrichten von Start-ups, die in die Insolvenz gehen. Bedauerlich ist jede dieser Nachrichten, haben doch die Gründer:innen normalerweise viel Energie und Zeit in ihr Unternehmen gesteckt. Deshalb stellt sich die Frage, was sie im Hinblick auf Maßnahmen und Prozesse tun können, um drohende Probleme in ihren Start-ups zu erkennen und Gegenmaßnahmen zumindest einleiten zu können.

Die Nachrichten klingen in letzter Zeit etwas ähnlich. Der Berliner Unverpackt-Lieferdienst Alpakas beispielsweise wurde vor circa einem Jahr gestartet und konnte anfangs mehrere Millionen Euro an Investments einsammeln.

Nun jedoch ist das Unternehmen am Ende, hat Insolvenz angemeldet und sucht einen Käufer. Als Gründe für die Pleite wurden die Zurückhaltung der Kund:innen mit Bestellungen und das Zögern von Investor:innen im Hinblick auf weitere Finanzierungen genannt.

Insolvenz von Start-ups: Schwierigkeiten beim Erkennen von Problemen

So betrüblich die Nachrichten auch sind: Gründer:innen möchten so eine Pleite natürlich gern verhindern. Nun muss man an dieser Stelle sagen, dass dies nicht immer gelingt, weil die Gründe für die Pleite außerhalb der Kontrolle der Betroffenen liegen.

Allerdings erlebe ich immer wieder, dass sie Probleme haben, Schwierigkeiten in ihrem Unternehmen überhaupt zu erkennen. Sollte das der Fall sein, kommen Maßnahmen, um auf die Schwierigkeiten zu reagieren, regelmäßig zu spät – wenn die nötige Kenntnis überhaupt vorhanden war.

Deshalb will ich nachfolgend ein paar Maßnahmen und Prozesse aufzeigen, die Gründer:innen in ihrem Start-up implementieren können, um Schwierigkeiten an verschiedenen Stellen zu identifizieren. Die genannten Optionen sind sicherlich nicht abschließend und im Einzelfall können ausgefeiltere Initiativen erforderlich sein. Wichtig ist jedoch, dass Unternehmer:innen überhaupt beginnen, sich auf Schwierigkeiten vorzubereiten.

Maßnahmen gegen Insolvenz von Start-ups

1 Realistische Planungen

Erstens müssen die Gründer:innen über einen soliden Businessplan und eine klare Vorstellung von ihrem Zielmarkt verfügen. Sie sollten darüber hinaus eine umfassende Marktforschung durchführen, um festzustellen, ob für ihr Produkt oder ihre Dienstleistung tatsächlich eine Nachfrage besteht. Außerdem empfiehlt sich die Untersuchung, ob Interessenten Geld für ihr Angebot zahlen würden.

Schließlich müssen Unternehmer:innen auch einen realistischen Finanzplan aufstellen und regelmäßig an die Entwicklungen in ihrem Start-up anpassen. Dieser Plan muss ihre Ausgaben und die voraussichtlichen nachvollziehbaren Einnahmen berücksichtigen. Die Betonung liegt dabei auf „realistischer Finanzplan“, denn nur so können sie erkennen, ob ihr Geschäftsmodell überhaupt tragfähig ist oder sich eventuell negativ entwickelt.

2 Diverse Teams

Zweitens sollten Start-ups über ein starkes und diversifiziertes Team mit unterschiedlichen Kenntnissen und Fähigkeiten sowie unterschiedlichen Charakteren verfügen. Darüber hinaus müssen sie wissen, wer von ihnen was kann – und was nicht.

Zum Team gehören dabei nicht nur die Gründer:innen selbst, sondern auch die Mitarbeitenden, Berater:innen und Mentor:innen. Gründende brauchen insgesamt ein vielseitiges und ausreichend qualifiziertes Team, das auf unterschiedlichen Ebenen zusammenarbeiten kann, um Herausforderungen zu meistern und solide Geschäftsentscheidungen zu treffen.

Fehlende Diversifikation kann schnell zu einem Tunnelblick führen, der die Möglichkeiten einschränkt, Schwierigkeiten im und um das Unternehmen herum wahrzunehmen.

3 Offene Kommunikation

Ergänzend sollten Start-ups drittens eine offene Kommunikation zwischen Mitarbeitenden und dem Management fördern. So können sie sicherstellen, dass Probleme frühzeitig angesprochen und somit erkannt und angegangen werden.

