Zunächst einmal muss man nichts haben. Wer schon seine Kunden hat und so zufrieden mit seinem Geschäft insgesamt ist, braucht sicher kein Blog, um sein Geschäft weiter voranzutreiben, wenn es nicht um Expandieren geht. Darauf antworte ich gerne, wenn das Gespräch Richtung Blogs abdriftet und was sie denn so Schönes im Business bringen.
Anders ausgedrückt bei Corporate Blogging:
Actually I think there’s been so much discussion about when to blog, that it would be interesting to discuss when a company absolutely shouldn’t blog. „Things that…“ throws in two suggestions. First of all when the company doesn’t need the work a blog might generate. That’s the easy and perhaps too obvious one. The other one is more interesting — „…if it takes the business focus away from what is making it money just to do something that may make them more money in the long run, that might not be a risk worth taking.“
Das eine ist also rein eine Zeitfrage und das andere, wie, wo und wann man seine ihm zur Verfügung stehenden Mittel einsetzt. Es ist auch immer eine Opportunitätsfrage: Was für Alternativen habe ich, um meine Zeit und Mittel einzusetzen, um noch mehr herauszuhohlen. Letzten Endes, da es unter dem Strich ökonomisch gesehen immer um den Gewinn geht. Blogs sind natürlich per se keine first best oder second best Alternativen,. Wer das behauptet, blendet schlichtweg weitere Möglichkeiten aus.
Gehen wir doch aber mal weg von der akademischen Diskussion „was wäre wenn“ und gehen mehr auf praktische Beispiele ein:
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Warum ich keinen Business-Blog brauche, eigentlich
Ich verkloppe jüngst Sicherheitstechnik an Private (einige Leser werden Bescheid wissen). Ok, würde ich aber auf die Idee kommen, nun hierfür ein Blog aufzumachen? Nein, definitiv nein, obwohl ich Blogs liebe. Einerseits ist die beste Alternative für mich, mein Geschäft – da es Consumergeschäft ist zum Hauptteil – über stinknormale Flyerverteilung und Vertriebspartnerschaften auf gesunde Beine zu stellen. Je mehr Flyer, desto höher der Absatz (Skalierung) und je mehr Vertriebler, umso höher wiederum der Absatz (vereinfacht ausgedrückt). Das geht stante pede von heute auf morgen. Ein gangbarer, kein genialer weg. Aber bewährt. Und kalkulierbar. Ein Blog? Das braucht seine Zeit. Man kann über schöne Kundenstories, nette Erlebnisse, interessante Anwendungsgebiete, technische Feinheiten, etcpipapo schreiben, doch wozu? Das braucht seine Zeit und in der Zeit habe ich möglicherweise 100.000 Flyer verteilt und 10 Vertriebler akquiriert. Zumal, ist es so einfach, über ein Blog Awareness zu erregen? Huch, das hängt von der Person, der Schreibe und den Usern ab. Klingt es zu sehr nach „Verkauf-Ich bin geil-Das Produkt ist geil-Wir sind geil“ liest das doch kein Mensch. Also muss man auch aufpassen, was man schreibt. Kann ich da so wie ich bin die Bloggersau rauslassen? Positionen beziehen? Möglicherweise dadurch Kunden abschrecken? Es ist zwar schön, dass man ein Profil des Machers hinter dem Unternehmen einfordert, doch es bedeutet zugleich, dass man Kunden verliert. Bin ich dann noch so bescheuert, auf Blogger zu machen? Ich persönlich ja, denn für ich gehört zum Unternehmertum eben nicht den kalkuliert aalglatten, profillosen, jedermanns Darling rauszukehren, nur damit die Zahlen stimmen. Ich bin in erster Linie Mensch, der auch Spass haben will an dem, was er macht. Also? Ein Blog ja, doch nicht primär als Absatzkanal noch als Kundenpflegetool. Als kreativen Outlet meiner Gedanken und um Abwechslung vom Alltag zu haben, allemal. Ich will leben und mich nicht zu Tode wirtschaften.
Dann ist Bloggen für den Aufbau eines Geschäfts nicht das beste Tool und auch eine Sache der Einstellung? Für mich gilt das Letztere, doch zum Geschäftsaufbau/ausbau trifft das nicht immer so contra Blogs zu.
