Da sich die Meldungen in den vergangenen Stunden überschlagen haben, dachte ich, ich rolle die Geschichte rund um The Pirate Bay, ominöse Sabotagen, die Seychellen und die Rede von Sir Winston Churchill noch einmal von hinten auf. Nicht, weil ich ein großer BitTorrent-Fan wäre, sondern weil die in Schweden gerade einen Krimi schreiben, der seinesgleichen sucht – und den sich nicht einmal Henning Mankell hätte einfallen lassen können.
Der Klon-Torrent
Wenige Tage vor der endgültigen Übernahme von The Pirate Bay durch die Global Gaming Factory (GGF), die auf der Seite ein globales Entertainment-Angebot etablieren möchte (sich dabei aber bislang reichlich ungeschickt anstellt), taucht der Torrent einer 1:1-Kopie von The Pirate Bay auf der Plattform auf. Innerhalb weniger Stunden hängen sich hunderte Leecher daran fest.
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The Pirate Bay 2.0
Es dauert nicht lange, bis ein Nutzer die Dateien auf seinen Server hochschießt und damit quasi aus dem Stehgreif eine zweite Pirate Bay etabliert. Das Projekt soll zunächst als Backup stehen bleiben – ganz im Sinne des Urhebers des ursprünglichen Archiv-Torrents, der sagte: „Ich schätze, ich wollte eine Art Versicherung haben. Wenn der TPB-Deal uns enttäuscht, können wir jederzeit von da weitermachen, wo wir aufgehört haben.” Neue Torrents sollen vorerst über einen zweiten Tracker laufen. Die Kopie wird zunächst ohne die wertvollen Bewertungskommentare auskommen müssen – doch ein weiterer Nutzer hat diese mittlerweile ebenfalls als Torrent zur Verfügung gestellt.
Der Shutdown
Gestern Abend gingen dann beim originalen Pirate Bay die Lichter aus. Es hieß, der Haus-Provider der Plattform, Black Internet, habe unter Strafandrohung (die Summe belief sich auf 71.000 Dollar) den Stecker gezogen. Der Chef von The Pirate Bay nannte die Aktion „lächerlich“. Das Gericht würde sich mit dieser Anweisung „über die Verfassung stellen“.
Zurück am Netz
Keine drei Stunden später war The Pirate Bay wieder online. Dem TorrentFreak wurde mitgeteilt, dass man eine „neue Anbindung an das Netz“ gefunden habe. Seit der Razzia im Jahr 2006 sei man für solche Fälle gewappnet. Anfangs hat der neue Provider noch Probleme, es wird aber versprochen, den Betrieb bis zum Dienstagmorgen wieder vollständig aufnehmen zu können. Das Plattform-Team nutzt die Gelegenheit, um gegenüber den Rechteinhabern ordentlich zu feixen: „Und was können die nach all dem vorweisen? Einen teilweisen Ausfall, der drei Stunden dauerte.“
Verwirrung um den Besitzer
Etwa zur selben Zeit geht auch die schwedische Presse dem Fall nach. Laut Freakbits haben die Rechteinhaber schlechte Karten, die geforderte Summe an Schadensersatz in Höhe von rund 2,7 Millionen Euro jemals zu Gesicht zu bekommen. Zum einen seien die drei Gründer Gottfrid Svartholm Warg, Peter Sunde und Fredrik Neij völlig „pleite“. Zum anderen wurde festgestellt, dass sie – wie bereits von den Gründern selbst mehrfach erwähnt – definitiv nicht die Besitzer von The Pirate Bay seien. Dieser wäre in Wirklichkeit eine Firma mit dem Namen „Reservella“, die ihren Sitz auf den Seychellen habe.
Der Provider alarmiert die Polizei
Am Dienstagmorgen meldet sich der Ex-Provider von The Pirate Bay, Black Internet, zurück. Seitdem sie der Anweisung des Gerichts gefolgt wären, würde etwas im eigenen Netzwerk nicht mit rechten Dingen vor sich gehen. Der CEO Victor Möller stellt den Vorwurf „Sabotage“ in den Raum und erstattet Anzeige bei der Polizei. Mehrere Kunden des Unternehmens, vornehmlich Zugangs-Reseller, würden über Probleme mit den Verbindungen klagen. Ein Kunde, One Call Support, beziffert den Schaden bereits auf „mehrere Millionen Schwedische Kronen“.
