Auf den ersten Blick weiß das Yoga 3 Pro natürlich wie seine Vorgänger durchaus zu beeindrucken. Lenovo ist eigentlich sogar noch einen Schritt weitergegangen, denn das neue Modell wurde noch einmal dünner, leichter und edler gestaltet als das zuletzt schon verdammt gut gemachte Lenovo Yoga 2 Pro. Es gibt nur sehr sehr wenige Notebooks, die ein derart dünnes Gehäuse bieten, ohne dabei Abstriche bei der Tastatur zu machen. Eine wichtige Rolle spielt dabei das neue „Watchband“-Gelenk, das in dieser Form an keinem anderen Notebook zu finden ist, so dass insgesamt ein zwar nicht ganz aus Metall gefertigtes, aber immer noch sehr ansprechendes Edel-Notebook enstanden ist.
Unter der Haube steckt Intels neuer „Broadwell“ in der sparsamsten Serie, also ein Intel Core M 5Y70, der mit 1,1 bis 2,6 Gigahertz arbeitet. Dieser ist in unserem Fall mit acht Gigabyte Arbeitsspeicher (was auch das Maximum ist) und einer 256 GB fassenden SSD gepaart (hier geht es bis maximal 512 GB). Das 13,3-Zoll-Notebook hat außerdem wieder ein QHD+-Display an Bord, das mit irrwitzigen 3200×1800 Pixeln auflöst. Auch wenn das Panel sicherlich nicht die beste Eignung für die Verwendung in einem Windows-Gerät hat – dazu später mehr – ist es ein beeindruckendes Stück Hardware. Das Gleiche gilt im Grunde auch für den Rest des Lenovo Yoga 3 Pro, auch wenn es eine Reihe von „Aber!“-Einwürfen geben muss, denn es ist in diesem Fall nicht alles Silber, was glänzt – so wie unser Testgerät.
Design
Hat man das Lenovo Yoga 3 Pro erstmals vor sich, fällt sofort die extrem flache Bauweise auf, denn das Gerät ist an seiner dicksten Stelle nur 12,8 Millimeter hoch. Wohlgemerkt haben wir es hier mit einem Notebook inklusive Tastatur und diversen Anschlüssen zu tun und nicht etwa mit einem reinen Tablet. Man fragt sich eigentlich, wie Lenovo es geschafft hat, all die Hardware in einem derart flachen Gesamtpaket zu verstauen. Der Deckel ist aus Aluminium, ebenso wie die Bodenplatte – beide Teile sind optional in Silber oder Orange erhältlich, wir haben aber wie erwähnt ein silberfarbenes Modell bekommen.
Die Metallabdeckungen reichen jeweils nicht ganz bis zum Rand, denn Lenovo hat sich hier entschieden, eine Art umlaufenden Rand zu schaffen, der dem Gerät eine ganz leichte „Rugged“-Note gibt. Das weiche Gummi am äußersten Rand dürfte durchaus für eine höhere Widerstandsfähigkeit sorgen, ersetzt aber natürlich kein auf maximale Robustheit getrimmtes Gehäuse, wie man es bei speziellen Rugged-Geräten findet.
Die Widerstandsfähigkeit des Yoga 3 Pro hält sich natürlich in Grenzen, schließlich handelt es sich um ein „normales“ Notebook. So hat unser Gerät durch den Transport im Rucksack und vor allem den Kontakt mit diversen härteren Oberflächen durchaus schon ein bisschen gelitten, denn es gibt kleinere Abplatzungen des Lacks am Rand, die sich jedoch stark in Grenzen halten. Hinzu kommen leider diverse kleinere Kratzer im Lack des Deckels.
Das Gehäuse ist aufgrund der verwendeten Materialien trotz der Metallabdeckungen auf Boden und Deckel relativ biegsam – aber deutlich weniger flexibel als seine Vorgänger, zumindest im geschlossenen Zustand. Ich persönlich habe mich sehr auf ein vollständig aus Metall gefertigtes Gehäuse gefreut, denn genau dies ließen die uns damals vorliegenden ersten Infos ja durchaus vermuten. Nunja, es sollte halt mal wieder nicht sein, auch wenn Lenovo mit Geräten wie dem IdeaPad U330 ja schon gezeigt hat, dass man zu günstigen Preisen „Voll-Alu“-Notebooks liefern kann.
