Wie sinnvoll ist ein gebogenes Display? Darauf gibt es aktuell zwei verschiedene Antworten, je nachdem, welches Konzept man wählt. Beim Samsung Galaxy Note Edge fällt meine Antwort leider nicht sonderlich positiv aus. Immerhin handelt es sich aber wie schon beim Schwestermodell Samsung Galaxy Note 4 auch hier um ein verdammt gutes Smartphone, wie ich euch im folgenden Testbericht erläutern will.
Technisch entspricht das Samsung Galaxy Note Edge im Grunde zu 100 Prozent dem normalen Samsung Galaxy Note 4. Wir haben es also mit einem leistungsstarken Top-Smartphone zu tun, das mit dem Qualcomm Snapdragon 805 Quadcore-SoC und seinen vier 2,7 Gigahertz schnellen Krait-400-Kernen und der Qualcomm Adreno 420 GPU reichlich Power bieten kann.
Hinzu kommen auch noch drei Gigabyte Arbeitsspeicher, 32 GB interner Flash-Speicher mit MicroSD-Slot, eine 16-Megapixel-Kamera mit optischem Bildstabilisator und ultraschnellem Autofokus, Spielereien wie der Fingerabdruckleser und der Herzfrequenzmesser, LTE-Support bis 300 MBit/s und natürlich der von vielen Kunden hoch geschätzte Wacom-Stylus mit aktivem Digitizer.
Die große Besonderheit ist hier jedoch das auf der rechten Seite gewölbte Display, das theoretisch einige interessante Features ermöglichen soll. In der Praxis hält sich der Nutzen jedoch stark in Grenzen. Außerdem kann das gewölbte Display bei manchen Anwendern – wie mir – dann doch eher störend wirken, denn es bietet eben nicht nur Vorteile, die allerdings weniger technischer Natur als einfach durch das Design begründet sind.
Design – Ist das gebogene Display den Aufpreis wert?
Aktuell verlangt Samsung für das Galaxy Note Edge stolze 899 Euro – für so viel Geld kann man sich bereits ein gut ausgestattetes Ultrabook zulegen. Im freien Handel werden ebenfalls mindestens 800 Euro fällig, was einem Aufpreis von rund 200 Euro gegenüber dem „normalen“ Note 4 entspricht. Die 200 Euro Preisunterschied sind aber meiner Meinung nach kaum gerechtfertigt.
So ist man sich wohl auch bei Samsung durchaus im Klaren darüber, dass das Note Edge weniger ein konkurrenzfähiges Produkt ist als eine Demonstration der eigenen Fähigkeiten in Sachen Hardware-Design und -Ausstattung. Allein der Umstand, dass es sich um ein an der Seite gewölbtes Display in einem ganz normal kommerziell im Handel erhältlichen Gerät handelt, zeigt natürlich eindrücklich, zu was Samsung da im Stande ist und dies hat natürlich auch einen gewissen Respekt verdient.
Praktisch ist das Panel aber nur in den wenigsten Fällen und im Alltag kann es manchmal sogar störend wirken. Während das Note 4 mit einem 5,7 Zoll großen 2K-Display im 16:9-Format daherkommt, ist das Panel beim Note Edge mit einer Diagonale von 5,6 Zoll zwar theoretisch etwas kleiner, doch weil es wegen des gewölbten Streifens am rechten Rand im 16:10-Format gehalten ist, wird das ganze Gerät ein wenig breiter. Auch insgesamt konnte man das Gerät scheinbar nicht ganz so kompakt bauen, denn links ist der Rand um das Display ebenfalls rund einen Millimeter breiter als beim Note 4.
Insgesamt kommt es so, dass das Galaxy Note Edge fast vier Millimeter breiter ist. Genau diese vier Millimeter sind es aber, die zusammen mit der spitz zulaufenden rechten Seite im Alltag dafür sorgen, dass das innovative Edge zumindest in meinem Fall deutlich unhandlicher ist als sein „normales“ Schwestermodell. Während ich das Note 4 mit meinen Händen sehr gut greifen kann und mit etwas Eingewöhnung oft auch der Einhandbetrieb möglich ist, ist dies beim Note Edge nicht der Fall. Stattdessen liegt das Gerät weniger sicher in der Hand und es ist mir beim besten Willen nicht möglich, mit dem Daumen der rechten Hand die gegenüberliegende Seite des Displays zu erreichen.
