Die Plattform für Studenten StudiVZ ändert zum Jahreswechsel die Geschäftsbedingungen. Folge: Die persönlichen Daten der vier Millionen Nutzer können an interessierte Unternehmen verkauft werden. Handynummern, Mail-Adressen, Hobbys, Musikgeschmack – alles im Angebot. Das Studenten-Portal StudiVZ will endlich richtig Geld machen – mit maßgeschneideter Werbung. Die persönlichen Daten der vier Millionen Nutzer sollen dafür sogar verkauft werden können.
Verkauf von Daten an Dritte?
Vorneweg, wer den langen Text nicht lesen mag. Es geht bei den Änderungen um die Einführung personalisierter Werbung, Targeting genannt, ohne aber, dass StudiVZ Deine Personendaten an Dritte verscherbelt. Muss es auch nicht. Also, lets go:
Die komplette Mail mit den neuen AGBs und Datenschutzerklärungen kann man sich als txt-Datei reinziehen. Update: StudiVZ ist nach zwei Tagen + heftigeren Protesten etwas zurückgerudert und hat erneut einige Änderungen vorgenommen. Siehe Spon, 16.12.07.
Neue Stellenangebote
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Auszug aus der neuen, erweiterten Datenschutzerklärung „Einwilligung in die Verarbeitung personenbezogener Daten“, die per Mail den StudiVZ-Usern zugegangen ist:
5.
Ich willige ein, dass studiVZ die von mir bei der Registrierung mitgeteilten Daten (z.B. Geschlecht und besuchte Hochschule etc.), die von mir freiwillig innerhalb meines eigenen Profils („Meine Seite“) eingetragenen Daten (z.B. Studiengang/-richtung, Interessen, Clubs/Vereine, Musikrichtung/Bands, Lieblingsbücher/-filme etc.) sowie meine Mitgliedschaft in Gruppen („Meine Gruppen“) dazu nutzt, um mir gezielt personalisierte Werbung und/oder besondere Angebote und Services über das studiVZ-Netzwerk zu präsentieren bzw. präsentieren zu lassen (z.B. eine auf meine(n) Studiengang/-richtung ausgerichtete Buch-empfehlung; Produktwerbung, die auf meinen Interessen beruht etc.)….6…
Ich willige ein, dass mir studiVZ Benachrichtigungen und Mitteilungen zusendet; diese Nachrichten beinhalten Hinweise und Berichte für Nutzer des studiVZ-Netzwerkes. Ich nehme zur Kenntnis, dass studiVZ hierzu meine personenbezogenen Daten nach Maßgabe der von mir gewählten Einstellungen nutzt; demnach erfolgt die Zusendung per E-Mail an die von mir für die Nutzung des studiVZ-Netzwerkes verwendeten E-Mail-Adresse oder über den Nachrichtendienst.Zudem erkläre ich mich einverstanden, dass studiVZ meine personenbezogenen Daten nutzt, um mir Marketing-Mitteilungen unter Verwendung elektronischer Post zuzusenden (z.B. zum Versand von E-Mails an die von mir für die Nutzung des StudiVZ-Netzwerkes verwendete E-Mail-Adresse, SMS-Werbung an die von mir hinterlegte Mobilfunk-Rufnummer sowie von Nachrichten mit werbendem Charakter über den Nachrichtendienst von studiVZ oder einen von mir angegebenen Instant-Messenger).