Fördern sie eine offene Diskussionskultur, erzeugen sie so das Gefühl im Gründerteam, dass sie untereinander offen sprechen können. Folglich sind sie eher bereit, ihre Bedenken, Ideen und ihr Feedback mitzuteilen.

4 Sinnvolle Kunden

Viertens sollten sich Start-ups darauf konzentrieren, einen treuen Kundenstamm aufzubauen. Dabei geht es nicht um gelegentliche Käufer:innen oder Nutzer:innen, sondern um solche Klienten, die immer wieder zum Unternehmen und auf dessen Angebot zurückkommen.

Das bedeutet aber, dass sich ein Start-up fragen muss, was es an Wert für die Kund:innen generiert. Auf welche Weise sticht das Unternehmen aus der Masse und aus dem Markt heraus? Dies kann ein besonderer Kundenservice ein, das Angebot von Produkten oder Dienstleistungen mit einzigartigem Nutzen.

Auch eine starke Marke, die aufgrund von bestimmten Kriterien bei einer gewissen Zielgruppe besonderen Anklang findet, zählt dazu. Je besser und unverwechselbarer das Angebot, desto stärker entwickelt sich die Kundenbindung.

5 Entwicklung von Notfallplänen

Schließlich sollten Start-ups einen Notfallplan für unerwartete Ereignisse wie beispielsweise einer weltweiten Pandemie oder einer wirtschaftlichen Rezession bereithalten. Wie ich selbst immer wieder erlebe, sind solche Pläne meistens nicht vorhanden.

Mehr noch: Gründer:innen können sich nicht vorstellen, dass ihr Unternehmen von einem gravierenden Schicksalsschlag betroffen sein könnte. Das Nachdenken über solche Ereignisse und wie man „eigentlich“ im Idealfall darauf reagieren müsste, hilft nicht nur ein Bewusstsein für die Anfälligkeit des eigenen Unternehmens zu schaffen, sondern auch zu erkennen, wie verletzbar das eigene Business unter Umständen ist.

Insolvenz von Start-ups: Das Fazit

Nicht jede Insolvenz kann verhindert werden. Allerdings ist oftmals schon viel gewonnen, wenn Gründer:innen sich für das Thema „existenzielle Bedrohungen“ sensibilisieren, damit sie von entsprechenden Ereignissen nicht völlig überrascht werden.

Im zweiten Schritt können Gründerteams dann anfangen, für bestimmte Ereignisse Vorsorge zu leisten. Das wird zwar immer noch nicht reichen, auf alles vorbereitet zu sein, was theoretisch passieren könnte. Aber allein die Beschäftigung mit eventuellen Problemen führt bereits dazu, dass Gründer:innen die erforderliche Flexibilität entwickeln, die es braucht, um auf konkrete Herausforderungen zu reagieren.

Auch interessant: 

Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit 20 Jahren Unternehmen im Wirtschafts-, Gesellschafts- und Vertragsrecht. Er ist Lehrbeauftragter für Wirtschaftsrecht, BWL und Digitale Transformation sowie Buchautor. Lexa ist Gründer von vier Unternehmen, war Mitinitiator der Würzburger Start-up-Initiative „Gründen@Würzburg”, Mitglied der B20 Taskforces Digitalisierung/ SMEs und engagiert sich als Botschafter des „Großer Preis des Mittelstands” sowie als Mitglied im Expertengremium des Internationalen Wirtschaftsrats. Er leitete als Weltpräsident die G20 Young Entrepreneurs´Alliance (G20 YEA). Bei BASIC thinking schreibt Lexa über Themen an der Schnittstelle von Recht, Wirtschaft und Digitalisierung.

2 Kommentare

  • Vielleicht ist so manche Idee auch einfach nicht tragfähig?!
    Wie dieser genannte Lieferdienst etwa. Dafür gibt es einfach zu wenige potentielle Kunden.

    • Hi Manuel, vielen Dank für deinen Kommentar. Du sprichst natürlich einen wichtigen Punkt an. Wenn es keinen Markt gibt, oder auch das Produkt nicht passt – sei es zum Markt, zu potentiellen Kunden, etc. -, oder es überhaupt nicht genügend Kunden gibt, dann besteht ein grundsätzliches Problem bei der gesamten Geschäftsidee. In meiner Kolumne ging es jedoch um die Frage, wie man überhaupt erkennen kann, dass Probleme entstehen, und zwar anhand von Maßnahmen und Prozesse, die Gründer:innen in ihrem Start-up implementieren können, um eben Schwierigkeiten an verschiedenen Stellen identifizieren zu können. Viele Grüße, Carsten Lexa