Dies liegt nicht nur an der Breite, sondern auch daran, dass das nach hinten gewölbte Display eine spitze Kante bildet, über die ich nur recht schwer mit meinem Daumenansatz hinauskomme. Auch die rechts weniger starke Wölbung der Rückseite, trägt nicht unbedingt zum Komfort bei. Wirklich angenehm zu halten ist das Note Edge dadurch nicht und im Alltag musste ich hier deutlich häufiger die zweite Hand zu Hilfe nehmen als beim nur unwesentlich kleineren Note 4. Das mag jetzt vielleicht extrem klingen, doch tatsächlich ist die Nutzung des Note Edge einfach weniger komfortabel.
Ein weiteres Problem ist, dass das Note Edge zwar in Sachen Software so gestaltet ist, dass der gewölbte Streifen in den meisten Apps gar nicht genutzt und deshalb auch seine Empfänglichkeit für das Auslösen von Touch-Events deaktiviert wird, dies aber gerade auf dem Homescreen nicht der Fall ist. Hat man das Note Edge also in der Hand und mit dem Zeigefinger den (leider?) aufgrund des Designs an den oberen Rand gewanderten Power-Button gedrückt, wird gern Mal unbeabsichtigt eine App aus der Werkzeugleiste geöffnet, die im gewölbten Teil des Displays angezeigt wird. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn der Handballen dem Display dort zu nahe kommt, weil man zum Beispiel gerade versucht, mit dem Daumen ein Icon im „normalen“ Bereich des Displays zu erreichen, um eine App zu starten.
Schnell gewöhnte ich mir daher an, meinen Daumen bzw. den Handballen möglichst vom rechten Rand des Displays fernzuhalten, doch dies sorgt eben auch dafür, dass man andauernd die zweite Hand zu Hilfe nimmt. Außerdem greift man das Gerät nicht mehr so selbstbewusst wie beim Note 4, was das Risiko eines Sturzes freilich steigert. Neben den diversen Nachteilen, die sich zumindest beim großen Note Edge durch das gewölbte Display ergeben, gibt es natürlich auch einige gute Dinge darüber zu sagen.
Interessant ist so zum Beispiel die Möglichkeit, Informationen aus Apps, Angaben zum Wetter oder Nachts auch mal die Uhr in dem gewölbten Streifen anzeigen zu lassen. Dadurch kann man diese auch von der Seite ablesen, wenn das Gerät zum Beispiel auf dem Tisch liegt. Allerdings hat Samsung hier meiner Meinung nach zu stark darauf gesetzt, den Streifen intensiv zu nutzen, was in Sachen Software wieder zu einigen zweifelhaften Ergebnissen führt – doch dazu mehr im entsprechenden Kapitel dieses Artikels.
Neuer Metallrahmen, abnehmbare Rückseite
Optisch ist die Herkunft das Galaxy Note Edge natürlich unverkennbar. Das aktualisierte Samsung-Design mit dem schon beim Note 4 verwendeten neuen Aluminiumrahmen macht einiges her und wirkt erheblich hochwertiger als bei früheren Modellen mit vollständig aus Plastik gefertigtem Gehäuse. Anders als bei den Galaxy-Geräten der A-Serie ist hier allerdings „nur“ der Rahmen aus Metall, so dass die Rückseite weiterhin abnehmbar bleibt.
Der hochwertige Rahmen sorgt für eine hohe Verwindungssteifigkeit, weist aber einen schmalen Spalt zwischen der aus Gorilla Glas gefertigten Glasfront auf, wo sich recht schnell Dreck ansammeln kann. Die abnehmbare Rückseite wird einfach eingeklickt und weist eine matte Oberfläche im Leder-Look auf, die sich nicht nur angenehm anfühlt, sondern auch kaum Fingerabdrücke anzieht. Sie ist natürlich nicht so hochwertig wie Metall, doch ist man so wenigstens gut gegen Kratzer durch das Auflegen des Smartphones auf schmutzigen Oberflächen gefeit.
