Sonstiges

Bridge Blogging

auf dem Wordcamp gabs eine Session mit Wikio (einem französischen Unternehmen, die zugleich Sponsor vom Wordcamp waren). Es ging um das Thema, wie man denn französische Blogger mit deutschen Bloggern verbinden könnte. Idee von Wikio ist, eine Art von Übersetzungsservice anzubieten. Klar, dass der Ansatz Wikio-centric ist. Das muss nicht gleich von vornherein schlecht sein, komme ich aber gleich drauf. Schnell gings in der Session nicht nur um französische und deutsche Topblogger, sondern allgemein um das Thema, wie man denn Bridge-Blogging bewerkstelligen soll.

Eine reine Übersetzung alleine reicht nicht, denn da sind ja noch zwei größere Probleme: Würde ich über die Wahl in Hessen bloggen, versteht das ein Leser aus sagen wir mal Spanien überhaupt nicht. Weder das Wahlsystem, noch sagt ihm Koch irgendwas. Also müsste ich ausholen, um zunächst die wichtigsten Keyfacts zu erklären. Das wiederum würde den einheimischen Leser nerven. Es sei denn, ich wecke beim Blogger ein Bewußtsein, dass er eigens einen Beitrag für die internationale Leserschaft erstellen kann. Und dem einheimischen Leser anzeigt, dass das jetzt ein internationaler Artikel ist. Um Verständnis zu wecken, so kann er auch schnell den Beitrag wegscannen.

Btw, Technorati hat einen anderen, aber ähnlichen Ansatz mit WTF: Hier kann ein User den anderen erklären, um was es bei den sog. Whats Hot Artikeln geht. Auf Technorati, nicht auf seinem Blog. Aber das nur am Rande. Wird auch kaum in der Blogosphäre wahrgenommen, so gut wie nie einen Bezug auf einem Blog zu einer WTF-Erklärung gesehen! Anyway, zurück zum Thema.


Neue Stellenangebote

Growth Marketing Manager:in – Social Media
GOhiring GmbH in Homeoffice
Praktikum im Bereich interne Kommunikation und Social Media
BOS GmbH & Co. KG in Ostfildern bei Stuttgart
Praktikum (m/w/d) Projektmanagement Social Media ab Januar 2025
CEWE Stiftung & Co. KGaA in Oldenburg

Alle Stellenanzeigen


Das zweite zu lösende Problem ist das Thema Vertrauen. Das baut sich erst mit der Zeit über eine repetierende Interaktion auf. Indem ich ein Blog mittel- bis langfristig lese und den Blogger dann langsam einzuschätzen weiß. Komme ich aber auf ein fremdsprachiges Blog, das einen internationalen Beitrag verfasst hat, stehe ich wieder bei Null. Da kann der Blick auf Technorati helfen, ob dieses Blog mehr oder minder gut verlinkt ist, was für mich immer ein Indikator ist. Wikio bietet auch Rankings an, doch diese beschränken sich eben -wie das Wort schon besagt- lediglich auf Topblogs aus Ländern wie D, FR usw. Das würde für ein wie auch immer geartetes System nicht reichen, denn Bloggen ist nicht short tail, sondern long tail. Das würde auch fürs Bridge-Blogging gelten.

System? Na ja, es langt ja nicht, dass ich heute einen Beitrag über die Hessenwahl broadcaste, sondern es muss imho ein zentrales System geben, das internationale Beiträge erfasst und dem Interessenten zur Verfügung stellt, damit der seine Artikel finden kann. Das wiederum dafür Sorge trägt, die Idee des internationalen Bridge Bloggings zu verbreiten. Je nach Bekanntheit des Anbieters kann das schneller angeschoben werden. Diese Rolle könnten Anbieter wie Technorati, Wikio, Google usw übernehmen. Insbesonders Wikio und Technorati, die Trustelemente bereits liefern. Nämlich die oben besagte Anzahl der Links. Wenn man die Links anzeigt, so muss das innerhalb des zentralen Bridge-Blogging Systems unmittelbar erfolgen, nicht auf einer anderen Seite, um mühselig den Linkcount separat abzufragen. Aber eventuell kann man auf dieses Element verzichten, wenn man sowas wie Rivva nutzt. Wait, kommen wir gleich dazu.