DAS Scharnier
Lenovo machte nicht ohne Grund großes Aufhebens um das neu entwickelte Scharnier, mit dem das Display am Rest des Gehäuses befestigt ist. Es besteht aus der unglaublichen Zahl von 812 Einzelteilen, wobei der Anwender davon vor allem eine Reihe Metallglieder und die dazwischenliegenden Edelstahldrähte zu sehen bekommt. Diese Konstruktion ähnelt entfernt einem Metallarmband für Uhren, was auch für die Bezeichnung als „Watchband“-Scharnier sorgt. Die ganze Sache sieht nicht nur verdammt gut aus, sondern erfüllt ihren Zweck auch noch absolut hervorragend. Anders als bei den „alten“ bzw. bei anderen Geräten im Yoga-Stil üblichen Doppelscharnieren sorgt das robuste Stahlgeflecht nämlich dafür, dass das Display beim Antippen praktisch so gut wie gar nicht nachwackelt.
In jeder Position wird das Panel auch nach Monaten der Nutzung noch stabil gehalten und die Last wird gleichmäßiger verteilt, was deutlich macht, dass es sich nicht nur um ein Design-Element handelt, sondern eine echte Innovation im Bereich der Konstruktion von Display-Befestigungen. Der Ansatz sorgt auch dafür, dass man das Notebook selbst dünner konstruieren kann und trägt somit entscheidend dazu bei, dass nur 12,8 Millimeter dünne Design überhaupt zu ermöglichen. Lenovo sollte dringend dafür sorgen, dass man bald auch weitere Geräte mit dieser Bauweise auf den Markt bringt, wobei diese dann nicht unbedingt dermaßen dünn sein müssen. Vermutlich ist das Scharnier im Vergleich zu normalen Varianten allerdings nicht ganz billig, weshalb Lenovo sich wohl bewusst für die Verwendung in einem hochpreisigen Notebook-Modell entschieden hat.
Tastatur
Die Handballenauflage und die restlichen Teile der Innenseite des Notebooks sind abgesehen von der aus Gorilla Glass gefertigten Oberfläche des Displays aus einem relativ weichen Kunststoff. Sie ist mit einem Punktemuster versehen, das irgendwie doch stark an die Rückseite des Samsung Galaxy S5 erinnert – aber keineswegs billig wirkt und sich durchaus angenehm anfühlt. Lenovo hat beim Yoga 3 Pro einige Entscheidungen treffen müssen, um sein Ziel eines möglichst flachen Endprodukts zu erreichen.
Beim Blick auf die Tastatur werden zwei davon deutlich – die Tastatur wurde der bisher üblichen sechsten Tastenreihe beraubt, man muss also ohne dedizierte Funktionstasten auskommen. Im Alltag wirkte sich dies in meinem Fall allerdings kaum negativ aus. Außerdem wurde die gesamte Tastatur ein Stückchen weiter in Richtung des Users verlegt, so dass ein relativ breiter Rand oberhalb des Eingabewerkzeugs entstanden ist.
Der Grund hierfür lässt sich recht schnell nachvollziehen: weil das Notebook dermaßen dünn ist, die Tasten aber einen gewissen Hub haben müssen, hat unter dem schmalen Streifen oberhalb des Keyboards das Mainboard untergebracht. Der Rest des Gehäuses dürfte unterhalb der Tastatur bis zur Front nur noch mit dem flachen Akku belegt sein. Gleichzeitig schrumpfte die Handballenauflage etwas, auch wenn das Yoga 3 Pro gut einen Zentimeter „länger“ ist als sein Vorgänger. Manchmal kann es deshalb bei großen Händen wie meinen etwas eng werden vor der Tastatur, doch es bleibt eigentlich immer noch genügend Raum, um die Hände beim Tippen komfortabel abzulegen, ohne dass sich der vordere Rand des Gehäuses in die Handballen bohrt.
Der Hub der Tastatur fällt ein wenig geringer aus als beim Vorgänger, bleibt aber immer noch angehm groß. Ich würde sogar sagen, dass ein etwas festerer Anschlag geboten wird und sich das Keyboard weniger weich anfühlt als zuvor. Mir persönlich gefällt dies sehr gut und dank der bewährten Form der Tasten mit ihrer leichten Wölbung und perfekten Größe kann ich auf dem Yoga 3 Pro hervorragend und vor allem schnell und sicher tippen.
