Die Tageszeitung Die Welt berichtet aktuell darüber, dass Netflix „in Dänemark dicht macht“. Einige weitere Medien berufen sich auf den Artikel, der sich hinter einer Bezahlschranke befindet und behaupten, dass der Streaminganbieter seinen Dienst komplett einstellen würde. Das stimmt nicht! Ein Faktencheck.
Netflix hat aktuell mit einigen Problemen zu kämpfen, denn erstmals seit zehn Jahren hat der Streaminganbieter Abonnent:innen verloren. Der US-Konzern prognostizierte bei der Präsentation seiner Quartalszahlen im April außerdem Verluste für das laufende Quartal.
Die Netflix-Aktie stürzte daraufhin um rund 40 Prozent ab. Aus wirtschaftlichen Gründen kündigte das Unternehmen daraufhin Massenentlassungen an. In Dänemark lief es für Netflix bislang jedoch rund.
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Das Unternehmen produzierte in Zusammenarbeit mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender DR1 eine vierte Staffel der dänischen Erfolgsserie Borgen. Netflix strahlte die neuen Folgen der Politserie in diesem Jahr aus.
Netflix legt Produktionen in Dänemark auf Eis
Aufgrund eines Rechtsstreits mit der dänischen Produzentenvereinigung Create Denmark legt der Streaminganbieter nun jedoch alle Produktionen in Dänemark auf Eis. Neben Netflix wollen auch die skandinavischen Streaminganbieter Viaplay und TV2 Play die tariflichen Regelungen für Regisseur:innen und Filmschaffende nicht akzeptieren.
Wie der Bundesverband Regie (BVR) berichtet, lehnen alle drei Dienste eine Veröffentlichung ihrer Streamingzahlen ab und torpedieren damit den „Anspruch auf eine zeitanteilige Nutzungsvergütung“. Laut BVR wollen die Streamer mit ihrem Boykott geltendes Recht aufbrechen: „Große Player spielen ihre Macht aus“.
Nein, Netflix schaltet seinen Dienst in Dänemark nicht ab!
Dabei hatten sich Netflix und Co. nach jahrelangen erfolglosen Verhandlungen eigentlich im Januar 2022 mit der dänischen Produzentenvereinigung vertraglich auf eine angemessene Vergütung geeinigt. Der Vertrag beinhaltet neben einem Pauschalhonorar (Buyout) auch erfolgsbedingte Beteiligungen entsprechend der Streamingzahlen.
Rein rechtlich basiert die Vereinbarung dabei auf geltendem EU-Recht. Demnach stünde allen Urheber:innen und Kunstschaffenden eine angemessene Vergütung zu, die sich am „tatsächlichen und potenziellen wirtschaftlichen Wert der Rechte“ orientiert.
Auch die Tageszeitung Die Welt hat in ihrer Online-Ausgabe über den Fall berichtet und titelt: „Warum Netflix in Dänemark dicht macht„. In den folgenden Zeilen heißt es beispielsweise weiter, dass der „dänische Netflix-Ableger schließt“ und dass Netflix alle laufenden Produktionen in Dänemark unterbrochen hat. Dann beginnt die sogenannte Bezahlschranke.
Ein Drahtseilakt zwischen Genauigkeit und Aktualität
Einige weitere Medien berufen sich nun jedoch auf den Welt-Artikel und behaupten, dass Netflix seinen Dienst in Dänemark komplett einstellen würde. Dort heißt es beispielsweise:“Netflix in Dänemark eingestellt“ oder „Netflix in deutschem Nachbarland plötzlich eingestellt“.
Das stimmt nicht! Denn Netflix stellt zwar seine dänischen Produktionen ein, die Plattform ist jedoch nach wie vor in Dänemark erreichbar. Der Fall offenbart dabei einmal mehr den Drahtseilakt zwischen Genauigkeit und Aktualität beziehungsweise Schnelligkeit in der Medienbranche – zulasten von Fakten! Die durchaus irreführende Überschrift des Welt-Artikels in Kombination mit der Bezahlschranke dürften ihren Teil dazu beigetragen haben.
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