Sonstiges

Die Jugendlichen fliehen aus dem Mitmachnetz – aber wohin? Und wovor?

web20nutzerNoch ist es nur ein Gefühl – gestützt von einigen Umfragen und Statistiken: Doch kann es sein, dass die jungen Internet-Nutzer sich auf einem Rückzug aus dem Web 2.0 befinden? Die Meinungsforscher von iStrategyLabs haben einmal das aktuelle Publikum bei Facebook unter die Lupe genommen und kamen dabei zu überraschenden Ergebnissen: Gemessen wurden die Mitgliederzahlen des US-Portals zwischen Januar und Juli 2009. Demnach stieg die Zahl der 50-Jährigen um satte 514 Prozent. Gleichzeitig haben sich 16,5 Prozent aller registrierten Schüler und 21,7 Prozent der Studenten von der Plattform verabschiedet. Pressetext weist zu Recht darauf hin, dass die Rechnung einen Haken haben könnte, da während der Schul- und Semesterferien einige Nutzer ihren Status geändert haben könnten. Doch selbst wenn, würde dies nicht die große Masse betreffen…

Ich frage mich also, wie die Teenager nun ihre Tage verbringen: Gibt es auf die mütterliche Aufforderung – „Jetzt mach doch die Kiste aus. Geh mal raus, triff dich mit Freunden!“ – keine maulenden Antworten mehr? Es scheint so. MySpace, vor wenigen Jahren noch der Klickibunti-Tummelplatz für Schüler, blutet langsam aus, die Profile verwaisen zusehends: keine „Thanx for the add!“-Nervbotschaften mehr. Bei den jüngsten AGOF-Zahlen war SchülerVZ das einzige Netzwerk, das bei den Unique Usern Verluste in Kauf nehmen musste (minus 200.000). Springen die Jungen dafür auf Alternativtechnologien auf? Nein, eben nicht. Laut einer Umfrage aus dem April, bei der 3.400 Jugendliche befragt wurden, gab ein stolzes Prozent offen zu, Twitter aktiv zu nutzen. Ein Prozent! Sollte das heute lancierte Gerücht einer Twitter-Integration in den VZ-Netzwerken stimmen, könnte sich dieser Schritt also schnell als Luftnummer erweisen.

Bleibt die Frage nach dem Auslöser dieser Entwicklung. Stimmen die Produkte nicht? Sprechen sie die falsche Zielgruppe an? Oder ist der Sommer zu heiß?

(André Vatter / Bild: Pixelio)

Über den Autor

André Vatter

André Vatter ist Journalist, Blogger und Social Median aus Hamburg. Er hat von 2009 bis 2010 über 1.000 Artikel für BASIC thinking geschrieben.

31 Kommentare

  • Das ist ja eine interessante Wendung!

    Wir sehen die Tendenz, dass einige Seniors von XING zu LinkedIN sowie facebook wechseln.

    Und bei den Jungen wird es diese Tendenz auch geben!

    Ob es nun spickmich, kwick oder Spin ist, wanderungstendenzen sind auch hier zu sehen.

  • Hmm, also ich so als Neunzehnjähriger merke davon recht viel. Auffällig ist, dass die Ferien anfangen und keiner mehr vor dem PC ist. Höchstens mal 5 Minuten am Abend um 18 Uhr, wahrscheinlich um die Mails zu checken. Es ist also wie das große Sommerloch.

    Wobei ich auch gemerkt habe, dass sich viele einfach abmelden von diesen Social Communitys. Einige sagen mir, dass sie es doof finden, jeden zu erzählen, was los ist. Andere wollen nur mit ihren Real-Life-Freunden in Kontakt bleiben, dazu brauchen sie also kein Netzwerk. Aber ich finde, die Diksussion ist schwierig geworden.

    Ich denke nicht mal dass es die Angst ist, sondern eher die Aufgeblähtheit der Netzwerke. Ständig ist was Neues da, irgendwo wird wieder was geändert und das regt – auf dauer – die User auf. Sie haben sich schon dran gewöhnt und wenn jetzt auf einmal eine Blankoseite voller „Buschfunk“ oder „Was macht grade xyz“ Spam ist, dann finden das Leute nervig und melden sich konsequent ab. Ich denke auch, dass viele nicht wissen wollen, was andere grade machen. Twitter ist halt nicht das, was es vorgibt zu sein, aber bei Social Communitys ist es leider so, dass Leute dazu neigen, ihren Schiss in den Buschfunk zu posten.

    Arme, schöne, neue Welt. Ich denke, das ist vorrübergehend wie bei Altavista. Erst schlank, dann aufgebläht und dann was Neues. Das passiert grade mit Facebook und Twitter. Bye, Studi.