Eine kleine Anekdote nebenbei: Erstaunlicherweise überstand das Yoga 3 Pro zwei schwerwiegende Attacken mit Club Mate beziehungsweise zuckerfreiem, aber dennoch höllisch klebrigem amerikanischem Root Beer ohne einen technischen Defekt. Nur sollte man dies dennoch auf jeden Fall vermeiden, denn mittlerweile macht sich die getrocknete Flüssigkeit dann leider doch durch festklebende Tasten bemerkbar. Aber pssst, das habt ihr jetzt überlesen.
Das Trackpad ist angenehm groß und reagiert vor allem nur noch dann, wenn man es wirklich braucht – das war beim Vorgänger zumindest in meinem Fall noch anders. Die Oberfläche des Trackpads fühlt sich gut an und lässt den Finger gut gleiten. Es ist nur am unteren Rand klickbar, wobei der Hub wohl wegen der geringeren Dicke des Yoga 3 Pro geringer ausfällt als beim 2er-Modell, wodurch das Feedback nicht ganz so deutlich ausfällt. Insgesamt funktioniert die Bedienung aber gut und flüssig, so dass man durchaus an der Aussage festhalten kann, dass Lenovo sich in Sachen Keyboard- und Trackpad-Design vor keinem anderen Anbieter verstecken muss.
Ports
Es passieren tatsächlich noch Zeichen und Wunder, denn das Lenovo Yoga 3 Pro hat tatsächlich einen USB-Port mehr als der Vorgänger – insgesamt nun also drei. Das Ganze ist allerdings mit ein wenig durchaus interessanter Trickserei verbunden. Es gibt auf den ersten Blick zwei normale USB-3.0-Ports, doch wenn man sich das Netzteil und den Anschluss am Gerät selbst ansieht, stellt man irgendwann fest, huch, der Stromanschluss ist ebenfalls ein USB-Port! Lenovo hat seinen Netzstecker nämlich so gestaltet, dass man das 40-Watt-Netzteil an diesem Multifunktions-Port anschließen kann, aber alternativ eben auch ein USB-Stick oder ein beliebiges anderes USB-Gerät daran verwenden kann.
Damit man mit dem Netzteilstecker nicht versehentlich einen der anderen Ports „brät“, wurde dieser mit einer kleinen Ausbuchtung versehen, so dass er wirklich nur in den Strom-USB-Port passt. Für den Kunden ergibt sich der Vorteil, dass ihm nicht nur (zumindest wenn das Netzteil nicht genutzt wird) ein weiterer USB-Port zur Verfügung steht, sondern das mit mehreren Spannungen arbeitende Netzteil auch zum Laden von Smartphones und anderen USB-Geräten verwendet werden kann. Außerdem sitzt der Netzstecker beim neuen Design insgesamt besser und man läuft zumindest meinem Eindruck nach nicht so schnell Gefahr, ihn abzubrechen.
Neben den zwei (drei!) USB-Ports sind am Gehäuserand auch noch ein MicroHDMI- Anschluss, ein kombinierter Audio-Port und ein vollwertiger SD-Kartenleser zu finden. Nein, die Speicherkarte wird auch hier leider nicht komplett aufgenommen, sondern ragt immer etwas aus dem Gehäuse heraus. Ja, ich habe es bereits geschafft, eine Karte abzubrechen… Die Positionierung des Kopfhöreranschlusses auf der rechten Seite finde ich zudem nicht ganz optimal, da ich auf Messen oder Veranstaltungen oft mit einer Maus und Kopfhörern arbeite, so dass sich die Kabel beider „Geräte“ hier häufig in die Quere kommen. Andererseits wäre es wohl gegenüber Linkshändern auch nicht ganz fair, den Headset-Port auf die linke Seite zu verlegen.