Das Team hisst die Flagge erneut
Um die Unsicherheit unter den Nutzern zu zerstreuen, meldet sich am Dienstagabend das Team von The Pirate Bay mit flammenden Worten zurück, die im Ton an Winston Churchills Rede „Wir werden auf den Stränden kämpfen“ anlehnen. Man werde seine „Interessen weiter verteidigen“ und in den „Sturm des Krieges“ reiten, um die „Drohung durch die Tyrannei“ abzuwenden: „Wenn nötig – für Jahre, wenn nötig – alleine.“ Eine eindeutige Kriegserklärung an die Rechteinhaber also.
Wie und ob es mit The Pirate Bay weitergeht, ist indes noch völlig unklar. Schon Ende dieser Woche soll eine endgültige Entscheidung über das Kaufangebot der Global Gaming Factory fallen.
(André Vatter)
Danke für die kurze Zusammenfassung,
hatte langsam den Überblick über
die 20.000 heise-Meldungen verloren…
echt spannend im moment was dort passiert… besonders gefällt mir das t-shirt was TPB an ihre gegner verschicken 😀
hat folgenden aufdruck:
„I spent months of time
and millons of dollars
to close down The Pirate Bay
and all i’ll get
is this
beautiful t-shirt!“
So ist’s recht. Gebt die Unterhaltung denen zurück, die Sie verdienen. Alle Macht dem Konsumenten. Nieder mit dem Kapitalismus der Rechteinhaber. …
Piratebay, Piratenpartei, Piraten vor Somalia, Ostseepiraten – zur Zeit sind Piraten überall im Gespräch. In dem Zusammenhang möchte ich gern mein kürzlich erschienenes Buch „Es gibt Piraten“ vorstellen und euch auf die Webseite http://www.esgibtpiraten.de einladen.
Ich habe die Seite zwar eigentlich nie genutzt, aber meine ganze Symphatie ist in diesen Tagen bei den Machern.
Zumindestens haben sie ein Händchen für dramatische Ansprachen 😉 Braveheart wäre noch im Angebot: „Sie mögen uns unsere Leitungen kappen, aber niemals … NIEMALS NEHMEN SIE UNS UNSER BITTORRENT!“
chch
Danke für die gut gemachte Zusammenfassung!
Grüße,
stephan@spamschlucker.org
[…] Update https://www.basicthinking.de/blog/2009/08/25/the-pirate-bay-ein-schwedischer-krimi/ von #basicthinking. danke […]
[…] link is being shared on Twitter right now. @basicthinking, an influential author, said The Pirate Bay: […]
do what you want, cause a pirate is free… YOU ARE A PIRATE
Schön und gut und alles sehr spannend. Aber „der Kampf gegen die Rechteinhaber“ sagt doch schon alles aus. Tut mir ja leid, aber der Kampf gegen Rechteinhaber und so tun, als würde man selbst völlig rechtmäßig handeln, ist einfach falsch. Selbst wenn dieser Kampf von Seiten der TPB-Macher nicht aus wirtschaftlichen Gründen geführt würde, sondern aus ideelen, würde das an der Situation nichts ändern.
[…] The Pirate Bay: Ein schwedischer Krimi – […]
[…] Medienrummels rund um den BitTorrent-Tracker lässt sich schon vermuten, dass – abseits des ganzen Verhandlungs-Krimis – es die Marke schon auf ein paar Milliönchen bringen […]
[…] das alleine nicht schon aufreibend genug, so wurden während dieser Zeit auch die Nutzer unruhig. Manche riefen zum Boykott auf, andere erstellten Backups des Trackers, die an anderer Stelle […]
wie geht es nun weiter?
Hatte mir diese Diskussion extra abgespeichert.
Ja, gar nicht…. da ist Ruhe im Karton!