Positiv anzumerken ist auch, dass die Rückseite freien Zugang zum weiterhin austauschbaren Akku und den Slots für die MicroSIM-Karte und die MicroSD-Karte ermöglicht. Die Rückseite sitzt fest und zuverlässig auf dem Gerät, einzig in der Mitte der Rückseite gibt sie bei unserem Testgerät ganz leicht nach, so dass der hochwertige Eindruck hier etwas geschmälert wird. Der Metallrahmen ist mit einer farbigen Beschichtung versehen, was dazu geführt hat, dass mancher bezweifelt, ob er wirklich aus Metall gefertigt ist. Schaut man sich jedoch die freiliegenden Kanten und andere Bereiche des Gehäuses an, kann dies eindeutig mit „Ja“ beantwortet werden.
Leider steht das Kameragehäuse mit seinem Metallrand gut einen Millimeter aus der Rückseite hervor, so dass das Gerät nicht ganz flach auf den Tisch gelegt werden kann. Mit nur 8,3 Millimetern Dicke ist das Note Edge relativ dünn, wobei sich vor allem das Gewicht mit 174 Gramm trotz der enormen Ausmaße des Geräts angenehm in Grenzen hält. Die auf der Front befindliche Kombination aus Hardware-Home-Button und kapazitiven Tasten für „Zurück“ und Multitasking ist Samsung-typisch und in den meisten Fällen recht praktisch. Der Kunde kann dabei wählen, wie lange die Tasten beleuchtet werden sollen – oder sogar konstant. Die Hardware-Tasten sind insofern praktisch, dass sie keinen Raum auf dem riesigen Display belegen, was gerade beim Medienkonsum zu begrüßen ist.
Die Tasten sind allesamt hochwertig verarbeitet, sie wackeln also nur geringfügig und scheinen ebenfalls aus Metall zu bestehen. Samsung musste wegen der gewölbten rechten Seite die Power-Taste wie erwähnt nach oben verfrachten. Dort ist sie nicht ganz so leicht zu erreichen wie an der Seite, man gewöhnt sich allerdings sehr schnell daran, mit dem Zeigefinger der rechten Hand nach oben zu greifen, um sie zu betätigen. Alternativ weckt natürlich auch der Home-Button bei Bedarf das Smartphone auf.
Insgesamt verbindet das Samsung Galaxy Note Edge für mich ein recht attraktives wenn auch unaufgeregtes Design – wie schon beim Note 4 die Frage, warum man den schönen neuen Metallrahmen lackiert und nicht lieber zur Schau stellt – mit einer netten, aber nicht sonderlich effektiv umgesetzten neuen Idee, wie man die eigenen Fähigkeiten in Sachen Display-Technik zur Schau stellt. Großen Mehrwert sucht man beim gewölbten Bildschirm des Note Edge eher vergeblich. Besser in die Tasche passt es anders als das gerade in der zweiten Generation angekündigte LG G Flex passt es freilich auch nicht…
Display – Spitzenbildschirm wie beim Note 4 – nur gebogen
Das Display des Samsung Galaxy Note Edge fällt wie erwähnt etwas breiter aus als beim Note 4. Die Auflösung liegt mit 2560×1600 Pixeln sogar noch ein kleines bisschen höher, denn der gewölbte Rand sorgt für 160 Pixel zusätzlich. Die hohe Auflösung macht eine Pixeldichte von sportlichen 525 PPI möglich (515 PPI beim Note 4), die natürlich eine gestochen scharfe Darstellung der Bildschirminhalte erlaubt.
Wie bei Samsungs Super AMOLED-Panels üblich, kommt hier allerdings eine Pixelmatrix in Rauten- bzw. Diamant-Form zum Einsatz, so dass theoretisch nicht das gleiche Schärfeniveau erreicht wird wie einer RGB-Streifenmatrix. In der Praxis macht sich dies aber nicht negativ bemerkbar, denn mit dem bloßen Auge kann ich beim besten Willen keinen Unterschied zwischen dem LG G3 und dem Note Edge erkennen, was die Schärfe angeht.
Der große Vorteil des Panels liegt wie beim Note 4 in der Farbdarstellung, Helligkeit und Kontraststärke. Weil Samsungs OLED-Bildschirme immer besser geworden sind, hat man mittlerweile eine Farbtreue erreicht, die ihres Gleichen sucht. Während in den anderen Betriebsmodi wie üblich eine Übersättigung der Farben stattfindet, um sie in Filmen oder bei der Anzeige von Bildern noch kräftiger wirken zu lassen, hat man mit dem „Einfach“-Modus wieder die Option, die Farben hier fast originalgetreu darstellen zu lassen. Die Farben wirken dann zu fast 100 Prozent realistisch, was so mancher bis vor kurzem wohl so nicht für möglich gehalten hätte.