Wer übrigens einen dicken UMTS-Stick oder ähnliches an das Yoga 3 Pro anschließen möchte, sollte am besten zu einem kleinen Verlängerungskabel greifen. Das Gerät ist dermaßen dünn, dass zwar die USB-Ports selbst gut unterkommen und die Stecker der meisten normalen Peripheriegeräte auch, aber bei besonders klobigen Steckern oder Sticks kann es vorkommen, dass das gesamte Gewicht des Notebooks dann auf dem Port und dem daran angeschlossenen Gerät lastet. Dauerhaft geht dies sicherlich nicht gut, wobei man Lenovo hier nur schwer einen Vorwurf machen kann, wenn ein USB-Gerät einfach zu dick ist. „Normale“ Speicher-Sticks sind übrigens kein Problem. Lenovo legt leider keine entsprechenden Adapter bei, dass man für den Anschluss eines HDMI-Kabels noch selbst in einen Adapter für den MicroHDMI-Ausgang zahlen muss.
Display
Das neue Lenovo Yoga 3 Pro hat wie sein Vorgänger ein von Samsung gefertigtes Display mit der enorm hohen Auflösung von 3200×1800 Pixeln an Bord. Das QHD+-Panel ist eine Weiterentwicklung des im Vorjahresmodell verwendeten Bildschirms und schafft es endlich, das Problem der schlechten Farbdarstellung in den Griff zu bekommen. Bei Lenovo und Samsungs Display-Sparte hat man die Kritik offenbar vernommen und entsprechend nachgebessert. Die Farbdarstellung ist nun nämlich fast optimal, so dass es ganz anders als beim Vorgänger praktisch nichts auszusetzen gibt. Nicht ganz so gut sieht es beim Kontrast aus, denn dieser ist geringer als bei anderen Panels. Die guten Farbwerte machen dies allerdings zum Teil wieder wett. Die Blickwinkelstabilität ist bei dem IPS-basierten Panel aus allen Richtungen hervorragend und es kommt kaum zu Farbverfälschungen.
Was die Helligkeit angeht, erreicht das Yoga 3 Pro laut meinen kruden Messmethoden knapp 300 Candela, wobei das Panel wie so oft nicht ganz gleichmäßig ausgeleuchtet ist. Im Schnitt liegt die Helligkeit bei rund 275 Candela, was im Vergleich zu vielen Notebooks und vor allem Smartphones dann doch ein etwas enttäuschender aber dennoch ordentlicher Wert ist. Im Freien hatte ich persönlich trotzdem keine Probleme, das Panel abzulesen, selbst wenn ich in der prallen Sonne unterwegs war. Die Spiegelung der Display-Abdeckung sind natürlich dennoch vorhanden, so dass man oft mehr von der Umgebung wahrnimmt als vom Bildschirminhalt selbst.
Negativ fiel mir auf, dass das Display in meinem Fall recht starke Lichthöfe aufweist, was mich gerade beim Videokonsum dann doch etwas störte. Gerade an den Ecken scheint die Hintergrundbeleuchtung teilweise durch, was möglicherweise mit der relativ großen Flexibilität des Display-Deckels zu tun haben könnte. Zumindest ist es mein Eindruck, dass die hervorragende Stabilität des „Watchband-Scharniers“ hier vielleicht zu einem Problem werden könnte, weil die Zugkräfte beim Bewegen des Deckels dauerhaft negative Folgen haben könnten. Bisher habe ich allerdings keine Verschlechterung nachvollziehen können, so dass es sich dabei bisher um reine Spekulation meinerseits handelt.
Der Touchscreen reagiert hervorragend auf alle Eingaben, so dass es unter Windows 8.1 keine Probleme gibt, das Gerät mit den Fingern zu bedienen. Man muss allerdings etwas Glück haben, wenn es darum geht, den kapazitiven Windows-Button zu nutzen, denn dieser ist nicht so empfindlich, wie man es sich vielleicht wünschen würde – wenn man ihn denn regelmäßiger verwendet.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die enorme Auflösung des Displays. Weil viele Windows-Anwendungen (Hallo Google Chrome!) noch nicht ordnungsgemäß skalieren, betreibe ich das Lenovo Yoga 3 Pro nie mit der vollen Auflösung von 3200×1800 Pixeln. Stattdessen nutze ich entweder die Full-HD-Auflösung von 1920×1080 Pixeln oder stelle das Panel auf 2048×1152 Pixel ein. So kann man immer etwas erkennen, wird nicht von grausam verwaschenen Schriften erschreckt und hat dennoch ausreichend Platz, um mit mehreren Fenstern zu hantieren. Hierbei wird außerdem der Umstand zum Vorteil, dass es sich um ein Display mit PenTile-Matrix handelt. Sorgt die diamantförmige Pixelanordnung eigentlich für eine gewisse Unschärfe im Vergleich zu einer normalen RGB-Streifenmatrix, wirkt das Panel bei der Nutzung von nicht nativen Auflösungen dadurch sogar etwas schärfer – zumindest kommt es mir so vor.
