Seit 15 Jahren bringt RealNetworks in erstaunlicher Regelmäßigkeit neue Versionen von RealPlayer auf den Markt. Vergangene Woche war es wieder soweit, die Nummer 11 steht ab sofort zum Download bereit. Dazu meine Frage: Habt ihr diese Ankündigung bis heute überhaupt mitbekommen?
Ich erinnere mich noch gut daran, dass der Client in den neunziger Jahren zum Standard-Repertoire der PCler gehörte. Wer damals ein neues System aufsetzte, musste nach der Windows-Installation noch das unentbehrliche Triumvirat WinAmp, QuickTime und RealPlayer hinterher schieben. Andernfalls kam jeder Internetausflug einem Dialogbox-Krieg gleich. Aber heute? Die „New York Times“ hat den Gründer (und übrigens Ex-Microsoft-Manager) Rob Glaser zur Relevanz des Players gefragt und – wen wundert’s: er jubelt. 2008 soll ein Rekordjahr für RealNetworks gewesen sein. Der derzeitige Marktwert des Unternehmens liege bei 419 Millionen US-Dollar, doch dabei wird verschwiegen, dass 370 Millionen Dollar davon auf die Barreserven in der Bank entfallen. „Das menschliche Gehirn ist darauf programmiert, sich stets auf neue Dinge zu konzentrieren“, giftet Glaser gegen Hype-Dienste wie Twitter. Dabei würde Altbewährtes zu Unrecht auf das Abstellgleis gestellt.
Was Glaser dabei vergisst: Es gibt keinen Platz für Nostalgie im Internet. Ohne RealWorks zu nahe treten zu wollen, aber da ist in all den Jahren doch schon einiges falsch gelaufen. Entgegen dem klaren Trend, Videos und Musik direkt im Browser abzuspielen (Stichwort: HTML 5), wird weiterhin an der veralteten Idee eines externen Clients festgehalten. Dieser zeichnet sich dann auch noch durch überbordenden Anti-Minimalismus aus, kommt mit einem eigenen Postfach, irgendwelchen Überwachungsagenten und jeder Menge Werbung. RealWorks hat sich verzettelt, statt in Innovation zu investieren wurden in den vergangenen Jahren vielmehr Rechtstreitigkeiten vom Zaun gebrochen, erst mit Microsoft (Zwang zum MediaPlayer), dann mit Apple (das RealWorks-Projekt „Harmony“ sollte den iPod für alternative Musik-Shops fit machen).
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Glaser verteidigt die Existenzberechtigung des neuen RealPlayer damit, dass er nun endlich in der Lage sei, abgespielte Videos auf Knopfdruck in passende Formate für das iPhone, den BlackBerry, Nokias und auch die Xbox 360 zu konvertieren – dabei sollte aber auch darauf hingewiesen werden, dass die Geräte mittlerweile nicht mehr auf „portable Lösungen“ angewiesen sind und Multimedia-Inhalte längst selbständig streamen können.
(André Vatter)