Technologie Wirtschaft

Grenzüberschreitende Online-Einkäufe: Was ist eigentlich Geoblocking?

Geoblocking, Online-Shopping, Video-Streaming, Ländersperre, VPN, Proxy-Server, DNS, Internet, Website, Streaming
unsplash.com/Microsoft Edge
geschrieben von Beatrice Bode

Die Bundesnetzagentur fordert die deutsche Bevölkerung zur Weihnachtszeit auf, sogenanntes Geoblocking zu melden. Doch was versteht man unter dem Begriff eigentlich? Die Hintergründe. 

Um ihren Liebsten eine Weihnachtsfreude zu bereiten, gehen die meisten Menschen auch in diesem Jahr wieder auf Geschenksuche im Internet. Der Umsatzanteil des Online-Handels am Weihnachtsgeschäft in Deutschland soll Prognosen zufolge im Jahr 2022 bei etwa 17,6 Prozent liegen.

Doch die meisten User wissen: Nicht jeder Online-Shop ist von überall aus einwandfrei erreichbar. Der Grund dafür nennt sich Geoblocking. Und das ist nicht immer rechtens.

Die Bundesnetzagentur hat Verbraucher:innen deshalb kürzlich dazu aufgefordert, sogenannte Geoblocking-Verstöße bei Online-Einkäufen zu melden.

Was ist Geoblocking?

Wahrscheinlich stellen sich manchen nun allerdings die Frage: Was ist Geoblocking überhaupt? Einfach gesagt handelt es sich dabei um eine Ländersperre. Laut Techopedia wird so der Internetzugang von Nutzer:innen auf der Grundlage ihres Standortes beschränkt.

Das heißt: Unternehmen und Website-Betreiber:innen hinterlegen die physischen Standorte der User-IP-Adressen in Datenbanken. Je nachdem, wo sich Verbraucher:innen befinden, können sie dann aufgrund des Standortes nur begrenzt auf bestimmte Inhalt zugreifen.

Warum gibt es Geoblocking?

Für Geoblocking gibt es zwei Hauptgründe: Zum einen spielt das Urheberrecht eine wichtige Rolle. Vor allem Streaming-Dienste bieten oft völlig unterschiedliche Länderbibliotheken an.

Dahinter stecken die jeweiligen Lizenz-Vereinbarungen zwischen den Website-Betreiber:innen und den Eigentümer:innen der Inhalte. So bietet beispielsweise Netflix in den USA einen anderen Katalog an als in Deutschland.

In einigen Ländern können Menschen außerdem aus Zensur-Gründen nicht auf bestimmten Content zugreifen. Das geht meistens von der Regierung aus. Beispielsweise können Menschen im Iran aufgrund von US-Sanktionsgesetzen AirBnB nicht nutzen.

Geoblocking: Die Rechtslage

Geoblocking ist grundsätzlich legal. Vor allem in Bezug auf Streaming-Angebote trifft das zu. In anderen Bereichen sieht das allerdings anders aus. Zum Beispiel bezeichnet der Rat der Europäischen Union Geoblocking als diskriminierende Praxis, wenn es die Mitgliedstaaten daran hindert, Waren voneinander zu kaufen.

Mit einer EU-Verordnung von 2018 soll ungerechtfertigte Diskriminierung bei Online-Käufen auf der Grundlage der Staatsangehörigkeit, des Wohnortes oder des Ortes der Niederlassung innerhalb des Binnenmarktes beendet werden.

Das heißt, dass Verbraucher:innen unabhängig von ihrem Standort den gleichen Zugang zu Angeboten haben sollen wie Einheimische. Das gilt gleichermaßen online als auch im stationären Handel.

Natürlich gibt es auch bei dieser Verordnung Ausnahmen: Streamingdienste oder Dienstleistungen im Finanz-, Gesundheits- oder Verkehrsbereich fallen nicht unter die Regelung.

So wird die Geoblocking-Verordnung in Deutschland umgesetzt

In Deutschland ist die Bundesnetzagentur für die Durchsetzung der Verordnung zuständig. Sobald sich Verbraucher:innen beschweren, kontaktiert die Behörde die entsprechenden Anbieter:innen und fordert sie zur ordnungsgemäßen Handlung auf.

Bis zu 300.000 Euro Bußgeld

Wenn ein deutsches Unternehmen gegen die europäischen Geoblocking-Regeln verstößt, kann die Bundesnetzagentur Anordnungen erlassen und Bußgelder von bis zu 300.000 Euro verhängen.

Bei Verstößen von Anbieter:innen aus anderen europäischen Ländern fordert die Bundesnetzagentur die nationale Behörde des betreffenden EU-Landes zum Erlassen von Maßnahmen auf.

Die bei der Bundesnetzagentur im Jahr 2022 eingegangenen Beschwerden betrafen überwiegend grenzüberschreitende Wareneinkäufe, aber auch Hindernisse beim Zugang zu bestimmten Apps, die nur national genutzt werden können. Bislang haben die Unternehmen in sämtlichen Fällen ihre Verstöße gegen die Geoblocking-Verordnung abgestellt.

So kannst du Geoblocking umgehen

Es gibt bereits verschiedene Methoden das Geoblocking zu umgehen. Hier stellen wir euch die vier gängigsten Möglichkeiten vor.

Möglichkeit 1: VPN

Die wohl bekannteste und effektivste Variante ist die Nutzung eines VPN. Mithilfe der privaten Netzverbindung maskierst du deine echte IP-Adresse und ersetzt sie durch die eines anderen Landes. Dadurch verändert sich dein Online-Standort und du umgehst das Geoblocking.

Möglichkeit 2: Proxy-Server

Per Proxy-Server kannst du sozusagen einen Mittelsmann zwischen dich und die gewünschte Website schalten. Denn auch ein Proxy-Server hat eine IP-Adresse. Verbindest du dich also auf diese Weise mit dem Internet, ändert sich deine IP, bevor du zum eigentlichen Content weitergeleitet wirst.

Möglichkeit 3: Tor-Browser

Geografische Beschränkungen kannst du auch per Tor-Browser umgehen. Genau wie mit Chrome und Safari kannst du Websiten ganz normal öffnen. Allerdings erlaubt dir ein Tor-Browser auch, auf spezielle „.onion“-Seiten zuzugreifen.

Möglichkeit 4: Smart DNS oder DNS-Wechsler

Das sogenannte Domain Name System (DNS) macht Domainnamen wie beispielsweise Facebook lesbar. Per Smart DNS oder DNS-Wechsler kannst du DNS-Server auf deinem Gerät von lokalen zu DNS-Servern in einem anderen Land ändern.

Obwohl all diese Methoden zwar gängig und legal sind, heißt das nicht sofort, dass sie auch moralisch richtig sind. Außerdem verstößt das Umgehen der Ländersperren bei vielen Streaming-Diensten gegen die AGBs.

Versucht ihr es trotzdem, können euch die entsprechenden Anbieter:innen im schlimmsten Fall dauerhaft von der Nutzung des Angebots ausschließen.

Auch interessant: 

Über den Autor

Beatrice Bode

Beatrice ist Multi-Media-Profi. Ihr Studium der Kommunikations - und Medienwissenschaften führte sie über Umwege zum Regionalsender Leipzig Fernsehen, wo sie als CvD, Moderatorin und VJ ihre TV-Karriere begann. Mittlerweile hat sie allerdings ihre Sachen gepackt und reist von Land zu Land. Von unterwegs schreibt sie als Autorin für BASIC thinking.