Insgesamt hätte ich mir eher ein realistischer auflösendes Display mit niedrigerer Auflösung gewünscht, doch Lenovo konnte hier wohl kaum einen Rückschritt gegenüber dem Yoga 2 Pro machen, schließlich ist der ultraflache Neuling das Flaggschiff unter den Consumer-Notebooks des chinesischen Herstellers. Insgesamt ist das Panel meiner Auffassung nach in Ordnung, denn die Bildqualität stimmt auch bei zwangsweise reduzierter Auflösung und die Farbdarstellung ist ebenfalls gut. Die Helligkeit könnte zweifelsohne höher sein, auch wenn mir dies nicht unbedingt nicht negativ auffiel. Allerdings ist man dadurch oft veranlasst, das Panel heller zu drehen, was wiederum die Akkulaufzeit negativ beeinträchtigen könnte.
Performance
Die Leistung ist beim Lenovo Yoga 3 Pro ein zweischneidiges Schwert. Theoretisch soll der hier verwendete Intel Core M 5Y70 mit seinem Basistakt von 1,1 Gigahertz und einer TurboBoost-Frequenz von bis zu 2,6 Gigahertz ja der neue Maßstab in Sachen Effizienz in der Intel Core-Familie auf „Broadwell“-Basis sein. In der Praxis bedeutet dies aber auch, dass es sich bei dem hier mit einer durchschnittlichen TDP von maximal 4,5 Watt laufenden Chip eben doch um ein Modell der Y-Serie handelt. Diese Stromspar-SoCs sind den „normalen“ Modellen der in anderen Ultrabooks und auch dem Vorgänger verbauten U-Serie in Sachen Leistung deutlich unterlegen, gerade wenn es darum geht, über einen etwas längeren Zeitraum maximale Power zu bieten.
In der Praxis heißt dies, dass der Core M hier zwar theoretisch über einen kurzen Zeitraum eine dem im alten Modell verwendeten Intel Core i5-4200U ähnliche Spitzenleistung bieten kann, diese aber aufgrund thermischer Einschränkungen eben nicht länger hält. Geht es also um den einfachen Office-Betrieb oder das Surfen im Web, macht der Core M-5Y70 durchaus eine gute Figur, sobald man aber mit einer großen Tab-Zahl und am besten noch Photoshop oder einem Videoschnittprogramm arbeiten will, stößt man schnell an Grenzen. Hintergrund ist, dass Intel den Core M eigentlich hauptsächlich für den lüfterlosen Betrieb ausgelegt hat und ihn deshalb schnell heruntertakten lässt, um eine Überhitzung mangels aktiver Kühlung zu verhindern.
An sich wäre dies ja vielleicht noch zu ertragen, doch Lenovo leistet sich meiner Meinung nach beim Yoga 3 Pro einen groben Schnitzer in Sachen Power- und Lüfter-Management. Richtig gelesen, es gibt hier einen Lüfter. Dies war für mich beim ersten Einschalten des Yoga 3 Pro am Launch-Abend eine herbe Enttäuschung, war ich doch schön dem Marketing-Sprech erlegen und ging davon aus, dass ein dermaßen flaches und mit Intel Core M ausgerüstetes Notebook natürlich ohne Lüfter auskommen würde. Falsch gedacht, musste ich zu meinem Bedauern feststellen. Hinten rechts, gut versteckt hinter dem Scharnier sitzt ein flacher Lüfter. Er tut seinen Dienst zwar meistens leise – vor allem wenn man den Vergleich zu den deutlich lauteren Vorgängern zieht. Der Lüfter ist aber dennoch für mich sehr deutlich wahrnehmbar und dreht auch schon bei der kleinsten Beanspruchung hoch.