Wie könnte ein sehr einfaches System aussehen? Zunächst einmal vergibt man beim Verfassen eines Blogartikels ein vereinbartes Tag ein. Sagen wir mal „BroadBlogCast“ (BBC:). Das Sys wird angepingt und indiziert den Artikel. Klar ist, dass man Splogs ausfiltern muss, aber Technorati und Google bemühen sich hinlänglich, betrachte ich als eine wichtige Nebenbedingung, jedoch nicht als kritischen Engpassfaktor, um ein auf Tagging basierendes Meldesystem von vornherein zu verzichten. Wie auch immer das Suchen-Finden-System aussieht, wichtig ist zunächst nur, dass man die Idee verbreitet, den Unique-Tag hat und die Blogger mit der Zeit einfängt. Klar kann es helfen, wenn Wikio nicht ganz uneigennützig die Topblogger dafür gewinnt, die diese Idee national verbreiten können, um das in den Longtail zu überführen. Mir persönlich würde ein kategorisiertes Rivva vollkommen ausreichen;) Denn das basiert auf einem Grundgefüge an Quellblogs, die auf andere Blogs verweisen, sprich Empfehlungen aussprechen, die man nicht unbedingt als positiv werten muss, was aber keine Rolle spielt, wenn man eine andere Meinung hat. Dazu könnte man nun den Linkcount des Blogs anzeigen, um den Trustfaktor zu erhöhen, wenn nicht schon alleine die Empfehlung eines im Rivva-System erfassten Blogs bereits ausreicht!! Nachteil eines Rivva-Systems ist, dass es zu Beginn jedoch möglicherweise keine ausreichende Menge an Blogs gibt, die Bridge Blogging unterstützen, um ein Rivva artiges Entdecken zuverlässig zu ermöglichen. Sprich, es ist gut möglich, dass man zu Beginn mit einem etwas anders gearteten System fahren muss, bis man den Blogs Rivva like das Entdecken überlässt.

Mir persönlich würde btw der Gedanke nicht zusagen, auf einer Plattform zentral zu bloggen, sondern mir gefällt eher der Gedanke eines dezentralen Verfassens von Artikeln und dem zentralen Suchen/Finden System besser. Aber auch ein komplett zentrales System bietet seine Vorteile, so kann es wie ein Social Network wesentlich schneller dazu beitragen, dass sich Gleichgesinnte Menschen viel schneller zusammenfinden können, denn auf Basis der äußerst dezentralen Blogosphäre. Man darf ja nie vergessen, der kleinste Teil der Gesamtmenge der Nutzer sind Blogger, die Mehrheit ist Leser und Kommentierender!!!!

Ach ja, ich gehe davon aus, dass man als Bridge Blogger in Teilzeit seinen Beitrag in der franca lingua, Englisch, verfasst und keinen Übersetzungsservice braucht. Klar ist es nett, wenn man dann den Beitrag übersetzt, doch verbindet mich das ja keineswegs unmittelbar mit dem griechischen Blogger, wenn ich auf englisch bei ihm kommentiere und der dann keinen Ton versteht. Das macht imho wenig Sinn, wenn der Blogger null englisch kann. Es sei denn, man möchte halt unbedingt im geschliffenen Englisch die feinzieselierten Gedanken exakt übertragen wissen, das Kommentieren = Dialog [!!] läuft dann eben im geradebrechten Englisch ab. Ok.

