Donald Trump hat mit seiner Zollpolitik die weltweiten Finanzmärkte durcheinander gewirbelt. Sein Vorgehen wirkt willkürlich und erratisch. Seine mutmaßlichen Ziele: realitätsfern und illusorisch. Mittlerweile stehen sogar Vorwürfe der Marktmanipulation gegen Trump im Raum. Eine Chronologie der Ereignisse.
US-Präsident Donald Trump verfolgt eine protektionistische Handelspolitik. Bereits während seiner ersten Präsidentschaft setzte er auf Import-Zölle. Mit Beginn seiner zweiten Amtszeit treibt er seine Zollpolitik jedoch auf die Spitze. Der Hintergrund: Trump glaubt, dass andere Länder die USA über den Tisch ziehen würden – allen voran China und die EU.
Mit dem Ziel die US-Wirtschaft zu stärken, hat Donald Trump neben einem Basiszoll von zehn Prozent auf alle Einfuhren in die USA für zahlreiche Länder zusätzliche Zölle in Höhe von bis zu 50 Prozent erhoben. Für Produkte aus der EU soll ein Zollsatz von 20 Prozent erhoben werden. Die Begründung: wirr bis skurril. Denn einerseits behauptet Trump, dass die Europäische Union Zölle in Höhe von 39 Prozent auf US-Produkte erheben würde.
Mit den tatsächlichen Zollsätzen einzelner Länder haben die von Trump verhängten Zölle jedoch nichts zu tun. Die EU erhebt im Schnitt etwa vier Prozent auf einzelne Industriegüter. Auf Fahrzeuge aus den USA sind es zehn Prozent. Zugegeben: Hier bestand bislang ein vermeintliches Defizit, da die USA zuvor lediglich 2,5 Prozent auf europäische Pkw erhoben haben.
Andererseits haben diese Behauptungen nichts mit der Formel zu tun, die Trump als Grundlage für die verhängten US-Zölle heranzieht. Die fadenscheinige Berechnung teilt das US-Handelsdefizit der Vereinigten Staaten mit einem bestimmten Land durch die Gesamtexporte eines Landes in die USA. Die Rechnung am Beispiel der Europäischen Union: Der EU-Handelsüberschuss in Höhe von 235,6 Milliarden US-Dollar geteilt durch die Gesamtimporte im Wert von 605,8 Milliarden US-Dollar ergibt 0,39 und nach Trumpscher Logik einen Prozentsatz in Höhe von 39 Prozent.
Die Zollpolitik von Donald Trump
Aufgerundet und geteilt durch zwei stehen letztlich 20 Prozent. Im Verhältnis zu den angeblichen EU-Zöllen in Höhe von 39 Prozent, stellt Donald Trump das Ganze obendrein als gnädig dar. Ebenfalls skurril: Der US-Präsident betrachtet die Mehrwertsteuer innerhalb der EU als Zölle in Höhe von 20 Prozent – obwohl diese kein Zoll ist, nicht so wirkt und auch auf EU-Produkte erhoben wird.
So unlogisch die Trumpsche Logik auch ist, lässt seine Berechnung zumindest durchblicken, dass Trump die Handelsdefizite der USA ein Dorn im Auge sind. Unabhängig von Angebot und Nachfrage scheint er diese mit Druck in Form von Zöllen ausgleichen zu wollen. Von der EU verlangt er beispielsweise, dass sie Öl und Gas aus den USA kaufen soll.
Trump hat zudem wiederholt seinen Unmut über das Handelsungleichgewicht mit Blick auf die Automobilindustrie geäußert. Dabei finden US-amerikanische Fahrzeuge bezüglich ihrer Größe und ihres Kraftstoffverbrauchs aufgrund von geografischen und gesellschaftlichen Gründen in Europa schlichtweg kaum Anklang.
Handelsdefizite und Importe sind zudem grundsätzlich nichts Schlechtes. Im Gegenteil: Für viele US-Unternehmen sind sie sogar von Vorteil. Apple lässt viele seiner Geräte etwa im Ausland fertigen und profitiert von geringen Produktionskosten. Die Preise bleiben für Verbraucher dadurch gering, was den Verkauf und gleichzeitig die US-Wirtschaft ankurbelt. Die Trump-Zölle treffen das Unternehmen sowie unzählige weitere deshalb extrem hart.