Gleichzeitig erzielt das Galaxy Note Edge beim Kontrast und Schwarzwert die AMOLED-typischen Rekordwerte, schließlich werden bei der Ausgabe von schwarzen Flächen die entsprechenden Pixel einfach abgeschaltet, was einen unmessbar hohen Kontrast ermöglicht. Die Farbtemperatur ist ebenfalls fast naturgetreu, auch wenn sie vielleicht ein wenig zu kalt erscheint. Wie beim Note 4 sorgt das AMOLED-Panel auch hier dafür, dass in einem bestimmten Bereich ab einer Neigung des Geräts um rund 30 Grad in jede beliebige Richtung ein leichter Blauschleier auftaucht, der im Alltag jedoch nur bei vollkommen weißen Flächen wirklich zu bemerken ist.
Samsungs AMOLED-Technik sorgt auch dafür, dass das Note Edge in Sachen Helligkeit einmal mehr ganz vorne mitmischen kann. Mit fast 500 Candela erreicht das Gerät im Freien sehr gute Helligkeitswerte, wobei zu bedenken ist, dass hier die vom Note 4 und anderen Samsung-Geräten bekannte automatische Regelung nachhilft. Man kann die Helligkeit also nicht von Hand auf dieses hohe Niveau schrauben, sondern muss sich darauf verlassen, dass die Automatik bei entsprechender Umgebungsausleuchtung nachhilft.
Im normalen Betrieb und in Innenräumen wurde bei meinen Versuchen mit zugegebenermaßen mangelhafter Messtechnik maximal ein Wert von knapp 420 Candela erreicht, was immer noch mehr als ordentlich ist. Tatsächlich wirkt das Panel wegen seiner enormen Leuchtkraft und des hohen Kontrastes sogar oft etwas zu hell, so dass ich grundsätzlich die schöne Option nutzte, die Automatik leicht zurückzuregeln – dem im Notification-Center untergebrachten Schieberegler sei dank. Gerade nachts ist dieser Regler sehr praktisch, denn anders als die meisten anderen Smartphone-Displays kann man Samsungs AMOLED-Panels damit auf Wunsch extrem weit herunter regeln, so dass sie die Augen nicht belasten, wenn man vor dem Schlafen nochmal schnell E-Mails abrufen will.
Nutzen der Biegung
Die 160 zusätzlichen Pixel im gewölbten rechten Rand bieten bisher nur einen sehr beschränkten Nutzen. Standardmäßig werden dort auf dem Homescreen sieben Programm- oder Ordner-Symbole angezeigt, die den schnellen Zugriff auf bestimmte Apps ermöglichen. Je nach Wunsch kann man dann auch noch andere Werkzeugleisten anzeigen lassen. So lassen sich dort Nachrichten, Status-Updates und Benachrichtigungen anzeigen. Gerade die Verwendung des Seitenstreifens zur Anzeige von Benachrichtigungen ist jedoch nicht gerade eine gute Idee. Man muss alle auflaufenden Notifications im 90-Grad-Winkel ablesen, was das Ganze keineswegs leichter macht und oft einfach nur nervtötend ist.
In den meisten Apps wird der gewölbte Streifen kaum genutzt, so dass dort meist nur ein Platzhalter angezeigt wird und die Touch-Empfindlichkeit aus den weiter oben genannten Gründen deaktiviert wird. Bei Bedarf können weitere Werkzeugleisten heruntergeladen und der Funktionsumfang so erweitert werden. Wer will kann außerdem seinen eigenen Text und ein eigenes Bild anzeigen lassen, wenn das Telefon den Lockscreen anzeigt. Wirklich großen Nutzen konnte ich bisher kaum feststellen, wobei zumindest die Möglichkeit zur Anzeige von Uhrzeit und auflaufenden Nachrichten im Nachtmodus bei sonst deaktiviertem Display attraktiv ist. Legt man das Gerät richtig auf den Nachttisch, kann man so einen kurzen Blick auf Uhrzeit oder Nachrichten werfen, ohne das Gerät in die Hand nehmen zu müssen.