Also: Übersetzen halte ich für nice to have, die lingua franca reicht vollauf, ein zentrales Suchsystem mit ausschließlichen Bridge Blogging Beiträgen und gut ist. Warum internationales Bloggen überhaupt spannend sein kann, darauf gehe ich bewußt nicht mal eine Sekunde ein, da ich das für selbsterklärend halte. Was die langsam aussterbenden Rassentrenner nicht verstehen, aber für die ist das eh nicht gedacht. Eines Tage werden die Schafe diese Wölfe gefressen haben. Auch dank Bridge Blogging. Jetzt habe ich es doch teilweise erklärt, ok, enough. Spätestens dann, wenn es eine von Usern gewählte „Internetregierung“ gibt, wird das spannend. Das aber ist eine andere, zu erzählende Geschichte. Was haltet Ihr davon, wie so ein System aussehen könnte?

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

14 Kommentare

  • Sprache ist furchtbar komplex, das sieht man ja an den Ergebnissen von Bablefish. Da rechne ich in absehbarer Zeit mit keiner befriedigenden Lösung.

    Zum Hintergrundwissen: Man könnte auf Wiki-Artikel verlinken, in der Hoffnung, dass der fremdsprachige Artikel ähnliche Inhalte hat.

  • Einen grossen Teil von dem wonach Du suchst (zumindest inhaltlich) machen „wir“ Expatblogger schon lange: Eintraege zu verfassen die versuchen Bruecken zwischen Kulturen und Laendern bilden und versuchen die unterschiedlichen Kulturen zu erklaeren. Bietet sich ja an, weil wir uns in zwei Kulturen „bewegen“ bzw „auskennen“.

    Geh doch mal zu http://www.londonleben.co.uk und Du kannst auf Deutsch so einiges ueber London, England und Grossbritannien lernen, geschrieben von einem Deutschen in London. Oder „USA erklaert“ (URL habe ich gerade nicht zur Hand, sollte aber einfach zu googlen sein), geschrieben von einem Amerikaner in Deutschland zu aktuellen und generellen Themen wie und warum die USA funktioniert. PapaScott schreibt auch immer wieder mal Eintraege ueber das Leben als Amerikaner in Deutschland. Ich weiss von mehreren Deutschen in China die von ihrem Leben dort berichten und versuchen die Kultur dort zu erklaeren.

    Ein paar davon habe ich auf meiner leider seit Ewigkeiten nicht mehr aktualisierten Blogging Abroad (Expat Bloggers) Seite zusammengefasst. Hoffe dass ich die bei Gelegenheit demnaechst mal aktualisieren kann.

  • „Was die langsam aussterbenden Rassentrenner nicht verstehen“ hammer!

    Also ich finde die internationalisierung von verschieden sprachigen Blogs sehr interessant. Gerade wenn man als Anfänger wie ich langsam feststellen muss, das die deutsche Blogosphäre doch nicht so groß ist und man doch denkt, „mensch ich kenn ja dochs chon fast alle“. Zurzeit lese ich langsam auch schon englische Blogs, welche sehr sehr interessant sind.

    Aber mal schauen.

  • Bridge Blogging gibt’s doch schon, wenn auch nicht in dem Maß, dass du beschreibst. So haben z.b. viele deutsche Blogger auf English den Zensur-Skandal bei Flickr beschrieben, damit auch die Amis und Englander wissen, was hier los ist. Und auch StudiVZ hat’s in den englischen Raum geschafft.

    Und Bridge Blogging vom Englischen ins Deutsche ist sogar die Regel. Es gibt wohl kaum einen, der nicht 4 oder 5 englische Blogs im Feed Reader hat.

    Beim Französischen ist das ganze natürlich etwas schwerer. So sprechen wohl nur wenige deutsche Blogger ein gutes Französisch, was eine unheimliche Barriere darstellt. – Genau wie in den asiatischen Raum. – Und weiterhin ringen sich nur wenige Franzosen durch, englisch zu schreiben, was zu einem weiteren Faktor führt, warum die bloggige Kommunikation zu unseren Wein trinkenden Freunden recht schwierig ist.

