Tesla nutzt für seine Standorte in Deutschland und den Niederlanden ein ausgeklügeltes Konstrukt aus Tochterfirmen, um Steuern zu sparen. Dabei verlagert das Unternehmen laut einem Bericht Milliardengewinne aus der deutschen Gigafactory über die Niederlande.
Im März 2022 hat Tesla seine Gigafactory in Grünheide bei Berlin eröffnet. Es handelt sich um das erste europäische Werk des E-Autobauers.
Der US-Konzern nutzt in Deutschland offenbar jedoch ein ausgeklügeltes Steuersparmodell, wie das Magazin Follow The Money berichtet. Demnach verlagert das Unternehmen von Elon Musk Milliardengewinne über diverse Tochtergesellschaften in die Niederlande und zahlt so viel weniger Steuern.
Spart Tesla Steuern in den Niederlanden?
Für die Recherche hat Follow The Money die Jahresabschlüsse von Tesla und Tochtergesellschaften in den USA und mehreren europäischen Ländern unter die Lupe genommen. Darunter: zahlreiche Tochterfirmen in Deutschland und den Niederlanden. Ziel war es, die Unternehmensstruktur und Steuerpraktiken zu analysieren.
Laut Bericht greift Tesla in Deutschland und den Niederlanden auf ein komplexes Konstrukt mit zahlreichen Tochtergesellschaften zurück. Diese sind durch konzerninterne Verträge miteinander verbunden.
Vor allem gewisse Machenschaften in den Niederlanden seien laut Follow The Money auffällig. Denn Tesla hat in einem Bürokomplex im Amsterdamer Bezirk Zuidoost sieben Firmen registriert. Auch ein Showroom befindet sich in dem Gebäude.
Zu den geführten Unternehmen gehört unter anderem Tesla Motors Netherlands (TMN). Diese Firma hat laut der Recherche einen Fertigungsvertrag mit der in Deutschland ansässigen Gigafactory in Grünheide.
Allein im Jahr 2023 hat TMN in den Niederlanden einen Umsatz von rund 26 Milliarden Euro erwirtschaftet. Zum Vergleich: Tesla selbst erreichte im selben Jahr einen Gesamtumsatz von rund 85 Milliarden Euro.
TNM erwirtschaftet jährlich Gewinne
Von der Gründung im Jahr 2003 bis ins Jahr 2020 verzeichnete Tesla selbst jahrelang Verluste. Das niederländische Unternehmen TMN hingegen konnte seit der Gründung im Jahr 2011 bis zum Jahr 2020 jährlich Gewinne erwirtschaften. Dennoch zahlt Tesla Motors Netherlands in Deutschland und den Niederlanden laut Follow The Money kaum Körperschaftssteuer.
Das könne an dem folgenden Konstrukt liegen: Die Tesla Manufacturing Brandenburg SE (TMBS) – also die Gigafactory in Grünheide – produziert das Tesla Model Y im Auftrag des niederländischen Lizenzgebers, also für TMN. Für TMBS bleibt nur eine kleine Marge.
2023 stand für die Gigafactory in Grünheide deshalb unterm Strich ein Umsatz in Höhe von rund 7,8 Milliarden Euro – bei Ausgaben in nahezu gleicher Höhe von etwa 7,5 Milliarden Euro. Daraus ergibt sich ein geringer Gewinn und eine ebenso geringe Steuerlast in Deutschland.
Es sei laut Follow The Money wahrscheinlich, dass die in Grünheide erwirtschafteten Gewinne über das komplexe Konstrukt von Tochterfirmen in andere Länder verlagert werden, in denen niedrigere Steuersätze gelten.
Ständige Veränderungen in Unternehmensstruktur von Tesla
Laut der Recherche ist das nicht die einzige Auffälligkeit beim Firmenkonstrukt der Tesla-Töchter. Denn die Unternehmensstruktur sei nicht nur undurchsichtig, sondern werde auch stetig verändert.
Sechs der in den Amsterdam registrierten Tesla-Töchter waren demnach bis zum 20. Dezember 2023 unter der Tesla Motors Coöperatief UA zusammengefasst. Dann änderte das Unternehmen seine Geschäftsform und firmierte fortan unter Tesla Motors Holding BV.
Ein Jahr später gingen die Anteile an die Stiftung Tesla Motors Stichting über. Nur wenige Tage darauf folgte die Übertragung an die erst drei Tage vorher gegründete VESPB Global GmbH mit Sitz in der Schweiz. Dort gilt ein Unternehmenssteuersatz von nur 11,8 Prozent.
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