Hier wird dann zumindest meiner Wahrnehmung nach das große Problem des Yoga 3 Pro deutlich. Weil das Gerät enorm flach gebaut ist, ist wenig Platz für die üblicherweise gern mal ausladend dimensionierten Heatpipes. Lenovo fürchtete deshalb wohl Hitzeprobleme und lässt nicht nur den Lüfter sehr früh – also schon bei geringen Temperaturen – sehr hoch drehen, so dass er praktisch konstant läuft, sondern drosselt die Leistung des Prozessors auch noch sehr aggressiv und somit ebenfalls sehr früh herab.
Inwiefern dies wirklich nötig wäre, kann ich nur schlecht einschätzen, jedoch wurde das Yoga 3 Pro in meiner Nutzungszeit selbst bei Dauerbelastung nie auch nur etwas mehr als handwarm, selbst dort wo die CPU untergebracht ist. Es dürfte daher noch einigen Spielraum in Sachen Temperatur und Hitzeabfuhr geben, der leider nicht genutzt wird und das Gerät somit zumindest für den „ambitionierte Anwender“ nicht dauerhaft nutzbar macht – es wird sozusagen künstlich verkrüppelt.
Dies macht sich wie erwähnt schnell bemerkbar, denn schon bei der ersten Nutzung kam es bei meinem Gerät zu einer stockenden Audiowiedergabe und die Oberfläche von Windows fühlt sich insgesamt nicht sonderlich flüssig an. Der Latenzmonitor (LatencyMon) machte das Problem deutlich, denn es gibt massives Lag bei der Audiowiedergabe. Lenovo besserte einige Wochen nach dem Launch mit einem Firmware-Update nach, so dass das Audioproblem nur noch dann auftritt, wenn das Gerät im Idle-Modus sein Display abschaltet und die CPU dementsprechend heruntertaktet. Musik per Stream oder einfach von der Festplatte abzuspielen ist dann aber eben nicht mehr sinnvoll möglich, weil es dauernd Aussetzer gibt. Vielleicht habe ich ja auch ein Montagsgerät aus der ersten Charge erwischt, erschreckend finde ich das Ganze aber dennoch. Ähnliche Probleme hatten übrigens auch einige Kollegen.
Die heftigen Eingriffe in Sachen Drosselung machen sich gerade bei der Verwendung von anspruchsvolleren Programmen bemerkbar. Geht es darum, Bilder zu bearbeiten, lahmt Photoshop hier im Vergleich zum Yoga 2 Pro (ja, ich weiß, da steckt ein 15-Watt-Chip drin) deutlich und beim eigentlich sehr schnellen Video-Rendern per Intel QuickSync in PowerDirector dauert es rund ein Drittel länger, bis ein gleichlanger 1080p-Clip fertig produziert ist. Hat man dabei den Task-Manager offen, zeigt sich, wie kurz der Core M hier mit maximaler Frequenz betrieben wird, denn schon nach Sekunden bremst er auf nur noch 1,1 bis 1,3 Gigahertz ab, um bloss nicht seinen „Thermal Envelope“ zu verlassen, der hier wohl wie gesagt viel zu eng gesteckt wurde.
Dass es sich um ein für das Yoga 3 Pro spezifisches Problem handelt, legen auch Vergleiche mit anderen Geräten auf Basis des Intel Core M nahe. Beim Test mit CineBench 15 liefert selbst ein HP Slate X2 13 mit dem eigentlich langsameren Intel Core M-5Y10a (0,8 GHz Basis-, 2,0 GHz Maximaltakt) bessere Benchmark-Ergebnisse als der 5Y70 im Yoga 3 Pro. In HPs sicherlich etwas ungewöhnlichem Riesen-Tablet steckt dabei noch nicht einmal ein Lüfter, auch wenn hier freilich ein Metallgehäuse verwendet wird, das sicherlich bessere Wärmeleitfähigkeit besitzt.
Insgesamt muss ich also sagen, dass ich zumindest im Fall des Lenovo Yoga 3 Pro ziemlich enttäuscht vom Intel Core M-5Y70 bin. Dass einen Lüfter gibt, lässt sich vielleicht noch ertragen, doch die wohl über die Maßen aggressive Drosselung macht mir im Alltag das Leben einfach unnötig schwer. Wie gesagt, es könnte sich auch um ein auf mein Gerät beschränktes Problem handeln, doch andere Tester haben mir ähnliche Fälle geschildet. Lenovo muss daher wohl dringend nochmal in Sachen Lüfter- und Thermal-Management nachbessern, denke ich.