    In Sachen Blogs sieht’s also so aus, dass uns die USA und England weit näher sind als Frankreich – oder aber auch Polen oder Italien. Das kulturelle Verständnis sehe ich als ein minderes Problem – sowas kommt schon mit der Zeit.

  • Guter Verweis auf die Lingua Franca. Die meisten guten Blogs sind in englisch verfasst. Ich kenne sogar ein sehr gutes deutsches Blog mit unverdient geringem Feedback bzw. Hit Rates, ganz vermutlich weil es in deutsch gehalten ist.

  • Hi Robert,
    also im kleinen funktioniert das ganze auch im Selbstbau schon recht gut. Habe auf meinem Blog jLanguage im Einsatz – extrem einfach zu benutzendes Plugin, welches eine Adaption jedes Posts für diverse Sprachen erlaubt (bei mir im Moment deutsch und englisch im Einsatz). Über die kleinen Flaggen ist das Navigieren und das Verständnis für jeden Besucher sehr einfach und ich kann sogar eigene Startseiten für jede Sprache als Standard entsprechend den Webbrowsereinstellungen einrichten. Die Besucherstatistiken stellen mich sehr zufrieden, obwohl es nichtmal zwei Wochen drauf ist. Ab einer höheren Zahl wird es zugegebenermaßen schwierig, aber du hast ja auch geschrieben dass es mehr oder weniger auf eine Kombi Englisch + die jeweilige Grundsprache hinauslaufen wird. Kann ich also nur empfehlen. Die 10 Minuten Mehraufwand pro Artikel lohnen sich in der Tat. Einzig eine vernünftige Kommentarmoderation wird zukünftig bei mehr Diskussion nötig sein… Wie ich mich dann ans BridgeBlogging anschließen kann werde ich mal bei Wikio & Co ein wenig testen.
    liebe Grüße, Nils

  • Also ich habe ja dieses Problem auch und hatte vorher mehrere Blogs zu verschiedenen Themen und Sprachen (deutsch/english, Second Life, Plone, Video/podcast). Habe ich jetzt alles zusammengefasst zu einem und das funktioniert definitiv besser.
    Artikel werden bei mir mal in deutsch und mal in englisch geschrieben. Sind sie auf deutsch, packe ich noch eine kleine Zusammenfassung auf englisch oben drüber. Andersrum mache ich das nicht, da ich einfach mal davon ausgehe, dass deutsche Leser mal englisch gelernt haben 😉

    Manchmal schreibe ich den gleichen Beitrag auch auf de und en, aber eher selten.

  • Achso, zusätzlich kann man auch noch einen english oder german-only Feed abonnieren, nur muss ich die wohl mal extra verlinken 😉

    Wäre interessant zu sehen, wieviele das dann so nutzen.

    Ein Problem was eher noch besteht ist vielleicht, dass ich manchmal auch recht technische Beiträge habe, die vielen vielleicht nicht direkt etwas sagen werden. Das kennzeichne ich dann noch mit „technical“ im Titel.
    Videos und Podcasts haben auch nur noch einfach ihre eigene Kategorie, von der FeedBurner dann einen iTunes-Feed macht.

  • denk ich auch. Danke übrigens an Stephanie Booth, die mich davon überzeugte, es doch alles auf einem Blog zu machen 🙂 (ich glaube, sie benutzt auch noch ein Plugin, aber ich wüsste nicht, was mir das bringt, geht auch so mit ner CSS-Klasse).

  • Was die grundsätzlich Übersetzungen betrifft würde ich mich einmal näher mit dotSUB beschäftigen. Das ist ein interessantes Konzept, vergleichbar mit einer Kombination Videoplattform mit Wikipedia. Jeder kann gratis Videos
    auf die Plattform stellen und diese dann mit Untertitel versehen.
    Das Video vom alternativen Nobelpreisträger M. Yunus wurde z. B. in
    76 Sprachen übersetzt. Ich denke dieses Konzept hat Zukunft.
    Gegründet wurde dotSUB von Michael L. Smolens.
    http://www.dotsub.wikispaces.com