Web to Print heißt für mich, dass man im Web die Inhalte zusammenstellt und dann in einem Folgeschritt eine Teilmenge davon oder die Gesamtmenge zu Papier bringt, um es als Zeitung an die Bürger zu bringen, kostenlos oder gegen ein Abo/Abverkaufsgbeühr. Dass ich das Modell ziemlich spannend finde, habe ich bereits in drei Artikeln deutlich gemacht:
Web to Print III: MyHeimat.de
Web to Print II: Evereywhere
Regionalblogs und Anzeigenmodell
Nun gibt es seit Anfang September 08 ein weiteres Beispiel, aus meiner Region sogar: Gießener Zeitung, die sich als erste Mitmachzeitung in Hessen betiteln (was so wegen MyHeimat wohl nicht stimmt, die ihre Artikel u.a. in der Oberhessischen Presse erscheinen lassen).
Der Ansatz ist ganz ähnlich zu MyHeimat, dazu die Netzeitung:
Neue Stellenangebote
Growth Marketing Manager:in – Social Media GOhiring GmbH in Homeoffice |
||
Content Creator Social Media (m/w/d) CSU-Bezirksverband Augsburg in Augsburg |
||
Social Media Manager (Fokus: Community Management Supervision) (w/m/d) – befristete Elternzeitvertretung für 18 Monate Yello Strom GmbH in Köln |
Die Leser schreiben zunächst auf einer Internetseite ihre Texte. Die besten davon kommen in die zweimal pro Woche erscheinenden Druckausgaben. Angereichert werden die Blätter mit Texten professioneller Journalisten. Die Zeitung wird mittwochs und samstags in einer Auflage von 125.000 an alle Haushalte im hessischen Landkreis Gießen verteilt – kostenlos. Zu lesen sind darin Berichte, die den Bürgern selbst ein Anliegen sind. Zum Beispiel, dass das Dörfchen Queckborn wieder einen Mini-Supermarkt hat, oder dass der Star des örtlichen Tanzvereins seine Liebste vor den Altar geführt hat.
Schockwellenreiter verweist auf die Meinung des Bundesvorsitzender des Deutschen Journalistenverbandes -Michael Konken- dass Bürger niemals so gut wie.. blablabla.. wir kennen den Unfug schon zu Genüge, mehr als eine Zeile will ich dem nicht schenken. Was ich aber viel spannender finde, ist der folgende Kritikpunkt von Schockwellenreiter:
Was ich von diesem Geschwafel von Bürgerreportern halte, ist bekannt, aber man kann es nicht oft genug wiederholen: Bürgerjournalismus ist erst dann Bürgerjournalismus, wenn der Bürger auch im Besitz (nicht Eigentum) der Produktionsmittel, sprich seinen Produktionsmitteln nicht entfremdet ist. Alles andere ist Ausbeutung der kostenlos content liefernden Bürger, sprich Moppelkotze!
Nachvollziehen kann ich seine Meinung, lediglich sehe ich schlichtweg die Unterschiede zwischen Theorie und Praxis: Für die Mühe, die man dabei hat, so ein Gesamtprodukt überhaupt dauerhaft auf die Beine zu stellen, erachte ich eine kommerzielle Orga als weitaus geeigneter denn eine Orga von Freiwilligen. Das ist top down gedacht. Von unten gedacht sehe ich das völlig anders als Schocki. Der Bürger nutzt eine komplette Infrastrukur und kann seine „Moppelkotze“ wunderbar verteilen lassen. Ohne auch nur einen Finger rühren zu müssen. Dafür soll sich der Inhaber von mir wegen zehn Lambos und zehn Villen leisten können, mir völlig schnuppe. Denn der Gesamtnutzen ist für die Bürger gewaltig. Schaue ich mir die bisherigen Lokalblätter an, so kann ich nicht gerade davon schwärmen, dass da „meine Inhalte“ drin sind. 80% besteht eh nur aus Anzeigen und 20% aus gewagten Inhalten von Redakteuren, die ich weiß nicht wen interessieren. Da traue ich den Bürgern viel mehr inhaltliche Interessensnähe zu.
Soweit zum Grundkonzept. Schaue ich mir die Inhalte der Gießener Zeitung online an, so kommt man zu einer witzigen Feststellung: Die Bürger versuchen sich an einer ziemlich unpersönlichen Journalistenschreibe. Die gesamte Kraft und Power käme aber erst dann zum Tragen, wenn man sich trauen würde, emotional persönlich zu schreiben. Und damit meine ich nicht -ich höre schon das yaddayadda- dummes Herumgetrolle, sondern genau das, was Blogs auszeichnet. Der persönliche Draht zum Schreiber. So lese ich zB die Sportartikel und mir fehlt die Seele. Hat Sport etwa nichts mit Freude zu tun? Stattdessen imitiert man die Presse und fokussiert rein auf die Sachebene. Das ist zu wenig.
http://www.feedbooks.com/feed
Feed eingeben und basicthinking als ebook downloaden und drucken.
so oder ähnlich wird das wirklich kommen.
Erst wenn es offline Reader billig und batterieschonend gibt wird so etwas funktionieren. Mit der Methode Gutenberg nicht. Zu teuer, der Printprozess, das Marketing, der Verteiler.
Vorner sind die reader bereist abgebildet…
Nur eine Frage der Zeit. Auf der Buchmesse werde ich mir das ansehen, und mein Kram steht heute schon als eBook (pdf) zur verfügung.
😉
In spätestens 3 Jahren liegen die Teile beim Discounter auf der theke!
schön wärs, aber ich denke eher, sowas wird locker 10 Jahre dauern, dass E-Irgendwas tatsächlich dem Paper Konkurrenz macht.
[…] Schockwellenreiter und Robert Basic beschäftigen sich mit der Gießener Zeitung, einer Art Mitmachzeitung. Ich hatte sie sogar […]
Du kannst so eine Lokalzeitung auch als Genossenschaft laufen lassen. So wie die TAZ.
Dann ist es professionell und gleichzeitig im Volkseigentum. 😉
Ich selbst bin zweiwöchentlicher Empfänger dieser Zeitung, dh sie verstopft zweimal die Woche in Gänze meinen Briefkasten.
Wie ich mit der Gießener Zeitung umgehe:
1. Kurz Werbemittel durchsehen nach LCD-Fernsehern.
2. Rest direkt in die große blaue Tonne. Ich nehm sie also nicht mit in meine Wohnung oder so, ich führe sie direkt der Wiederverwertung zu. Meine Nachbarn machen das genauso.
3. Nebenbei finde ich, dass so eine Zeitung ein ganzes Berufsfeld inflationiert. Hatte man als Freier sowieso schon ganz allgemein beschissene Bedingungen, so braucht man sich im Raum Gießen hierüber nun keine Gedanken mehr zu machen. Selbst Oma Kawutzke kann sich jetzt Journalistin nennen. Super.