In der Serie „Start-up-Check!“ nehmen wir regelmäßig die Geschäftsmodelle von Start-ups unter die Lupe. Wer steckt hinter dem Unternehmen? Was macht das Start-up so besonders und was gibt es zu kritisieren? Heute: Knister Grill.
Start-ups. Das klingt nach Erfindergeist, Zukunftstechnologien, neuen Märkten. Doch in der Realität erweisen sich viele der Neugründungen leider oft als eine Mischung aus einer E-Commerce-Idee, planlosen Gründern und wackeligen Zukunftsaussichten.
Dabei gibt es sie durchaus: Die Vordenker, die an den großen Problemen tüfteln und Geschäftsmodelle revolutionieren. Diese zu finden und vorzustellen, ist die Aufgabe des Formats Start-up-Check. Heute: Knister Grill aus München.
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Wer steckt hinter Knister Grill?
Das leise Knistern der Holzkohle, der unwiderstehliche Geruch nach gebratenem Fleisch und Gemüse, leckere Soßen und ein kühles Bier – selbst wenn es mittlerweile zu kalt für eine gemütliche Grill-Session ist, denken bestimmt viele mit Wehmut an den Sommer zurück.
Aber gerade Stadtmenschen haben es hier oft schwer. Das Grillen mit Holzkohle auf dem heimischen Balkon ist meist verboten. Herkömmliche Grills sind für den Transport in den Park oder – wie bei uns in München – an die Isar viel zu sperrig und Wegwerfgrills sind aus ökologischer Sicht alles andere als eine gute Lösung.
Die 23-jährige Münchnerin Carolin Kunert wurde mit genau dieser Problematik groß und hat deshalb einen mobilen, ausziehbaren Grill entwickelt, der sich am Fahrradlenker einhängen und so bequem zur gewünschten Location transportieren lässt.
Den ersten Prototypen des Knister Grills entwickelte Carolin bereits 2015 während ihres Industrie-Design-Studiums. Dieser erwies sich jedoch als zu schwer und war lediglich für den Gepäckträger geeignet.
Während ihres Auslandssemesters 2017 in Dänemark entwickelte sie ihren Grill mit einem neuen internationalen Team weiter und gewann damit beim Wettbewerb „Startup Weekend“ den ersten Preis.
Nach ihrem Umzug zurück nach Deutschland verlor sich das ursprüngliche Team aus den Augen. Carolin wagte trotzdem mit ihrer Idee und der Hilfe von Freunden und Verwandten den entscheidenden Schritt in die Selbstständigkeit.
Nach einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne ging im August 2018 die erste Serie des Knister Grills erfolgreich in den Versand. Im Oktober 2018 startete die Weiterentwicklung der neuen verbesserten Serie, die seit Februar 2019 auf dem Markt ist.
Mittlerweile sind die Grills mit Preisen zwischen 79 und 159 Euro im Baumarkt, im Grill-Fachhandel, im eigenen Online-Shop sowie in ausgewählten Geschenkeläden und Fahrrad-Shops erhältlich.
Die Fahrrad-Halterung für den Grill wird mit 19 Euro extra berechnet. Das Start-up hat außerdem Grillzubehör wie Grillspieße, eine Grillplatte oder Balkon- und Segelboot-Halterungen mit ins Sortiment aufgenommen.
Was macht Knister Grill?
Für den Transport wird die Grill-Halterung ganz einfach am Fahrradlenker eingehängt – Werkzeug oder Schrauben sind dafür nicht notwendig. Anschließend kann der Grill befestigt und problemlos transportiert werden.
Ist man zu Fuß unterwegs, ist das auch kein Thema: Der Grill verfügt über praktische Henkel, die später bei Benutzung als Ständer fungieren. Das Design des Grills ist sehr durchdacht. Beim Transport lassen sich Grillgut, Soßen, Besteck und Geschirr ganz einfach im Inneren des Grills verstauen.
Auch der schwere Kohlesack und Grillanzünder können getrost zu Hause bleiben. Es gibt stattdessen kleine Kohlepäckchen, die genau für eine Grill-Session reichen. Die Verpackung dient dabei als Anzünder.
Steht der Knister Grill am Zielort auf dem Boden, lässt er sich bis auf die doppelte Größe ausziehen und bietet damit Grillspaß für bis zu acht Personen. Der Rost lässt sich übrigens auf zwei Zonen aufteilen. Das ermöglicht die Trennung von Fleisch und Gemüse.