Weiterführende Informationen dazu, in welchem Umfang elektronische Post mit werblichem Inhalt durch studiVZ versendet wird, finden sich in der Allgemeinen Datenschutzinformation zur Nutzung des studiVZ-Netzwerkes unter:
http://www.studivz.net/l/policy/info/Ich nehme zur Kenntnis, dass ich, falls der Erhalt von elektronischer Post mit werbendem Charakter von mir nicht mehr erwünscht ist, die Zusendung ablehnen und dem Erhalt der Nachrichten jederzeit widersprechen kann. Hierzu kann ich nach dem erfolgreichen Einloggen in das studiVZ-Netzwerk in der Rubrik „Datenschutz“ am Ende des Textes zur Einwilligung in die Verarbeitung personenbezogener Daten meine Einstellungen unter „Einstellungen zur Verwendung meiner Daten“ aufrufen und anpassen
Das mögliche Brouhaha ist gar nicht mal so dumm, damit weiterhin die Sensibilisierung des persönlichen Datenschutzes steigt, jedoch muss man StudiVZ nicht wirklich was vorwerfen, denn sie ermöglichen es jedem User, dieser vorgesehenen Handhabung einen Riegel vorzuschieben (Opt-Out, Opt-In wäre besser). Und sind damit weiter als viele andere Webunternehmen. Die Sache mit dem Opt-In vs Opt-Out erinnert leicht an Facebooks Beacon-System, das Einkaufsdaten aus Drittseiten an Facebook und deine Buddies übermittelt. Zunächst war es nicht mal ein Opt-Out System, der User konnte demnach nicht aktiv werden, um die Anzeige dessen, was man so kauft, an deine Buddies auszuschalten, jetzt ist es nach zahlreichen Protesten gar ein vollwertiges Opt-In System, das bei jeder Übermittlung fragt, ob es das darf, solange du global nicht eingestellt hast, dass du das per se nicht möchtest. Mark Zuckerberg ha versichert, wenn man Beacon ausknippst, das keinerlei Daten an Facebook mehr übertragen werden. Von Beacon selbst bin ich btw nicht mal so abgeneigt, wenn ich das feinsteuern kann, Facebook hat lediglich Mist bei der Einführung gebaut, indem es dem User keine Wahl gelassen hatte. Wie man sieht, hat ein Webseitenbetreiber durchaus zahlreiche Möglichkeiten zwischen links und rechts zu wählen, er kann sich für ein Opt-Out oder aber ein Opt-In System entscheiden, zudem kann er selbst da noch einiges feinjustieren, damit der User selber mitentscheiden kann, was er akzeptiert und was nicht. Es sind also durchaus gute Kompromisse möglich, zwischen den privaten Bedürfnissen nach Datenschutz und dem Bedürfnis des Unternehmens, sich zu finanzieren. Gerhard schlägt bspw. ein weiteres System vor, für welche Werbung er sich interessieren würde und verweist dabei auf Amazon. Doch klar ist auch, wer halt eben eine Nullbumserplattform ohne Premiummodell nutzt, dem muss klar sein, dass es nicht wirklich kostenlos ist. Free heißt immer, dass deine Daten die Monatsgebühr darstellen, was denn sonst???
Wie machts Faebook bisher?
Klassische Banner, Anzeigen, die jeder User erstellen kann, ein angebliches System, das auf Basis der Userdaten/aktivitäten geeignete Werbung einblenden soll, Beacon, was noch?
Und wie machts nun StudiVZ genau?
Auf Spon wirds genauer erklärt:
StudiVZ-Pressesprecher Dirk Hensen sagte zu SPIEGEL ONLINE: „Es stimmt, dass wir unsere Mitglieder-AGB ändern. Es stimmt nicht, dass wir persönliche Daten verkaufen.“ Konkret sollen nur diese Informationen genutzt werden: Alter, Geschlecht, Wohnort, Uni-Standort, Fachrichtung. Keiner der Werbekunden werde direkten Zugriff auf die Nutzerdaten haben – auch nicht in anonymisierter Form, schließt StudiVZ-Sprecher Hensen aus. Die an Mitglieder verschickten AGB-Änderungen stützen diese Aussage… Allerdings soll das Geschäft so ablaufen, dass Unternehmen bei StudiVZ Werbeplätze bei bestimmten Zielgruppen buchen und das Studenten-Portal dann selbst anhand der persönlichen Daten seiner Nutzer die passenden Werbeplätze auswählt. StudiVZ-Sprecher Hensen: „Es geht beispielsweise darum, dass Frauen keine Werbung für Rasierer bekommen.“ Eine Weitergabe der Profildaten sei nicht beabsichtigt.