Ansonsten muss man sich eben darauf einstellen, dass wir es hier zwar mit einem Ultrabook zu tun haben, aber eben doch eine Y-Series-Plattform an Bord hat. Das heißt für mich, dass das Yoga 3 Pro zwar für Office-, Web- und Multimedia-Konsum durchaus gut geeignet sein dürfte, wer aber mit Photoshop arbeiten will oder Filmschnitt betreiben möchte, sollte sich lieber nach einem Notebook mit Intel Core i3, i5 oder i7 aus der U-Serie umschauen. Als Alternativen auf „Broadwell“-Basis dürften unter anderem das Lenovo U31 und U41, die aktualisierten Modelle der ASUS ZenBook UX303-Reihe und das Dell XPS 13 in Frage kommen. Lenovos Schlankheitswahn macht den Chinesen im Fall des Yoga 3 Pro zumindest in Sachen Leistung leider einen Strich durch die Rechnung.
Die SSD im Lenovo Yoga 3 Pro bietet in meinem Fall eine Kapazität von 256 GB und somit ausreichend Platz für jeden, der mit dem Gerätespeicher nicht so wie ich absolut wie ein Messi umgeht. Wer allerdings auf der Messe unterwegs ist und eine Tonne Videos anfertigt und verarbeiten muss, hat auch die größte SSD schneller gefüllt als man denkt. Es handelt sich im Yoga 3 Pro in den meisten Fällen um eine SSD von Lite-ON, obwohl auch andere Zulieferer bereits gesichtet wurden. Die Geschwindigkeiten können sich durchaus sehen lassen, denn das „Laufwerk“ erreicht Lesegeschwindigkeiten von bis zu 470 MB/s und bis zu 270 MB/s beim Schreiben. Dies sind zwar keine absoluten Spitzenwerte, aber eben auch keine Enttäuschung. Auch die wichtigen Geschwindigkeiten beim Umgang mit 4K-Blöcken sind ordentlich, so dass die SSD definitiv keine bremsende Wirkung haben dürfte.
Sound
Wohl auch aus Platzmangel hat Samsung die beiden Lautsprecher des Yoga 3 Pro wie schon früher wieder an der Unterseite des Notebooks angebracht, so dass sie im vorderen Bereich des unteren Randes sitzen. Dort sind sie allerdings nicht gerade ideal positioniert, denn sobald man das Gerät so verwendet, wie es bei einem Laptop nunmal vorgesehen ist, nämlich auf dem Schoß, werden die Lautsprecher garantiert verdeckt. Man sollte das Yoga 3 Pro also beim Medienkonsum am besten auf einen Tisch stellen, oder eben so auf den Knien verschieben, dass der Sound nach außen dringen kann.
Lenovo wirbt zwar damit, dass der Sound wegen der neuen Lautsprecher besonders gut ausfallen soll, doch dies ist natürlich noch lange keine Garantie, dass dem wirklich so ist. Das Yoga 3 Pro hat durchaus leistungsfähige Lautsprecher, ihr Klang ist jedoch leider wie so oft sehr Höhen- und Mitten-lastig – es ist einfach kein Platz für Bass oder größere Lautsprecher. Übrigens klingen die beiden Speaker ganz anders, wenn man statt des Lenovo-Treibers den ab Werk in Windows enthaltenen Audio-Treiber verwendet, wird die Qualität deutlich schlechter. Lenovo modifiziert die Audio-Ausgabe also offenbar beträchtlich. Insgesamt ist der Klang nicht unbedingt schlecht, aber er entspricht wie so oft nicht den Hoffnungen. Beim Vorgänger war der Sound noch etwas ausgeglichener und nicht so höhenlastig, eine Verbesserung hat hier also meiner Meinung nach nicht wirklich stattgefunden.