  • Gerade die Social-Networks wurden von vielen auch als Networking verstanden, gerade im Bezug auf Karriere & Beruf. In einer sich wandelnden Wirtschaftsethik wird auch zunehmend dieser Aspekt kritisch hinterfragt oder gar als nutzlos empfunden. Es ist bezeichnend, daß in meinem Bekanntenkreis sehr viele Leute z.B. statt Bloggen plötzlich anfangen, Fremdsprachen zu büffeln (Japanisch, Norwegisch,…) oder andere nützliche „Skills“ als Hobby entdecken: Survivaltraining anyone? Aber ich glaube, daß ist nur ein vorrübergehender Effekt einer durch die Wirtschaftskrise begünstigten „back-to-the-roots“-Bewegung. Bei realistischer Betrachtungsweise ist die Zeit nicht umkehrbar und Xing & Co. als virtuelles „Notizbüchlein“ mit „Auto-Update-von-Bekannten-und-Freunden“ einfach Bestandteil der jetzigen Kultur, Trendsetter hin, Trendsetter her.

  • Ist mir auch schon aufgefallen. Während Anfang des Jahres alle Welt um mich rum noch wie wie wild gefacebookt und gegruschelt hat ( das Jahr davor noch Myspace) – ist seit 2,3 Monaten immer weniger los… Ich glaube es gibt dafür 2 Gründe:

    1) so banal es klingt: saisonale Schwankung – Frühling/Sommer
    2) Reizüberflutung – Abstumpfungseffekt. Die Welt wurde in den letzten 3 Jahren gerade so zugeschissen mit kostenlosen social networks. Ich glaube ganz einfach, dass der Hype vorbei ist und das Ganze jetzt auf ein normales Mass zurückgefahren wird. Was als nächstes kommt? Who knows… Ich glaube Twitter wird nur ein Teil davon sein… ich tipp ja mal auf irgendwas mobile, vor allem wenn die Smartphoneverbreitung noch grösser wird

  • Achso: ich hab übrigens jemanden gehört, der findet Studi und MySpace nich mehr so sexy, weil da auch viel gelöscht wird. Glaube ich persönlich aber nicht.

  • Viele der Kids scheinen mir einfach überfordert. Da gibt’s StudiK… äh VZ, Facebook, Twitter, MySpace, Youtube etc. pp. Und überall „muss“ aus Gruppenzwang ein Profil angelegt werden, damit man bloß nichts verpasst.

    Dass das irgendwann in Freizeitstress ausartet, dürfte klar sein. Aber gut zu wissen, dass so viele den Schritt durchziehen, einen rigorosen Cut zu machen, statt vollends im „2.0-Sumpf“ zu verschwinden.

  • Datenkind trifft es einfach auf den Punkt^^ Zuviele Social Networks, es ist unmoeglich auf allen gleichzeitig rumzustoebern. Ueberall muss man sich anmelden, naja jetzt benutze ich eigentlich nur noch Twitter und Facebook um mit alten Freunden aus anderen Laendern kontakt zu halten.

  • Zuerstmal ist es derzeit einfach zu warm um vor dem Computer zu sitzen.
    Und jetzt wo Facebook täglich in der Tagesschau war ist das kein Rückzugsraum mehr um vor der Realität zu fliehen.
    Ich glaube es ist wie mit jeder Mode…sie wird vom Mainstream getötet.

  • Ich bin 17 und habe in den Ferien anders zu tun als den ganzen Tag vorm Rechner zu hängen. Schüler haben Ferien. Eltern nicht. Außerdem ist Facebook eh langweilig. Da gibt es zuviele spießige Leute. Viele meiner Freunde melden sich bei den Social Networks ganz ab. Da die Zeit des „Freundesammelns“ vorbei ist.

  • Anstatt StudiVZ einfach den Buschfunk richtig ausbaut, binden die jetzt sinnloserweise Twitter ein.

    Facebook geht deshalb den Bach runter, weil man den Livefeed nicht richtig filtern kann. Ich sehe nur noch dämliche Quizes und kaum noch Text.

  • Ich frage mich gerade, ob eine Art „Metaaccount“ für alle Netzwerke dem allgemeinen Abwandern entgegen wirken würde. Dass niemand lusst hat in X Netzwerken zu sein, da in jedem einzelnen ein paar Bekannte sind kann ich nur zu gut nachvollziehen.

  • Mein erster Kommentar… 🙂

    Ich selbst gehöre zu den Nutzern, die Ihr Profil (StudiVZ) zunehmend verwahrlosen lassen.
    Ganz einfach aus dem Grund, dass StudiVZ mehr und mehr zur Propagandamaschinerie verwahrlost.