Gretchenfrage
Es geht also „lediglich“ um die Frage, ob man will, dass der Webseitenbetreiber mit deinen Daten was anstellt oder eben nicht. Weniger um die Frage, ob man persönliche Daten und Verhaltens/Vorliebenmuster an Drittunternehmen weitergibt, denn das wird wohl bei jedem ein Unwohlsein auslösen, egal, ob man Datenschutz schreiben kann oder nicht. Wer da schon „Nein“ sagt, dass der Webseitenbetreiber deine Daten zu Werbezwecken nutzt, der darf sich nirgenwo mehr anmelden, vaD nicht auf „kostenlosen“ Social Networks. Wenn die Nutzer wie bescheuert auf standardisierte Werbebanner klicken würden, gäbe es auch keine Notwendigkeit für den Seitenbetreiber, die Werbung individualisieren zu müssen bzw. Nutzerdaten zu analysieren, schlimmstenfalls weiterzugeben, um wenigstens bisserl mehr rauszuholen. Ist halt nicht. Kostenlos ist nicht kostenlos. Google ist ebensowenig kostenlos.
Useraustritt
Es gibt noch einen weiteren Punkt, den man kritisiert und zwar das Austreten aus der Plattform:
neue AGB 3.3
Mit der erfolgreichen Exmatrikulation eines Nutzers ist der Account des Nutzers nicht mehr zugänglich und sind die vom Nutzer in seinem Profil („Meine Seite“) gemachten Angaben über das studiVZ-Netzwerk nicht mehr einsehbar. Diejenigen Beiträge, die der Nutzer vor der Exmatrikulation über das studiVZ-Netzwerk öffentlich zugänglich gemacht hat (z.B. auf der Pinwand eines anderen Nutzers oder innerhalb einer Gruppe), bleiben nach der erfolgten Deaktivierung weiterhin abrufbar – dies jedoch ohne Angabe des Namens und mit dem Hinweis, dass der Beitrag von einem inzwischen gelöschten Nutzer stammt.
Einige meinen, dass damit die persönlichen Daten des Nutzers weiterhin für StudiVZ-Werbe[!]zwecke erhalten bleiben, weil StudiVZ eben von „nicht mehr einsehbar“ spricht. Sehe das etwas anders, da es rein systemtechnisch nicht so easy ist, einen User und seine kompletten Aktivitäten zu entfernen. Alleine die Forenbeiträge würden uU merkwürdige Lücken hinterlassen. Also lässt man die Beiträge stehen, anonymisiert lediglich den Usernamen. Da zwischen dem User und StudiVZ nach seinem Austritt aus der Plattform aber kein Rechstverhältnis mehr besteht, wird ihn StudiVZ nicht mehr mit Werbung zuschütten dürfen, das wäre dann in der Tat illegal. Zudem gibt es noch einen weiteren Aspekt: was, wenn ein Beitrag nachträglich einen Abmahner auf den Plan ruft, wie soll man dann als Plattformbetreiber noch sagen können, wer diesen bis dato unentdeckten Mordaufruf hinterlassen hat, um es mal extrem auszudrücken?
Weitere Meinungen
Siehe auch die neue FAQ von StudiVZ zu den Änderungen. Und die Reaktionen in den Blogs via Rivva.
Zwangszustimmung
Einen Punkt habe ich aber, den ich ziemlich dämlich finde:
Ab dem 20. Dezember 2007 und spätestens bis zum 9. Januar 2008 kannst du den neuen AGB und Datenschutzregelungen zustimmen. Ab dem 9. Januar ist die Nutzung des studiVZ-Netzwerkes ohne deine Zustimmung nicht mehr möglich
Ging das nicht ein bisserl weicher??