Vorerst ist die Wölbung an der Seite des Galaxy Note Edge leider erstmal nichts weiter als ein gut gemachtes, nettes Gimmick ohne revolutionäre Wirkung. Samsung zeigt damit, was man zu leisten im Stande ist, bevor die Neuerung jedoch wirklich im Alltag nützlich sein kann, bedarf es noch einiger neuer Ideen zur Nutzung. In manchen Fällen wird Samsungs selbstauferlegter Zwang zur Verwendung des gewölbten Bereichs sogar zur Qual, doch dazu verrate ich lieber mehr im weiteren Verlauf dieses Testberichts (Kamera!).
Der Stylus ist natürlich ebenfalls zu erwähnen, wobei ich auf die umfangreichen Fähigkeiten des gegenüber den früheren Note-Generationen noch einmal verbesserten Stifts und des Digitizers wohl nicht noch einmal gesondert eingehen brauche. Nur so viel: der Stift funktioniert auch am gewölbten Rand und liefert die übliche gute Performance mit erhöhter Zahl an Druckstufen und vielseitigen Einsatzmöglichkeiten. Wer mit seinem Smartphone Notizen anfertigen, kleine Dokumente aus Bildern, Screenshots und Textabschnitten zusammensetzen oder einfach nur handschriftliche Eingaben mit Texterkennung vornehmen will, hat hier ein sehr leistungsfähiges Werkzeug zur Verfügung.
Performance satt, wie beim Galaxy Note 4
In den meisten anderen Punkten unterscheidet sich das Samsung Galaxy Note Edge natürlich kaum vom Schwestermodell Galaxy Note 4. Das Gerät besitzt den gleichen Qualcomm Snapdragon 805 Quadcore-SoC mit vier bis zu 2,7 Gigahertz schnellen Kernen, der Arbeitsspeicher ist gleich groß und die Maße des in Benchmarks genutzten Bereichs des Displays sind ebenfalls identisch. Dementsprechend gelten die gleichen guten Ergebnisse aus den Tests mit dem Note 4. So werden in AnTuTu locker Werte jenseits der 48.000-Punkte-Marke erzielt und in 3DMark absolviert das Note Edge den Unlimited-Test mit der erwartungsgemäß hohen Zahl von fast 20.000 Gummipunkten. Damit setzte sich das Gerät sogar noch vor das Note 4 und das Meizu MX4, das ausgerechnet mit dem Samsung-eigenen Exynos-Octacore daherkommt.
Im Alltag gibt es allerdings zumindest in meiner Wahrnehmungen einen Unterschied gegenüber dem normalen Note. Während das Galaxy Note 4 fast ausnahmslos vollkommen ruckelfrei arbeitet, kommt es beim Note Edge teilweise zu kleinen Verzögerungen, wie man sie von früheren Generationen der Samsung-Phablets kennt. Da die Hardware der beiden Geräte fast vollkommen identisch ist, würde ich mal tippen, dass hier noch ausstehende Optimierungen in Sachen Software der Grund für die kleinen Ruckler sind – Ursache ist vermutlich die Wölbung, weil die Software-Entwickler von Samsung entsprechende Anpassungen an der UI vorgenommen haben, die noch nicht ganz ideal funktionieren. Dennoch ist die Performance des Note Edge natürlich auf extrem hohem Niveau und die von mir eben angesprochenen Haker sind ein im Alltag kaum störendes und selten auftretendes Problem.
Speicher
Drei Gigabyte Arbeitsspeicher sind natürlich (noch) der Maßstab bei aktuellen Smartphones und Samsung lässt sich beim Galaxy Note Edge in dieser Hinsicht nicht lumpen. In Sachen RAM ist man hier also bestens ausgestattet. Großes Lob verdienen die Koreaner wie so oft beim Flash-Speicher, denn wie es sich für ein solches Top-Gerät gehört, sind hier mindestens 32 GB an Bord.
Natürlich könnten es für diesen Preis gerne mehr sein, doch immerhin kann der Speicher mittels MicroSD-Karte einfach um bis zu 128 GB erweitert werden. Samsung bietet außerdem die Möglichkeit, viele Apps auch auf der Speicherkarte abzulegen. Die Erweiterbarkeit ist dementsprechend vorbildlich. Samsung kann schon ein bisschen stolz darauf sein, dass man stets daran festgehalten hat, seine Geräte mit Speicher-Slots auszurüsten.