    Vor einigen Monaten konnte man noch getrost als Studierender Gleichgesinnte bzw. Pseudostudenten treffen und alte Bekannte wieder finden.
    Allerdinsg rückt das soziale Gefüge immer mehr in den Hintergrund. Die neuen Funktionen wie „Meine Festivals“ und der sog. „Buschfunk“ gehören nicht dort hinein. Erschwerend hinzu kommt für mich, dass StudiVZ mehr und mehr für den Wahlkampf der einzelnen Parteien missbraucht wird und wie oben schon beschrieben, das soziale, einfache Miteinander viel zu kurz kommt bzw. von anderen Funktionen zu stark überlagert wird.

    Kurz gesagt ist StudiVZ nicht mehr das, was es mal war und die Features welche mich zum Anmelden getrieben haben werden kaum noch benutzt.
    Manchmal ist weniger eben doch mehr.

  • Ein weiterer Gedanke: Zunehmende Kontrolle. Jugendliche (und viele andere) wollen Räume, in denen sie eben ungestört kommunizieren können. Und das ist eben auf den aktuellen Netzwerken schlicht und einfach nicht möglich, da mittlerweile die üblichen Autoritäten (Lehrer, Eltern etc.) diese Netzwerke auch kennen.
    Und jetzt mal ganz ehrlich: Ein Großteil der Dinge, die Schüler beschäftigen, haben halt mit Schule zu tun. Und das Beinhaltet auch das Lästern und Reden über Lehrer – und gerade die sollten davon nichts mitkriegen. Die ständigen Nachrichten, dass Schüler für normale Schülerkommunikation mit typischem Lästerton über Lehrer dann groß bürokratisch einen auf den Sack kriegen, inkl. Klassenkonferenzen, Schulverweisen etc., reichen schon, dass solche Plattformen einfach unattraktiver werden.

  • Alles scheint wie ein reinigendes Gewitter. Ob die Zeit der Social Networks schon gezählt sind? Glaube ich nicht. Das gerade die Youngsters aussteigen ist für mich nicht unbedingt verwunderlich. Wurde doch gerade von dieser Nutzergruppe das Networking eigentlich mehr als netter Hype zum Mitmachen angesehen. „Dumm rumlabern“ wird nun mal irgendwann langweilig.

    Schaut man sich dagegen die Nutzerzahlen aus den USA an und darum geht es ja, dann sieht man dass die älteren Generationen das Medium nicht nur entdecken, sondern auch eher zu nutzen wissen. Das Dell Millionen über Twitter macht ist nicht der Verdienst von einer Käufergruppe namens Schüler.

    Ich denke das sich schlicht die Nutzerschaft verändert. Das gilt es doch zu nutzen. Was bringen mir 5000 follower auf Twitter, 400 Kontakte auf XING und nochmals 350 auf Facebook, wenn nur 20 Stück meiner Ziel- oder Interessengruppe entsprechen?

    Und was die Zielgruppe Schüler und Studenten angeht, so wird es auch für die wieder etwas hyppes in Zukunft geben. Wer diese Zielgruppe dann bewerben oder umwerben möchte, muss halt hinterherziehen. Aber das war doch schon immer so, oder nicht?

  • Danke für eure Antworten. Hier also eine kurze Zusammenfassung der vermeintlichen Gründe:

    1.) Wetter (saisonbedinges Fernbleiben)
    2.) Reizüberflutung (Überangebot)
    3.) Logistik („überall anmelden“)
    4.) Unzufriedenheit (Boom der Netzwerk-Apps)
    5.) Überdruss des Unpersönlichen (Online-Kontakte lassen sich nicht offline übersetzen)

  • Ich finde die bereits genannte Kommentare als die wohl wahren Gründe. Trotzdem sehe ich noch Chancen für solche Netze wenn auch die Nutzerzahlen sicherlich sich erst bereinigen müssen (20 bis 30% weniger wie jetzt)

  • die große zahl der netzwerke gibt den grund dazu einzelne profile in netzwerken verwahrlosen zu lassen. zu viel zeit muss in die aktualisierung investiert werden. es wird eine tendenz gebe, dass sich die leute vermehrt auf ein medium werfen (siehe VHS etc) Facebook wird das medium sein…

  • Sehr gute Kommentare heute! (:

    Zur Zusammenfassung kann ich nur sagen, stimmt so.

    „Danke für eure Antworten. Hier also eine kurze Zusammenfassung der vermeintlichen Gründe:

    1.) Wetter (saisonbedinges Fernbleiben)
    2.) Reizüberflutung (Überangebot)
    3.) Logistik (”überall anmelden”)
    4.) Unzufriedenheit (Boom der Netzwerk-Apps)
    5.) Überdruss des Unpersönlichen (Online-Kontakte lassen sich nicht offline übersetzen)“

    Jeden einzelnen dieser Punkte sehe auch ich als Gründe, bei mir persönlich und im Umfeld. Es nervt einfach in 2-5 Netzwerken aktiv sein zu „müssen“ um am Ball zu bleiben. Also neige auch ich dazu diese dann komplett zu meiden.

