Von Purpose, Visionen und Werten wird oft geredet, wenn sich Unternehmen „modern“ aufstellen wollen. Tatsächlich können Leitbilder zeigen, warum ein Unternehmen das tut, was es tut und damit eine Wirkung erzeugen. Das Buch „Purpose, Sinn und Werte“ von Karlheinz Illner tritt an, um eine Hilfestellung für das „Warum“ zu leisten. Eine Rezension.
Die Frage nach dem Sinn eines Unternehmens fand ich schon immer spannend. Insbesondere in dem von mir geleiteten Studiengang „Normatives und nachhaltiges Management“.
Denn an der Akademie für Mode und Design in Berlin bin ich mit meinen Studierenden dieser Frage nachgegangen. Dabei haben wir uns auf die Frage nach dem Nutzen von Vision und Mission konzentriert.
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„Purpose, Sinn und Werte“: Wofür gibt es ein Unternehmen?
Karlheinz Illner geht in seinem Buch weiter. Er beginnt dabei bei der maßgeblichen Ausgangsfrage: Wofür gibt es ein Unternehmen?
Denn diese Frage stellen sich nicht nur immer mehr Gründer, sondern auch etablierte kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs).
Sie haben erkannt, dass ein Unternehmen mehr ausmacht als Pläne und Zahlen, auch wenn diese noch immer in vielen Unternehmen dominieren.
Entwicklung eines Purpose als Ziel
Ziel des Buches ist die Entwicklung eines „Purpose“. Der Fokus liegt dabei auf dem Purpose von Familienunternehmen, weil laut dem Autor diese ein paar starke Vorteile gegenüber Konzernen auf ihrer Seite haben wie Fokus, langfristiges Denken mit Zukunftsorientierung, Authentizität und Unabhängigkeit.
Diese Vorteile helfen auch beim Finden des Purpose, weil dieser sich ja grundsätzlich nicht an kurzfristigen Trends und Moden, sondern an einem Unternehmenskern ausrichtet, der umso stärker ist, umso fokussierter und langfristiger ein Unternehmen denkt.
Und damit es auch keine Mißverständnisse gibt, bringt der Autor eine klare Abgrenzung der Bedeutungen der Begriffe „Sinn“, „Vision“ und „Purpose“.
Anhand dieser Abgrenzung wird klar, dass sich Unternehmen auf den Purpose konzentrieren müssen. Die Art, wie die Abgrenzung dabei erfolgt, macht Sinn und schafft es, die Begriffe trennscharf zu definieren und so voneinander abzugrenzen.
In fünf Schritten zum unternehmerischen Purpose
Sodann geht es um das Finden des Unternehmens-Purpose. In 5 Schritten erläutert der Autor, wie es gelingt, diesen Purpose zu identifizieren. Dabei geht der Blick von der Businessrealität über die Frage, wo das Unternehmen steht und welche Haltung es hat, hin zur Übereinstimmung der persönlichen Einstellung mit der unternehmerischen Situation.
Am Ende ist der Leser in der Lage, den Unternehmens-Purpose zu formulieren. Ein Wort der Warnung ist an dieser Stelle angebracht: der Weg bis hierhin erfordert ein gesundes Maß an Selbstreflexion und Selbstkritik. Er liest sich in dem Buch einfach, aber er ist es nicht, wenn man ihn ernsthaft gehen will.
Rezension „Purpose, Sinn und Werte“: Was fängt man mit Purpose an?
Ist man aber zur Formulierung gekommen, dann endet das Buch nicht, was in meinen Augen sehr erfreulich ist. Denn oftmals hören Bücher, die sich mit dem „Warum“ oder „Wofür“ eines Unternehmens beschäftigen, auf, wenn es eigentlich am spannendsten ist – nämlich bei der Frage, was man nun mit diesem Purpose anfangen kann.
Karlheinz Illner macht das nicht. In den letzten drei Kapiteln des Buches erläutert er, wie sich mit einem Purpose Veränderungen anstoßen und meistern lassen, wie sich die Mitarbeiterführung und die Unternehmenskultur verändern lässt und wie der Purpose als Markenkern nach außen getragen werden kann.
Meiner Ansicht nach sind diese Kapitel extrem stark, denn sie zeigen, dass ein Purpose so viel mehr ist als nur eine schöne Formulierung im Marketingbereich. Richtig eingesetzt kann ein Purpose ein ganzes Unternehmen transformieren und dabei stärken. Dies wiederum ist genau das, was viele Unternehmensinhaber suchen, wenn wie derzeit die wirtschaftlichen Entwicklungen unsicher sind.
Natürlich sollte an dieser Stelle erwähnt werden, dass ein Purpose nicht das Allheilmittel ist. Es kann nicht eine schwache Produktpalette oder fehlerhafte unternehmerische Entscheidungen auslöschen. Aber ein Purpose kann die eigene Identität beschreiben und als Fixstern dienen – für den bzw. die Inhaber:in, aber auch für die Mitarbeiter und die sonstigen Stakeholder.
Ein Arbeitsbuch, keine Nachmittagslektüre
Nicht unerwähnt bleiben soll auch, dass das Buch einen gewissen wissenschaftlichen Tiefgang hat. Wer eine leichte Nachmittagslektüre erwartet, der wird vermutlich enttäuscht sein. Der Autor stützt seine Darstellungen auf diverse Ansätze wie die von Prof. Clare Graves und Robert Hartmann und verwendet im Rahmen der Erläuterung Methoden wie die Stacey Matrix oder das Graves-Value-System. Diese werden immer in Kürze erklärt und die Anwendungen erläutert, aber der/die Leser:in muss sich mit diesen beschäftigen.
Fazit: Rezension „Purpose, Sinn und Werte“:
Wer das jedoch tut und sich von der an manchen Stellen etwas akademischen Sprache nicht abschrecken lässt, der bekommt mit diesem Buch ein wunderbares Werkzeug an die Hand, um sein Unternehmen weiterzuentwickeln.
Und wenn ich Buch sage, dann greift das eigentlich zu kurz, denn der Inhalt des Buches wird ergänzt mit einer Vielzahl von digitalen Inhalten, seien dies Interviews mit unternehmerischen Persönlichkeiten, die ihren Purpose erläutern, Ergänzungen von Experten wie Professor Karsten Kilian von der FHWS in Würzburg und Tilmann Peschke aus Nürnberg sowie Checklisten, Übersichten und Modellen.
Ich könnte noch viel schreiben, aber im Grunde ist es ja schon klar geworden: ich kann dieses Buch ruhigen Gewissens empfehlen. Es bereichert die Diskussion um den unternehmerischen Purpose und macht den luftigen Begriff des Purpose greif- und anwendbar.
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