Gründer:innen sehen mit einer Reihe von Herausforderungen und Ängsten konfrontiert. Viele davon sind bekannt. Über einige wird aber nur selten gesprochen. In diesem Artikel möchte ich deshalb sechs dieser Ängste von Gründern aus der Praxis beschreiben und Ratschläge geben, wie man sie überwinden kann.
Sechs ungewöhnliche Ängste von Gründern
1. Die Angst vor Entscheidungen
Eine Angst, mit der sich Gründer:innen konfrontiert sehen, ist die Angst eine Entscheidung treffen zu müssen. Diese wird auch Decidophobie genannt und sie beschreibt die Unfähigkeit, Entscheidungen schnell und selbstbewusst zu treffen.
Dies kann auf eine Vielzahl von Faktoren zurückzuführen sein, zum Beispiel auf die Sorge vor der falschen Wahl bei mehreren Alternativen, auf einen Mangel an Informationen oder Daten und der daraus resultierenden Sorge, nicht alle Faktoren zu berücksichtigen, oder auf dem Wunsch, sich zur Sicherheit auf die Meinung anderer verlassen zu wollen, die aber nicht eingeholt werden kann.
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Ein Mandant von mir erlebte dies beispielsweise, als er zusammen mit seinem Team die schwierige Entscheidung treffen musste, ob das Geschäftsmodell ihres Unternehmens neu ausgerichtet werden sollte. Dabei war ihm bewusst, dass dies eine erhebliche Investition an Zeit und Ressourcen erfordern würde.
Um die Entscheidungsangst zu überwinden, sollten Gründer:innen ihre Entscheidungsfähigkeit entwickeln, gleichzeitig aber auch lernen mit Informationsdefiziten umzugehen und die Meinung vertrauenswürdiger Berater und Mentoren einholen.
2. Die Angst vor dem Scheitern
Eine weitere häufige Angst ist die Angst vor dem Scheitern. Diese kann aus der Sorge resultieren, das Unternehmen nicht rentabel machen oder die Finanzierung nicht sichern zu können, aber auch daraus, im Falle des Scheitern die Unterstützung von Freunden und Familie zu verlieren. Um die Angst vor dem Scheitern zu überwinden, ist es für Gründer:innen wichtig, den persönlichen Umgang mit Scheitern zu lernen und sich auf Lernen und Fortschritt statt auf Perfektion zu konzentrieren.
3. Die Angst, nicht gut genug zu sein
Viele Gründer:innen leiden auch unter Selbstzweifeln oder dem Gefühl, dass sie den Herausforderungen einer Unternehmensgründung und -führung nicht gewachsen sind. Dies kann auf mangelnde Erfahrung, die Befürchtung, nicht über die richtigen Fähigkeiten oder Kenntnisse zu verfügen, oder einfach auf die überwältigende Verantwortung zurückzuführen sein.
Ein Mandant von mir, der gerade 18 Jahre alt geworden war, als er sein Unternehmen gründete, hatte Selbstzweifel, weil seine Freunde und seine Familie seine Geschäftsidee nicht unterstützten. Er begann in der Folge, selbst an der Qualität seiner Geschäftsidee und an seinen Fähigkeiten als Unternehmer zu zweifeln.
Er konnte seine Sorgen schließlich überwinden, indem er sich die richtigen Mentoren suchte, ein starkes Netzwerk von unterstützenden Gleichaltrigen aufbaute – und dabei auch neue Freunde fand – und sich auf seine persönliche Entwicklung als Mensch und als Unternehmer konzentrierte.
4. Die Angst vor Burnout
Viele Gründer fürchten sich darüber hinaus vor einem Burnout, das heißt vor der Gefahr, durch die Anforderungen der Unternehmensführung körperlich und geistig erschöpft zu werden. Dies kann auf lange Arbeitszeiten, ein hohes Stressniveau und die Unfähigkeit, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, zurückzuführen sein.