  • Für mich ist es ein deutliches Anzeichen dafür, dass die digitale Welt sich gerade in einem Umbruch befindet. Von Forrester wurde ja bereits eine Prognose aufgestellt, die für ca. Ende 2009 eine zunehmende „Vernetzung der Netzwerke voraussagt“ (http://www.flickr.com/photos/jeremiah_owyang/3478168483/)

    Die zunehmende Frustration signalisiert diese anstehende Veränderung meiner Meinung nach sehr gut. Der nächste Schritt steht kurz bevor. Der Tenor „aktiv sein müssen” ist doch ein guter Indikator dafür, dass die Anbieter reagieren müssen. Einige Dienste bieten Aggretation ja auch schon rudimentär an (Yoono Firefox Addon z.B.)

    Ich bin gespannt wie es weiter geht

  • Mal ehrlich: Das so genannte Mitmachnetz ist meistenteils so langweilig, dass jeder halbwegs lebenslustige Jugendliche tausend andere Aktivitäten vorziehen muss.

  • Das Web 2.0 wird alt – Wohin fliehen die Teens?…

    Da lese ich doch heute morgen zwei Dinge, die sich irgendwie wiedersprechen und irgendwie auch doch nicht. Auf Basic Thinking wird eine Meinungsforschung der iStrategyLabs näher beleuchtet, die herausgefunden haben will, dass der Anteil der Stud…

  • Ist doch alles ganz einfach: Uns Schülern wird doch alle 2 Minuten erzählt, dass wir uns bloß nicht bei Netzwerken anmelden sollen, da die Chefs dort recherchieren. –> Ich bin bei twitter, aber nicht bei schülervz etc.

  • Ein interessanter Artikel! Also wenn es wirklich diesen Rückgang gibt, dann existieren vermutlich verschiedene Ursachen. Meine Vermutungen sind folgende: Die Jugendlichen tummeln sich meist in der Community, in der die meisten ihrer Freunde sind. Und nutzen diese auch nur als schnellen Austausch von Fotos oder Statements ihrer Lebenssituation! Ich glaube auch, dass es zuviele Communities gibt! Warum sollte sich eine Freundesclique in mehreren Communities gleichzeitig anmelden? Und was ich auch vermute, dass die Kinder und Jugendlichen einen Drang haben die Welt draußen zu erleben. Das reale Leben ist doch immer noch aufregender als ein Nachmittag vor dem PC! Die Kinder treiben gern Schabernack oder brauchen Bewegung, die sie in einer Community im Netz nicht bekommen! Also so würde ich mir den Rückgang der Zahlen erklären. Und um ehrlich zu sein, finde ich den Rückgang gut und begrüße es, wenn die Jugendlichen wieder draußen aktiver sind! 😉

  • Die Altersgruppen sind sauberer getrennt zu betrachten: Schüler sind keine Studenten. Die SNs haben es (noch) nicht geschafft das persönliche Umfeld, angesagte Themen, und die Region ihrer Nutzer abzubilden (bei Schülern tragend wichtiger als bei Studenten oder kosmopoliten 😉 Alten) Die Echtzeitweb-Strategien der VZs und v. Facebook (Twitter & Co) werden das ändern. Nur-Profilseiten und Gruppen als Meinungsaufkleber reichen da nicht. Allerdings fehlen auch noch andere Zutaten: Bei SchuelerVZ gibt es noch keine Video-Integration! Und das, obwohl gerade diese Altersgruppe sich über Clips definiert. Studien hierzu http://www.uni-leipzig.de/~mepaed/medienkonvergenz-monitoring/ergebnisse und http://www.jff.de/?BEITRAG_ID=5808 Jugendliche verlassen nicht das web, sondern ziehen schlichtweg um und weiter.
    Ich selber arbeite an einem Verbund regionaler und thematischer Jugendportale mit Contentsharing-Option: http://netzcheckers.net + http://netzcheckers.de Innerhalb von 3 Monaten wurden bereits 50 Partner gefunden u.a. http://watchyourweb.de . Keine Millionen Nutzer :-), aber ein möglicher (nichtkommerzieller) Weg in die nächste Phase der Web-Evolution.

  • Also ich glaube das sich fast jeder Mensch in seinen leben auf Facebook und Co. mal anmeldet – kenne fast keinen mehr für den es nicht einmal ein Begriff ist! Aber ob die auch regelmäßig diese Seiten besuchen, zeigt uns dieser Artikel…. mal abwarten