Sound
Wenn es eine Schwäche gibt, die Samsung bei kommenden Modellgenerationen noch in Angriff nehmen sollte, dann ist dies wohl der Sound seiner Smartphones. Wie schon bei so ziemlich allen früheren Geräten gibt es auch beim Samsung Galaxy Note Edge nur einen recht mickrigen Mono-Lautsprecher links unten auf der Rückseite. Dieser ist zwar ziemlich laut, haut aber in Sachen Tonqualität niemanden mehr vom Hocker. Immerhin kommt es nicht zum bei überforderten Quäkern üblichen „Zerreißen“ des Tons, wenn man ihn voll aufdreht. Leider wird der Lautsprecher verdeckt, wenn das Telefon auf dem Tisch liegt, doch der Kamera-Buckel hat hier einen Vorteil, sorgt er doch dafür, dass vom Ton dennoch einiges nach Außen dringen kann.
Bei einem längeren Zwischenstopp am Flughafen von Atlanta auf dem Weg zur CES 2015 probierte ich bei einem Warteschlangenanruf bei Air Canada auch mal die Freisprechfunktion aus und musste feststellen, dass der Lautsprecher in lauten Umgebungen bei Telefongesprächen schon mal seine Probleme haben kann. Bei Telefonaten bot der Ohrhörer immerhin einen guten, klaren und ausreichend lauten Ton, so dass das reine Telefonieren mit dem Note Edge kein Problem sein sollte.
Kameras
Im Samsung Galaxy Note Edge steckt der gleiche 16-Megapixel-Sensor mit optischem Bildstabilisator, der auch schon im Note 4 für eine beeindruckende Performance der Kamera sorgte. Gerade das extrem schnelle Fokussieren macht die Samsung-Topmodelle für viele Nutzer attraktiv. Innerhalb von weniger als einer halben Sekunde wird grundsätzlich scharf gestellt und man kann dann eigentlich extrem zügig Fotos machen. Dabei gibt es jedoch eine Hürde, die mich persönlich während meiner Zeit mit dem Gerät extrem genervt hat.
Als wäre der gewölbte Streifen am Rand des Telefons sonst vollkommen nutzlos, sah man sich bei Samsung dazu veranlasst, den Auslöseknopf und die meisten anderen Bedienelemente in diesen Bereich zu verlegen. Dort sind die Schaltflächen allerdings schwerer zu erreichen und man tippt mit dem Finger auch gern mal daneben. Hinzu kommt, dass der Auslöser seine Position je nach Ausrichtung des Telefons ändert und so einige Zentimeter auf dem Display hin und her springt. Das Anfertigen von Fotos wird dadurch nicht gerade erleichtert und ich finde, eine solche Positionierung der Schaltflächen war ein ziemlicher Griff ins Klo.
Die Bildqualität des Samsung Galaxy Note Edge ist natürlich wie schon beim Note 4 hervorragend. Das Gerät liefert bei guten Lichtbedingungen sehr schnell sehr gute Aufnahmen und kann auch für Serienbilder verwendet werden. Der HDR-Modus ist teilweise zu beeindruckenden Ergebnissen in der Lage und auch sonst sind die Bilder meistens bestens zu gebrauchen. Verfälschte Farben konnte ich kaum feststellen, wobei die Performance bei schlechten Lichtverhältnissen natürlich wie immer besser sein dürfte.
Der Bildstabilisator leistet aber gute Arbeit und macht so Aufnahmen möglich, die bis vor einiger Zeit wegen des Verzichts auf den OIS nur mit dem Telefonen anderer Hersteller möglich waren. Die 1080P-Videos des Note Edge sehen gut aus und wer will, kann per 4K-Einstellung sogar noch eine Schippe draufpacken. Der Ton wird selbst auf Konzerten automatisch im Zaum gehalten, so dass man auch in extrem lauten Umgebungen noch Videos aufzeichnen kann, ohne dass der Klang bei der Wiedergabe verzerrt ist.
