Der deutsche Softwarekonzern SAP hat weltweit seine Frauenquote abgeschafft. Die überraschende Ankündigung ist ein Kniefall vor Donald Trump, denn das Unternehmen beugt sich dem Druck der US-Regierung. Damit wirft SAP seine eigenen Werte über Bord – und unterwirft sich der Ideologie eines spalterischen Mannes. Ein Kommentar.
SAP will sein selbsterklärtes Ziel, mindestens 40 Prozent Frauen zu beschäftigen, nicht weiter verfolgen. Das geht aus einem Bericht des Handelsblatts (Paywall) unter Berufung auf eine interne E-Mail hervor. Demnach will das Management auch nicht mehr auf Geschlechtervielfalt im Vorstand setzen.
Grund für die Entscheidung ist keinesfalls eine mangelnde Umsetzbarkeit – so arbeiten derzeit bereits rund 36 Prozent Frauen für SAP. Vielmehr macht Unternehmenschef Christian Klein einen Kniefall vor US-Präsident Donald Trump. Ein Rückschritt, der zeigt, wie schnell man seine eigenen Prinzipien über den Haufen werfen kann – und Glaubwürdigkeit verspielt.
Auf Trump-Kurs: SAP schafft Frauenquote ab
Der Hintergrund: Trump will das US-Regierungsprogramm für Diversität, Gerechtigkeit und Inklusion (DEI) torpedieren – obwohl es in der Menschenrechtsgesetzgebung und im 14. Zusatzartikel der Verfassung der Vereinigten Staaten verankert ist. Der US-Präsident hatte bereits wiederholt auf ein Zuwiderhandeln gedrängt und will Unternehmen seine Ideologie landesweit aufzwingen.
Es ist zwar verständlich, dass SAP als börsennotiertes Unternehmen seinen Aktionären verpflichtet ist und sich an gewisse Vorgaben halten muss. Was jedoch weniger verständlich ist, ist die Frage, warum das Unternehmen seine Frauenquote weltweit abschafft – und nicht nur in den USA.
Die Investoren hätte man zudem doch zumindest zunächst einmal befragen können. Apple hält etwa an seinem Diversitätsprogramm fest, da sich die Aktionäre für eine Beibehaltung ausgesprochen haben. SAP hingegen schlägt nun den Weg eines Mannes ein, der Vielfalt und Gleichstellung als Schwäche ansieht.
Außerdem ist die Entscheidung nicht nur ökonomisch äußerst fraglich, sondern für SAP sogar rückschrittlich. Denn das Unternehmen galt als Arbeitgeber lange Zeit als Vorreiter und Vorbild. SAP war etwa der erste Daxkonzern mit einer Frau an der Vorstandsspitze. In puncto New Work und Mitarbeiterangebot agierte das Unternehmen zudem lange Zeit als Pionier.
Mauern statt Brücken
Doch nun der Kniefall; und ein Trauerspiel, das zeigt, wie schnell einige Akteure sich von ihren Prinzipien und Überzeugungen lossagen, wenn wirtschaftlicher Druck droht. Und damit ist SAP nicht allein. Auch Facebook-Chef Mark Zuckerberg kuscht vor Donald Trump und hat seine Unternehmenspolitik auf Kurs des US-Präsidenten gebracht.
Letztlich verraten solche Unternehmen nicht nur ihre Werte, sondern auch ihre Mitarbeiter. Sie werden ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nicht gerecht. Doch statt ein Zeichen für Gleichberechtigung zu setzen, überlassen Facebook und SAP ihre Agenda einem Mann, der lieber Mauern baut als Brücken.
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Ein Unternehmen, das so schnell seine Diversity Bemühungen abschafft, hat vermutlich nie ernsthaft daran gearbeitet….