Akkulaufzeit
Lenovo hat beim Yoga 3 Pro die Hardware dem Design unterworfen, was auch für den Akku gilt. Weil aber der Intel Core M SoC hier nicht so viel Energie benötigt wie der U-Series-Chip im Vorgängermodell, konnte man die Akkukapazität ohne Probleme etwas reduzieren. Der Akku hat hier daher „nur noch“ eine Kapazität von 44 Wattstunden, was aber eben auch für ein auf nur noch rund 1,2 Kilogramm reduziertes Gewicht sorgt.
Im Test mit einem automatisierten WLAN-Surf-Script und ungefähr halbierter Helligkeit schaffte es das Lenovo Yoga 3 Pro auf gut sechs Stunden Laufzeit. Damit bleibt es aber erheblich hinter dem von Lenovo zu Anfang beworbenen Wert von bis zu 11 Stunden zurück, weshalb der Hersteller sein Marketing inzwischen angepasst hat und nur noch von maximal 7 Stunden Laufzeit spricht. Die relativ geringen Werte im WLAN-Modus mit längeren Pausen zwischen den Aktivitäten machen aber bereits deutlich, dass es sich hier keineswegs um einen Langläufer handelt.
Im Desktop-Betrieb (mit auf Full-HD-Niveau reduzierter Auflösung) und unter Verwendung einer WLAN-Verbindung zum Umgang mit rund 20-30 Tabs im Browser, häufigerer Video- und Musikwiedergabe und gelegentlichen Ausflügen in Photoshop sowie geöffnetem Text-Editor – also meinem üblichen Arbeits-Setup – kam ich selten über vier Stunden konstanter Nutzung. Der hohe Speicherbedarf von Chrome und die ständige Beanspruchung der möglicherweise künstlich eingebremsten CPU haben in Verbindung mit dem im Alltag wohl 70 bis 100 Prozent Helligkeit eingestellten Display definitiv negative Auswirkungen, so dass man sich wohl besser ein anderes Gerät zulegen sollte, wenn man länger ohne eine Steckdose auskommen muss.
Im Messebetrieb mit praktisch dauerhaftem Videoschnitt, Bildbearbeitung und maximaler Helligkeit geht dem Yoga 3 Pro leider schon nach gut zwei Stunden die Puste aus, schließlich läuft es dann praktisch konstant unter Volllast. Mir fiel außerdem unschön auf, dass mein Yoga 3 Pro (vom ersten Tag an) einen leisen, aber dennoch deutlich hörbaren und auf Dauer hochgradig nervtötenden Fiepton von sich gab und immer noch gibt. Vermutlich sind hier die Spannungsregler oder irgendein anderes Bauteil, das für die Stromversorgung mitverantwortlich ist, also fehlerhaft oder einfach von minderer Qualität. Bei Kollegen trat dieses Phänomen, soweit ich in Erfahrung bringen konnte, allerdings nicht auf.
Fazit
Alles könnte so schön sein, in einer perfekten Welt. Ist es aber nicht. Das Lenovo Yoga 3 Pro ist im Grunde die logische Weiterentwicklung des letztjährigen Modells. In Sachen Leistung muss man allerdings im Alltag Einschnitte hinnehmen, zumindest wenn man zuvor mit Notebooks auf Basis der Intel Core U-Serie gearbeitet hat. Intel Core M heißt sparsam, aber anscheinend leider auch eine gewisse Einschränkung bei der Leistungsfähigkeit. Ob die strikte Drosselung auch bei anderen Core M-basierten Geräten in dieser Form auftritt, werde ich erst noch herausfinden müssen.
Abgesehen davon hat Lenovo hier einmal mehr gezeigt, dass man in der Lage ist, höchst attraktive Hardware abzuliefern. Das Display ist eine deutliche Verbesserung, gerade was die Farbdarstellung angeht, auch wenn man sich weniger Lichthöfe und eine geringere Auflösung wünschen würde. Die Verarbeitung ist gut, aber nicht überragend. Das Design ist mit dem neuen Scharnier sehr gut gelungen und einfach nur beeindruckend flach und leicht geworden. Auch bei Ports, Tastatur und Keyboard leistet sich das Yoga 3 Pro keine Schwächen. Die Akkulaufzeit dürfte aber ebenfalls besser sein. Insgesamt gefällt mir das Äußere des Yoga 3 Pro sehr gut und auch die Ergonomie ist hervorragend – nur die Inneren Werte wollen mich nicht überzeugen und auf die kommt es ja schon irgendwie an.