Okay, um es gleich vorweg zu nehmen: Es gibt zwei Geschichten über den Ursprung der Kurzmitteilung. Die eine reicht zurück zu einer Pizzeria in Kopenhagen Anfang der Achtziger, die andere beginnt 1985 im beschaulichen Bonn. Wir bleiben bei der Bonner Version – die einzige, die sich bis heute beweisen ließ und zu der die „L.A. Times“ heute ein Interview veröffentlichte: Friedhelm Hillebrand gilt demnach als Erfinder der SMS. Er war damals Vorsitzender im GSM-Kommitee für Datendienste und tüftelte, wie einige andere auch, an einem Standard für einen Text-Service im Mobilfunknetz. Dazu tippte er zufällige Sätze und Fragen mit einer Schreibmaschine auf ein Blatt Papier – das Ergebnis war fast immer gleich: alles, was er schrieb, blieb unter 160 Anschlägen.
Hillebrand erschien das nicht nur völlig ausreichend, sondern auch logisch: Vergleicht man mehrere (zeitgenössische) Postkarten miteinander, so finden sich nur selten Nachrichten mit mehr als 160 Zeichen auf ihnen. Auch Telex-Mitteilungen, die von steinreichen Geschäftsleuten damals über das gleichnamige, Fax-ähnliche System verschickt wurden, kamen fast nie über diese Zeichenmenge hinaus, obwohl mehr möglich gewesen wäre. Letzter, offensichtlicher Grund: ohne (das damals noch nicht erfundene) T9 ist das Tippen längerer Nachrichten eine Qual.
Blieb nur noch das Problem der Praxis. Hillebrand hatte die Idee zu einem zweiten Funkkanal, der glücklicherweise bereits in den ersten Tagen des Mobilfunks vorhanden war, um beispielsweise Informationen über Signalstärken oder eingehende Anrufe zu übermitteln. „Wir suchten nach einer Möglichkeit der billigen Implementation“, so Hillebrand. „Die meiste Zeit passierte auf diesem Kanal nichts, also gab es freie Kapazität im System.“ Anfangs schaffte es das GSM-Team lediglich, 128 Zeichen über die Textfrequenz zu schicken, dann wurde der Kanal technisch weiter ausgereizt. Außerdem entschloss man sich dazu, die Anzahl verfügbarer, darstellbarere Zeichen auf ein Minimum zu reduzieren, so dass noch einmal 32 Anschläge zusätzlich möglich wurden.
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Heute werden in Deutschland 29,1 Milliarden (zumindest im Jahr 2008, sagt die Bundesnetzagentur) solcher Kurzmitteilungen versendet: an der Zeichenlänge hat sich bis heute nichts verändert, auch wenn wir mittlerweile T9, QWERTZ-Tastaturen oder direkt Touchscreen-Keyboards an oder in unseren Handys haben. Oder seht euch Twitter an: hier ist die Fläche verfügbarer Zeichen sogar noch weiter geschrumpft, 140 sind nun für den Text reserviert, 20 für den Namen.
Hillebrand hat nach seiner Erfindung übrigens in die Röhre geguckt und keinen Pfennig daran verdient. Heute arbeitet er als Unternehmer noch immer in Bonn. Sein jüngstes Projekt: Ein MMS-Standard, der sicherstellen soll, dass verschickte Multimedia-Dateien auf jedem Endgerät gleich dargestellt werden.
(André Vatter)