noch interessiert sich die Presse wenig für den neuen Star am deutschen Social Networking Himmel. Natürlich gehts um Wer Kennt Wen. Heute befasst sich daher ausnahmsweise ein Medienorgan, Spiegel Online, mit dem Volksnetzwerk:
Das Dieter-Birgit-Kevin-Netz
„Wer kennt wen?“ ist das seltsamste Netzwerk im deutschen Web – und der neueste Star. Nicht Studis und Manager tummeln sich hier, sondern 40-Plus-Normalos und ihre Kinder. Mit Blümchen-Grüßen und Gedichten sorgen sie für Milliarden von Klicks. Wer darüber lacht, hat den Knall noch nicht gehört.
Bin an sich eigentlich froh, dass die Medien WKW nicht auf dem Radar haben, da es die virale Verbreitung von Raum zu Raum nicht „verschmutzt“ bzw. extern beeinflusst. Manche meinen, ich würde zur Verbreitung beitragen, weil ich so häufig darüber schreibe, aber das ist Unsinn, da die Nutzergruppe zero Interesse an meinem Blog hat, über WKW via meinem Blog entsprechend auch nichts erfahren kann. Aber vielleicht ist es nicht so dumm, dass sich die Medien eines Tages dem skandallosen Netzwerk als Phänomen vermehrt annehmen, das sich still und heimlich zum Volksnetz aufschwingt. So kann man möglicherweise Medieneffekte beobachten, die zur bisherigen regionalen Ausbreitung (siehe Artikelserie, WKW breitete sich von der Kernregion Koblenz in Kreisen aus) eine nicht regionalisierte Komponente beisteuern. Wenn auf einmal nicht angrenzende, lokale Nutzungsflecken entstehen, müsste das in der Tat spannend zu beobachten sein, ob von diesen Flecken aus ein ähnlicher Viraleffekt ausgeht.
Zur Verdeutlichung, warum die regionale Komponente extrem interessant ist: Die Annahme ist, dass man Social Networks dazu nutzt, um sich mit völlig wildfremden Leuten austzutauschen. Das glaube ich nicht so ganz. Uns, als Mensch, ist es eher eigen, dass wir uns auch virtuell mit denen austauschen, die wir wenigstens noch bisserl kennen. Ausgehend von einer Nutzergruppe, die eben nicht als Digeratis zu bezeichnen sind. Nutzer wie wir, also Intensivleser und Blogger, haben kein größeres Problem, mit wildfremden Menschen Kontakt im Netz aufzunehmen. Diese offenere Verhaltensweise kommt nicht über Nacht, man lernt das über die Jahre. Was ist aber mit denen, die das Netz in der vollen Bandbreite der Dutzenden von Möglichkeiten so noch nicht genutzt haben? Ich weiß es nicht, aber ich nehme ab, dass diese Nutzergruppe weitaus größer ist. Und die tummeln sich annahmegemäß, was auch der Spon-Artikel betont, auf WKW.
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WKW ist erstens kein Netzwerk, das die User thematisch anspricht (Peer Groups bilden sich gerne um gemeinsame Interessen, zB Musik, Games, Studium, etcpp) und zweitens spricht es mangels Funktionsarmut und Innovation eben nicht die Poweruser/Digeratis an. Wie breitet sich demnach so ein Netzwerk aus? Regional! Bingo! Und warum? Das ist eben des Pudels Kern: Je mehr Leute Mitglieder sind, die man kennt(!), desto eher breitet es sich wiederum in angrenzenden Lokationen aus, wo viel wahrscheinlicher soziale Bande zum Nachbarsort bestehen und damit zu den bereits Registrierten. Als zu Mitgliedern, die 500 KM entfernt leben. Das ist der Grund, warum sich WKW von einer nahen Region zur nächstliegenden Region ausbreitet. Und nicht etwa überregional ausbreitet. Soziale Bande werden dort widergespiegelt. Kommt aber ein Mitglieg zufällig rein und stellt fest „oh, da sind ja schon viele, die ich kenne“? Nein. Das ist nicht der Kern der mundpropgandaartigen Ausbreitung, die zu diesem extremen Wachstum beigetragen hat. Die bestehenden Mitglieder laden Bekannte ein! Und wo? Da schließt sich der Kreis: In den Nachbarstraßen und Nachbarsorten. Warum aber? Hey, wir sind soziale Wesen! Wir wollen mit anderen reden. Je mehr Bekannte drin sind, umso höher wird der Lemming-Trieb selbst andere, eben Nicht-Mitglieder einzuladen. Demnach ist es kein Wunder, was Spon schreibt:
Wer noch nicht „drin“ ist, wird angeworben, wer dabei ist, wird eingesammelt. Im nächsten Schritt: Gegenseitige Besuche, dokumentiert durch Grußbotschaften. Dabei entstehen regionale Cluster von bemerkenswerter Dichte: Aus der Perspektive von WkW ist Koblenz die größte Stadt Deutschlands, denn dort sind unfassbare 35 Prozent der Bevölkerung dabei – kein Wunder, denn hier nahm WkW seinen Anfang.
Würde sich WKW so ausbreiten, wenn es komplex und thematisch ausgerichtet wäre? Nein! Wenn es komplex wäre, würden die Normalos keinen Bock haben. Und wenn es thematisch eingegrenzt wäre, würde man nicht jeden Bekannten einladen.
Warum ich das so breit und ausführlich erzähle? Weil es Mechanismen aufzeigt, warum manche SNs Anklang finden und andere wiederum nicht. Je nach Komplexität und thematischer (Nicht-)Ausrichtung muss der Anbieter auf einen anderen Vetriebsmix zurückgreifen;) Ach…
Mr Neo, danke für den Hinweis wg/ dem Spon-Artikel