Die Frontkamera des Galaxy Note Edge bietet mit 3,7 Megapixeln eine recht ordentliche Auflösung, die bei Fotos für ganz gute Ergebnisse sorgt. Durch die „Aufhübsch“-Funktionen des Geräts kann man sich auf Wunsch wie bei vielen asiatischen Geräten eventuelle Falten automatisch entfernen lassen. Bei Videogesprächen musste ich aber feststellen, dass die Kamera in diesem Fall enttäuschte und kein gutes Bild lieferte.
Software
Samsung hat in Sachen Software bei seinem 2014er-Flaggschiffen ja bekanntermaßen kräftig nachgebessert und viele der ungenutzten Funktionen gekonnt entsorgt. Übrig geblieben ist eine deutlich aufgeräumtere TouchWiz-Oberfläche, an deren knallbunte Darstellung ich mich noch immer nicht so recht gewöhnen kann. Das Notification-Center ist nun aber deutlich aufgeräumter, das Einstellungsmenü aufgeräumter und die UI insgesamt wesentlich weniger verspielt als früher. Der beschränkte Nutzen der Seitenleiste wird für die meisten Nutzer sicherlich durch die sinnvollen Multi-Window-Features wieder wettgemacht und gerade in Verbindung mit dem Stylus zeigt Samsung, dass man sinnvolle Software-Features durchaus gut umsetzen kann.
Das Sammeln von Informationen mit den S Pen Features macht viel Spaß, wird aber von den meisten Anwendern wohl nur selten genutzt. Wie so oft ist zusätzlich zum hauseigenen Browser, der manchmal ein paar Darstellungsprobleme mit Websites hat übrigens auch noch der Google Chrome-Browser an Bord, schließlich müssen die Android-Lizenznehmer diesen installieren, um Zugang zum Play Store zu bekommen. Insgesamt ist die Oberfläche zwar immer noch vergleichsweise überfrachtet, doch man kommt mit ihr eigentlich bestens durch den Alltag.
Die meisten der mitgelieferten Samsung-Apps sind durchaus nützlich, doch die Flipboard-Integration wirkt auf mich weiterhin wie Bloatware, wenn man diese App einfach nicht nutzt. Leider ist unser deutsches Testgerät wie schon im Fall des Note 4 mit einer Ladung Crapware ausgerüstet, mit der Samsung wohl zusätzliche Einnahmen erwirtschaften will. Cewe Smartphoto, Pizza.de, HRS Hotels, KaufDa und Zalando (argh!) belegen unnötig Speicherplatz, lassen sich aber glücklicherweise einfach deinstallieren.
Akku
Warum Samsung dem Galaxy Note Edge einen „nur“ 3000mAh fassenden Akku verpasst hat, während der Stromspeicher des Note 4 mit 3220mAh etwas größer ausfällt, bleibt wohl ein Rätsel, das nur die Koreaner selbst beantworten können. Trotz des wenn auch geringen Unterschieds lief das Spezial-Smartphone mit nach hinten abgerundetem Display in unserem Test ebenso lange wie das Note 4. Die Resultate können sich also allemal sehen lassen, denn ich kam auch während des harten Messealltags in Las Vegas gut durch den Tag und hatte am nächsten Morgen noch mehr als 20 Prozent Akkulaufzeit übrig.
Das Gerät wurde dabei meist mit auf knapp 75 Prozent festgelegter Helligkeit betrieben, ohne auch nur eine Minute zu telefonieren. Stattdessen wurden bis zu sechs Stunden Display-On-Time beim Abruf von Infos über meist schlechte WLAN-Verbindungen angesammelt. Beim Test mit dem LaptopMag Battery Test, bei dem das Gerät mit voller Helligkeit eine Reihe von Websites per WLAN im Dauer-Loop absurft, erreichten wir mit dem Galaxy Note Edge eine Laufzeit von etwas mehr als sieben Stunden und bewegten uns somit auf dem Niveau des Note 4. Zum Vergleich: Mein LG G3, das ebenfalls ein 2K-Display und einen 3000mAh-Akku hat, schaffte es in diesem Test nur auf knapp fünf Stunden.
Im normalen Alltag sollten mit dem Samsung Galaxy Note Edge durchaus auch mal zwei Tage Akkulaufzeit drin sein, inklusive der Synchronisation mit mehreren E-Mail-Konten und diversen Online-Diensten alle mindestens 30 Minuten und rund sechs Stunden Display-On-Time. Natürlich hängt dies von der Netzqualität, der Nutzungsweise und diversen anderen Faktoren ab, aber bei mir waren zwei volle Arbeitstage für gewöhnlich ohne weiteres drin.