Ist die Kohle nach der Outdoor-Grillparty ausgelehrt, ist der Grill innerhalb von fünf Minuten ausgekühlt und damit in Rekordzeit wieder transportfähig. Zu Hause lässt sich der Grill übrigens mühelos in die Spülmaschine stellen – so entfällt noch dazu die lästige Reinigung.
Was macht Knister Grill so besonders?
Mal abgesehen vom durchdachten Design und der einfachen Handhabung des Grills ist die Vision der Gründerin entscheidend. In einer Zeit, in der Lieferketten sehr komplex und nur wenig transparent sind, will Caroline Kunert ihre Kunden mit langlebigen, lokal produzierten Produkten überzeugen.
Das junge Unternehmen pflegt daher eine enge Beziehung zu allen Zulieferern und Produzenten. Anstatt in Asien oder in anderen Schwellenländern zu produzieren, fördert Knister Grill stattdessen die heimische Wirtschaft.
So werden alle Edelstahlteile in Regensburg gefertigt, die Holzgriffe aus Eichenholz werden in München von einer Förderstätte und einem Schreiner hergestellt. Die Verpackung entsteht in Augsburg. Lediglich die Produktion des Grillkorpus erfolgt in Polen.
Durch die lokale Produktion soll nicht nur viel CO2 gespart, sondern zudem Arbeitsplätze und die Qualität des Produkts gesichert werden.
Während der gesamten Liefer- und Produktionskette ist Knister Grill außerdem zu 98 Prozent plastikfrei. Das Unternehmen verzichtet auf die Umverpackung für den Online-Versand und kein Einzelteil wird in Kunststoff eingepackt. Lediglich die kleinen Schaumstoffstreifen zum Schutz des Fahrradlenkers sind aus Gummi.
Auch die Langlebigkeit der Grills steht im Vordergrund. So sind alle Einzelteile vollständig recycle- und austauschbar. Geht also etwas kaputt, bekommt der Kunde umgehend ein Ersatzteil und muss nicht den kompletten Grill entsorgen.
Auf diese Weise garantiert das Start-up über viele Jahre hinweg ein hervorragendes Grill-Erlebnis. Einweggrills und eine erhöhte Müllbelastung gehören so der Vergangenheit an. Das freut auch die Umwelt.
Gibt es Kritikpunkte?
Gewiss ist das Konzept „portabler Grill“ nicht neu oder gar einzigartig. Und wahrscheinlich gibt es eine ähnlich praktikable Lösung – beispielsweise den Smokey Joe von Weber, den Cobb Premier Plus Grill oder den Tepro Billings Holzkohlengrill – in einem ähnlichen oder sogar günstigeren Preissegment.
Allerdings gefällt das Konzept hinter Knister Grill, das von Grund auf durchdacht ist und damit viele Probleme rund um das Grillen löst – angefangen bei „Wie transportiere ich Grill, Grillgut und Kohle zum Grillplatz?“ über „Wie kann ich Fleisch und Gemüse getrennt voneinander grillen?“ bis hin zu „Wie kann ich Müll vermeiden?“
Die enge Beziehung zu den Lieferanten und die Produktion der meisten Teile im Münchner Raum sind super. Allerdings wäre es schön, wenn der Grillkorpus ebenfalls vor Ort und nicht in Polen hergestellt werden würde – erst recht, wenn man hier die CO2-Belastung beim Transport bedenkt.
Zwar kein wirklicher Kritikpunkt, aber anmerken sollte man es wohl trotzdem: Es darf nicht während der Fahrt gegrillt werden!
Ungefähr 800 Grad heiße Kohlen gehören weder auf ein Fahrrad noch auf einen Fahrradweg. Wenn der Grill zudem mit den Bremskabeln in Berührung kommt und diese schmelzen, kann das zu schweren Unfällen führen.
Ebenso sollte der Grill nur auf ausgewiesenen Flächen benutzt werden. Hier appelliert das junge Unternehmen auf seiner Webseite an den gesunden Menschenverstand.
Fazit
Auch wenn es jetzt schon zu kalt zum Grillen ist: Der nächste Sommer kommt bestimmt. Mal davon abgesehen ist der Knister Grill doch ein ideales Weihnachtsgeschenk für die grillverrückten Lieben – auf meiner Wunschliste ist der kleine Fahrradgrill jedenfalls ganz nach oben gewandert.
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