Der Überflieger und was ein Blog bringen kann
Nehmen wir Joel Spolsky. Wenn der Mann nicht so eine geniale Schreibe hätte, hätte ich von seiner „Froschsoftwarelösung“ nie im Leben gelesen und mich damit beschäftigt. Ich bin mir absolut sicher, dass Joel von seinem Blog – zumal er eh einer der wenigen, prominenten Superblogger ist – geschäftlich profitiert. Über Kontakte, Einladungen, Vorträge, PR, etc… im IT Bereich kann es sowohl für IT Developer/Admins ebenso etwas bringen (Flagge zeigen über Toolchen, Codestückchen, Expertenmeinung… „ich bin ein Experte“!) wie auch für IT Softwarehäuser (Bsp. Joel). Aber auch hier: Ich denke nicht, dass Blogging ein ideales Tool für die Startphase ist. Eher zum Zementieren und Ausbauen der Stellungen. Es sei denn, man überlegt sich etwas im unmittelbaren Zusammenhang mit der Blogosphere oder mit dem Internet. Da trifft man unmittelbar natürlich auf sein Kernpublikum im Netz. Die beschäftigen sich doch eh – viele – mit dem Kram. Wer da kein Blog aufmacht ist dämlich; sorry, lieben Anbieter. Was ist besser als die Blogosphere, um einen Kracher in Umlauf zubringen? Was verschafft mehr in kurzer Zeit an Aufmerksamkeit? Nix! Nix, was günstiger ist. Ihr habt keinen Kracher? Weil keinen Einfall? Ah jooo, es sagt ja niemand, dass Bloggen Kreativität ersetzt. Das kreative Spinnen muss man schon mitbringen. Blogging ist nur ein Transportmedium.
Ok, zugegeben, das Beispiel Joel ist abgehoben. Der Mann hat ne tolle Schreibe und nutzt sein Talent. Der könnte auch über Wackelpudding schreiben und das Zeug verkaufen, die Leute würden sein Blog dennoch lesen. Super, aber wer ist schon so wie Joel?
Schuhblog, business as usual und Blogs
Was ist mit den anderen Leuten wie Du und ich, die eben keine Schreibmonster sind und „langweilige“ Dinge wie Windeln, Brillen, Stifte, Papier, Feuerzeuge, Schuhe, Klamotten und andere schrecklich normalen Dinge verkaufen? Brauchen die ein Blog? Verkaufen die dann mehr Windeln? Mehr Schuhe? Werden die glücklicher? Glücklicher auf jeden Fall, wenn das Netz sie eh anspricht. Blogs sind dazu ideal, um sich kommunkativ auszutoben. Doch Stop! Wir reden nicht von glücklichen Menschen, sondern von Pinkepinke. Also her mit dem Schuhblog. Was hat der für Alternativen zu seinem Laden mit – nehmen wir mal an – teuren Schuhen? Nun bin ich kein Schuhprofi und hatte nie einen Laden um die Ecke. Doch ein Laden ist lokal. Da kommt keiner aus Zimbabwe und kauft Schuhe. Es sei denn …, ok, aber solche Schuhläden kann man an einer Hand abzählen. Was macht der mit dem Blog? Bloggen für die Blogger im Netz, wobei dann gerade mal 1 Leser aus Kleinwichtigstadt – der Lokation des Schuhbloggers – kommt? Na, das macht wenig Sinn. Bietet der aber interessante Stories? Stories über den 1.000 gliedrigen Prozess, wie man teure Schuhe herstellt? Wie die Krokodile erwürgt werden? Wie Kinder in Indien die Schuhe in Handarbeit zusammennähen? Ok,halt, nicht so, doch ihr wisst was ich meine. Verschickt er dann 3 Schuhe zum Anprobieren? Per Netz? Könnte passen. Wenn nicht, brauche ich seinen Blog als Kunden nicht. Da ich nix kaufen kann. Also ist ein schuhblog doof? Muss nicht sein per se wie angedeutet. Alternativ? Er könnte ja auch dem Bürgermeister ein Paar auffällige Schuhe schenken und dadurch Werbung machen :-)) Oder der lokalen Provinz-VIPschaft.Spricht sich besser rum, oder?
Zimtstangen und Fresswettbewerbe: Blogs können PR trommeln
Was ist mit der Onlineshop Inhaberin, die gedrillte Zimtstangen verkauft? Ja moi, wenn kein Laden vor Ort, dann ist mein Laden im Netz. Je grösser meine Auslagefläche, je mehr Reklameschilder verteitl werden, umso besser. Ist dann ein Blog ein Muss? Auch nicht, wenn man zB über Affiliate Programme und Banner mehr Kunden reinholt. Eventuell macht sie ja aber über den Blog einen regelmässigen Zimtstangen-Fresswettbewerb? Sie lädt 10 Zimtstangenverrückte ein, macht ein Shooting, wie der amtierende Zimtstangenfressmeister gegen 9 andere um den Titel antritt.