Geladen wird übrigens schön schnell, zumal Samsung hier auch seinen Power-Charger mitliefert, der statt 10 gleich ganze 18 Watt in den Akku pumpt und so innerhalb von 30 Minuten für 50 Prozent Ladestand sorgt. Auch mit einem normalen 2A-Netzteil war der Akku nach höchstens zwei Stunden gefüllt – zumindest gefühlt. Der Ultra-Powersaving-Modus mit seiner Graustufendarstellung und Funktionsreduzierung ist übrigens ebenfalls wieder an Bord, so dass man im Notfall ganz bequem die Laufzeit um mehrere Tage verlängern kann.
Weitere Features
Ja, auch der Fingerabdruckleser und ja auch der Herzfrequenzmesser sind hier wieder vorhanden. Aber sie sind für mich nutzlos wie eh und je. Der Fingerabdruckleser arbeitet wie bei S5 und Note 4 nicht so wie man es sich wünschen würde, da helfen auch keine mehrfach und aus verschiedenen Richtungen abgelegten Abdrücke. Der Herzfrequenzmesser bringt mir als Nicht-Sportler nichts, hat aber immerhin die nützliche Eigenschaft, bei Aufnahmen mit der Frontkamera als Auslöser genutzt werden zu können. Wünschenswert wäre, dass ich diese Option auch bei der rückwärtigen Kamera nutzen könnte, denn dann würde mir wenigstens der wandernde Software-Button in der gewölbten Leiste nicht mehr den letzten Nerv rauben.
Fazit
Nüchtern betrachtet bietet das Samsung Galaxy Note Edge zwar absolut beeindruckende Technik in einer hochwertigen Hülle, der Einstiegspreis von fast 800 Euro (meist sogar über 900) ist allerdings eine gewaltige Hürde bei der Anschaffung. Das gleiche Gerät gibt es auch schon für 150 Euro weniger – in Form des mit derzeit ab rund 650 Euro erhältlichen Schwestermodells Samsung Galaxy Note 4. Der Mehrwert des gewölbten Displays am rechten Rand ist leider bisher sehr gering und liegt wohl vor allem in seiner Neuartigkeit. Das Note Edge ist vorerst also wie von Samsung selbst angegeben tatsächlich primär eine Art kommerzialisiertes Showcase-Gerät, was in der Autowelt vielleicht als Studie in Kleinserie gelten würde.
Die Koreaner zeigen recht eindrucksvoll, zu was sie in Sachen gebogener Displays in der Lage sind und ermöglichen einen kleinen Blick in die Zukunft – mangels Software und Effektivität im Alltag bleibt es aber auch dabei. Dennoch ist das Note Edge sicherlich eines der besten aktuell verfügbaren Smartphones und Phablets, das sich keineswegs vor der Konkurrenz von Apple, LG, Sony & Co verstecken braucht. Die Ausstattung ist am derzeit noch aktuellen oberen Ende der Skala angesiedelt und liefert neben hoher Leistung auch eine lange Akkulaufzeit. Das Display weiß auch unabhängig von Biegung und Stylus schwer zu beeindrucken, denn die Darstellung ist sowohl in Sachen Farbwiedergabe, als auch bei der reinen Bildqualität sehr gut. Die Ergonomie leidet leider etwas unter der Bauform, doch es spricht dann doch sehr vieles für das Samsung Galaxy Note Edge, so dass eine Kaufempfehlung für experimentierfreudige Early-Adopter mit ausreichenden Finanzmitteln durchaus angebracht ist. Ich persönlich bevorzuge unter den beiden Notes dann doch das Normale.
Vlt sollte man noch beachten was ein möglicher Displaybruch kostet 😉
Samsung ist zwar in der Lage ein gebogenes Display herzustellen, scheitert jetzt aber schon zum zweiten Mal das Display in einem sinnvollen Gerätekonzept zu verbauen. Das gebogene Display schränkt hier ja vor allem die Gebrauchstauglichkeit im Vergleich zum Schwestermodell ein.
Das ist für mich nicht beeindruckend, sondern ein Armutszeugnis.