Um ein Burnout zu vermeiden, ist es für Gründer:innen wichtig, der Selbstfürsorge Priorität einzuräumen, eine gesunde Work-Life-Balance zu schaffen und zu lernen, warum und wie man Verantwortlichkeiten sinnvoll delegiert und wie man mit den Folgen von Delegation umgeht.
5. Die Angst, die Kontrolle zu verlieren
Viele Gründer:innen haben Angst, die Kontrolle über ihr Unternehmen zu verlieren, sei es durch mangelnde Kontrolle über die Finanzen oder dadurch, dass sie gezwungen sind, Kompromisse einzugehen, um Finanzierungen oder Geschäftspartnerschaften oder Kunden zu sichern.
Um die Angst vor Kontrollverlust zu überwinden, ist es für Gründer:innen u.a. wichtig, eine klare Vision und deutliche Werte für sich und das Unternehmen zu haben, transparente Kommunikation mit Investoren und Partnern zu führen, Verantwortlichkeit zu wahren und darüber hinaus ein solides Verständnis der Finanzen und finanziellen Ziele ihres Unternehmens zu haben.
6. Die Angst vor Auswirkungen auf persönliche Beziehungen
Ein Unternehmen kann viel Zeit und Energie in Anspruch nehmen und persönliche Beziehungen und Freundschaften belasten. Die Angst vor diesen Belastungen kann sich auf verschiedene Weise äußern. Zum Beispiel arbeiten Gründer:innen oft lange und konzentrieren sich sehr stark auf ihr Unternehmen.
In der Folge vernachlässigen sie ihre persönlichen Beziehungen. Dies kann zu Enttäuschung bei den Angehörigen und Freunden führen, aber auch zu einem Gefühl der Isolation und Einsamkeit für den bzw. die Gründer:in.
Andere Prioritäten und Ziele: Über die Ängste von Gründern
Darüber hinaus haben Gründer:innen möglicherweise andere Prioritäten und Ziele als ihre Partner, Freunde oder Familienmitglieder, indem sie zum Beispiel ihr Unternehmen über die Zeit mit ihren Partnern und Freunden stellen, was zu Gefühlen der Verärgerung und Frustration bei diesen führen kann.
Gründer:innen sollten deshalb die Kommunikation mit Partnern und Freunden priorisieren, insbesondere hinsichtlich ihrer Beweggründe, und versuchen, Unterstützung zu erhalten, indem sie Partner, Freunde und Familienmitglieder in den Prozess der Gründung und des Wachstums ihres Unternehmens einbeziehen.
Des Weiteren sollten sie klare Grenzen für ihr Arbeits- und Privatleben festlegen, um sicherzustellen, dass ihre Beziehungen nicht vernachlässigt werden. Sie sollten darüber hinaus ihr persönliches geistiges und emotionales Wohlbefinden nicht vernachlässigen.
Ängste von Gründern: Abschließende Worte
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Gründung und das Wachstum eines Unternehmens für Gründer:innen eine Quelle erheblicher Sorgen und Ängste sein kann. Die von mir vorstehend angesprochenen Lösungswege und Hilfestellungen sind dabei sicherlich sehr allgemein gehalten und lassen an Details vermissen.
Dies ist mir klar, ist aber natürlich der Länge dieses Artikels geschuldet. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich aber zumindest sagen, dass es ein guter Ausgangspunkt ist, wenn sich Gründer:innen zum einen dieser Ängste und Sorgen überhaupt bewusst werden und und zum anderen proaktive und bewusste Schritte unternehmen, um sie anzugehen und zu überwinden.
Die konkreten Maßnahmen, um spezifische Sorgen und Ängste zu minimieren bzw. zu eliminieren, sind dann immer dem jeweiligen Einzelfall geschuldet. Gibt es Herausforderungen und Ängste, die du erlebt hast und über die nicht oft geredet wird? Dann schreibe sie mir gerne in die Kommentare und lass uns diskutieren.
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