Blogs machen nicht schlauer als man ist
Und nun? Schlauer? Nein? Message? Wem es an Ideen, Geschäftstüchtigkeit, Disziplin, Fleiss, Geld und Kreativität mangelt, den macht ein Blog nicht reicher. Ein Blog löst keine Probleme weil man selbst ein geschäftliches Problem hat. Ein Blog kann aber Eigenschaften im Sinne von Stärken im geschäftlichen Sinne verstärken, indem es sie transportiert. Ins Netz. Zu den Lesern. Und man muss schon selbst wissen, ob sich zwischen den Lesern auch Kunden tummeln könnten. Man muss auch wissen, was man schreibt. Wie man es schreibt. Das lernt man, wenn man es nicht weiss und wissen will. Ein Blog frisst Zeit und es muss stetig gepflegt werden. Niemand macht ein Blog auf und wird über Nacht den PR Kracher landen, so dass sich angefangen von Slashdot bis hin zur NYT und die halbe Internetwelt versammelt. Man kommt nicht auf die Google Startseite. Manche Treffer sind Zufallstreffer. Nicht alles ist auf Heller und Pfennig berechenbar. Manche Dinge ergeben sich durch Netzkontakte. Eventuell ruft auch mal ein Journalist an.
Weisst Du, dass Du nichts weisst?
Ein Unternehmen ist ein Wagnis und Risiko. Niemand kann Dinge voraussehen. So verhält es sich auch mit Blogs. Sie sind einWagnis und Risiko. Ihr Ergebnis ist nicht vorhersehbar. Man kann aber seine Eigenschaften und Stärken einsetzen, um das Medium Blog auszloten. Es gibt zu viele Parameter, um von vornherein „nein“ oder „ja“ zu sagen. Dazu zählt natürlich der Macher selbst wie auch sein Geschäft, seine Ausgangslage, seine Mitbewerber, etc… Wem nix einfällt, macht auch nix. Wem was einfällt, der kann es probieren, sollte aber vorher nachdenken. Über die Alternativen. Und, was er mit dem Blog zu erreichen hofft, in welcher Zeit und wann er wieder aussteigt, wenn man die Ziele nicht erreicht. Noch ist kein Meister vom Himmel gefallen und noch braucht man Blogastrologen kein Glauben schenken. Es gibt keine Blogkristallkugel.
Garantieerklärung
Eines kann ich aber garantieren: Wer zu lange herumakademisiert, abwägt, nachdenkt, wartet, theorisiert, ablehnt und kalkuliert, was Blogs bringen und ob man sie nutzen soll, wird stets gegen den Konkurrenten „verlieren“, der kurz seinen Plan skizziert und dann einfach „macht“. Unternehmen heisst machen! Wenn dann der Schublogger und die Zimstangebloggerin abheben, das Geschäft ihres Lebens über ihr Blog machen (never say never), wird sich jeder Konkurrent auch ein Schuhblog und ein Zimtstangenblog zulegen. Ob der zehnte und hunderste noch so prickelnd sind? Es ist kein Grund, nur deswegen ein Blog aufzumachen, weil man sich dann nachher in den Allerwertesten beisst („hätte ich auch, wenn aber …“). Es ist aber allemal ein Grund, die Konkurrenz zu beobachten. Ist es nicht so wie mit dem Ketchup in den USA Fast Food Ketten? Als der erste Laden kostenloses Ketchup anbot, mussten die anderen nachziehen. Als der erste Laden Free Refills angeboten hat, konnten die anderen auch nicht mehr njet sagen.
Ich könnte nun noch viele weitere Beispiele anbringen, was für Business-Blogs im Netz laufen, in welchem Bereich. Aber Blogs sind im Internet. Das Internet ist langsam jedem bekannt. Man hat davon im Business gehört. Der Rest ist Grips und Cleverness. Das muss von Dir kommen! Um abzuwägen, ob es etwas bringen kann. Ein externer Faktor zum Abschluss: Die Zunahme der Blogs wird zu einer Zunahme der Vernetzung führen. Je früher man sich dabei positioniert, ums höher die Chance, einen der Knotenpunkte in diesem Netz an tausenden von Blogs einzunehmen. Knotenpunkte werden mit Zunahme von Blogs hochgespült. Sie werden bekannter. So und nicht etwa rein wegen der Genialität der bekannten Blogger entstanden deren Superblogs. Keine Sau würde ausserhalb der Branche einen Joel Spolsky kennen. Oder einen Joi Ito. Oder andere NoNames. Damals.
Kommt darauf an was gebloggt wird. Wenn ein Anwalt über Recht und die Welt plaudertist das interessant und könnte aber auch den ein oder anderen Mandanten bringen. So kann auch ein Maschinenhersteller was über die letzte Messe erzählen oder wie er einem Kunden erklärt hat wann Vollhartmetall besser ist als Chromvanadiumstahl.
Wenn jetzt aber ein Chefredakteur was über die Blattpolitik, ein CEO wie Steve Jobs was über Apple bloggt, dann finde ich sowas weniger spannen, da dahinter zu offen das Geschäft steckt. Und gerade ein Chef-Blog könnte viel zu heikel sein, wenn den Kunden, Banken oder Aktionäre lesen. Da das der bloggende Boss aber weiß, wird er gefiltert oder gezielt schreiben. Und eine BR-Erklärung kann man sich meiner Meinung nach sparen.