Campersharing boomt! Vor allem in Deutschland. Warum eigentlich?
Gleich vier große Campersharing-Angebote gibt es aktuell in Deutschland: Share a Camper, Campanda, Yescapa und Paul Camper. Sie alle wollen eins: deutsche Nutzer auf ihre Plattform locken. Warum ist gerade Deutschland so interessant?
#Vanlife lässt Verkaufszahlen steigen
Die Antwort ist relativ schnell gefunden: Deutschland ist nach Großbrittannien der größte europäische Markt für Caravans. Nach Informationen des Caravaning Industrieverband e.V. (CIVD) wurden in Deutschland 2017 insgesamt 22.700 neue Freizeitfahrzeuge zugelassen.
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In Großbrittannien waren es 24.800. Doch während die Briten von 2016 bis 2017 einen Zuwachs in Neuzulassungen von 6,2 Prozent verzeichnen, stiegen die Neuzulassungen in Deutschland um ganze 15 Prozent.
Der einzige Markt, der in Europa noch schneller wächst ,ist Spanien. Hier liegt aber die Zahl der Neuzulassungen gerade einmal bei 1.700 für 2017.
Im Jahr 2017 zählte der CIVD 634.183 insgesamt registrierte Caravans in Deutschland. Sprich: Deutschland ist mit der attraktivste Wohnwagenmarkt Europas.
Das ist eine interessante Entwicklung, wenn man bedenkt, dass bis vor wenigen Jahren der Wohnmobil-Markt gesättigt schien.
Doch mit der wachsenden Beliebtheit für Urlaubsreisen im Campervans und einer jungen Generation, die Wohnwagen nicht mehr als nervige, langweile Ferien mit den Eltern ansieht, sondern als coolen Lifestyle (#Vanlife), steigen seit 2011 die Neuzulassungszahlen in Deutschland rasant.
Was hat das mit Campersharing zu tun?
Natürlich profitieren in erster Linie Wohnwagenhersteller von diesem Trend. Doch was dann? Der Durchschnitts-Wohnwagen-Besitzer nutzt sein Mobil drei Wochen im Jahr. Das sind ziemlich viele Wochen, in denen ein Wohnwagen nur herumsteht. Genau hier kommt Campersharing ins Bild.
Die Plattformen, die sich gerne als „Airbnb für Camper“ bezeichnen, führen ungenutzte Wohnwagen mit urlaubsfreudigen Menschen zusammen. Am Ende steht ein Win-Win-Win.
Wohnwagenbesitzer verdienen Geld mit den ansonsten ungenutzten Caravans. Mieter können über die Campersharing-Seiten sehr günstig Wohnwagen mieten (die Angebote starten zum Teil schon bei 55 Euro – im Vergleich zu 200 Euro bei kommerziellen Campern). Die Plattformen kassieren für die Vermittlung eine Provision.
Die großen Vier
Derzeit sind Share a Camper, Paul Camper, Campanda und Yescapa die vier dominanten Player auf dem deutschen Markt.
Share a Camper
Share a Camper ist ein Start-up mit deutschen Wurzeln, das 2015 von Jan Bartel and Florian Dahlmann in Neuseeland gelauncht wurde. Das Angebot wurde mittlerweile auf Australien und eben Deutschland ausgeweitet.
Paul Camper
Die Idee zu Paul Camper – ebenfalls ein deutsches Start-up – kam Gründer Dirk Fehse bei einer Campervan-Reise durch Australien. Seit 2013 betreibt er seine P2P-Plattform, die eine Mischung aus Sharing, Start-up-Life und Zeltlager.
Yescapa
Yescapa wkommt aus Frankreich und die Gründungsgeschichte von Benoît Panel beginnt ausnahmsweise nicht Down Under, sondern 2011 bei einem Familienurlaub in England. Panel ist auf der Suche nach einem erschwinglichen Campervan, kann aber nichts finden und gibt schließlich enttäuscht auf.
Statt mit dem Wohnwagen nach England, fährt die Familie in eine Ferienwohnung nach Spanien. Die Urlaubstage nutzt Panel aber, um seine Idee zu einem privaten Campersharing ins Rollen zu bringen.
Yescapa zählt mittlerweile mit 110.000 Nutzer in 74 Ländern zu den größten europäischen Campersharing-Plattformen. Mietwagen werden in vier europäischen Ländern vermittelt Frankreich, Großbrittannien, Spanien, Italien und Deutschland.
Campanda
Hinter Weltmarktführer Campanda steckt der gebürtige Schweizer Chris Möller, der das Unternehmen im Jahr 2013 in Berlin gründete. Als jemand, der schon als Kind viel unterwegs war, wurde ihm das mobile Leben quasi in die Wiege gelegt, sagt er. Gepaart mit seiner Begeisterung für die Sharing-Economy war der Weg zum Campersharing nicht weit.
Campanda ist derzeit in knapp 1.000 Städten, in 42 Ländern und auf fünf Kontinenten vertreten und bietet mehr als 26.000 Fahrzeuge auf seiner Plattform an. Darüber hinaus betreibt Chris Möller mittlerweile seinen eigenen Fuhrpark.
Was bringt die Zukunft?
Die großen vier Plattformen wurden mehr oder weniger alle im gleichen Zeitraum gegründet – als Wohnwagen wieder beliebt wurden. Es wird interessant zu sehen, welche Plattformen sich durchsetzen und, ob sich der Markt möglicherweise konsolidiert.
Wird auch hier – wie bei vielen Sharing-Angeboten – das Peer-to-Peer-Prinzip irgendwann aufgehoben und auch kommerzielle Anbieter zugelassen?
Wohnwagen-Fans ist das alles wahrscheinlich relativ egal sein. Was für sie zählt: Derzeit ist das Angebot an günstigen Fahrzeugen so groß wie nie zuvor.