US-Zölle: Eine Chronologie der Ereignisse
Februar 2025: Donald Trump verhängt per Verordnung Zölle in Höhe von 10 Prozent auf alle chinesischen Importe. China reagiert mit Gegenmaßnahmen. Darunter Zölle von 15 Prozent auf Kohle und Flüssigerdgas sowie 10 Prozent auf Rohöl und landwirtschaftliche Maschinen aus den USA. Die chinesische Regierung leitet eine kartellrechtliche Untersuchung gegen Google ein.
März 2025: Die US-Regierung weitet ihre Zollpolitik auf Kanada und Mexiko aus. Trump verhängt Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Importe aus beiden Ländern. Sowohl Kanada als auch Mexiko reagieren mit Gegenzöllen, betonen aber auch mit den USA im Dialog bleiben zu wollen. Zahlreiche Kanadier starten einen Kaufboykott von US-Produkten.
2. April 2025: Die Situation eskaliert. US-Präsident Donald Trump ruft aufgrund von Handelsdefiziten den nationalen Notstand in den USA aus. Er kündigt für den 5. April einen pauschalen Zollsatz in Höhe von 10 Prozent auf alle Importe in die USA an. Zusätzliche Zölle in Höhe von bis zu 50 Prozent sollen für Länder gelten, die einen Handelsüberschuss gegenüber den USA aufweisen. Darunter: China (34 Prozent), die Europäische Union (20 Prozent) und Japan (24 Prozent).
3. April 2025: Die US-Regierung präzisiert, dass die zusätzlichen Zölle ab dem 9. April in Kraft treten. China kündigt als Gegenreaktion eigene Strafzölle in Höhe von 34 Prozent auf US-Waren an.
4. April 2025: Die Finanzmärkte reagieren heftig. Der Deutsche Aktienindex (DAX) verliert über 1.000 Punkte, während die Wall Street den größten Kurseinbruch seit fünf Jahren verzeichnet: S&P 500 (- 4,2 Prozent), Dow Jones (- 4,2 Prozent) und NASDAQ-100 (- 4,4 Prozent). Auch der japanische Leitindex Nikkei bricht ein. Die Aktien von Big Tech erleben einen Kurseinbruch: Apple (- 6 Prozent), Alphabet (- 6 Prozent), Microsoft (- 6 Prozent), Meta (- 3 Prozent) und Amazon (- 2 Prozent). Trump-Berater Elon Musk verzeichnet mit Tesla ein Minus von über zehn Prozent.
5. April 2025: Die Basiszölle der USA in Höhe von zehn Prozent auf alle Importe treten wie angekündigt in Kraft. Die Talfahrt an den Börsen geht weiter: S&P 500 ( – 6 Prozent), Dow Jones Industrial Average (- 6 Prozent), Nasdaq Composite (- 5,9 Prozent), DAX (- 4 Prozent) und Nikkei 225 (- 8 Prozent).
7. April 2025: Der Handelskonflikt mit Peking eskaliert weiter. Trump droht China mit zusätzlichen Zöllen in Höhe von 50 Prozent, falls die chinesischen Gegenzölle nicht bis zum 8. April zurückgenommen würden. China reagiert entschlossen und erklärt, man werde “bis zum Ende kämpfen” und gegebenenfalls weitere Gegenmaßnahmen ergreifen. Die EU bietet den USA an, gegenseitig alle Zölle auf Industriegüter abzuschaffen. Donald Trump lehnt das Angebot ab und fordert, dass die EU-Staaten mehr Energie aus den USA importieren sollen, um das Handelsdefizit auszugleichen.
8. April 2025: Über 50 Länder nehmen Kontakt mit der US-Regierung auf, um über die neuen Zölle zu verhandeln. Wirtschaftsexperten und Politiker diskutieren potenzielle Auswirkungen der Zölle auf die US-Wirtschaft. Sie warnen vor einer steigenden Inflation und einer globalen Rezession. China nimmt seine Gegenzölle nicht zurück. Trump erhöht die US-Zölle auf chinesische Produkte auf 104 Prozent. Peking zieht nach und verhängt einen Zollsatz von 84 Prozent. Die chinesische Regierung reicht zusätzlich eine Beschwerde bei der Welthandelsorganisation ein. Dow Jones Industrial Average, S&P 500 und Nasdaq Composite verzeichnen weitere Verluste zwischen ein und zwei Prozent. In Europa und Asien ist überwiegend das Gegenteil der Fall: Dax und Nikkei steigen wieder. In den Reihen seiner eigenen Partei macht sich Kritik gegen Trump breit. Regierungsberater Elon Musk spricht sich grundsätzlich gegen Zölle aus.
9. April 2025: Die angekündigten Zusatzzölle von Donald Trump treten in Kraft. Der US-Präsident schreibt auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social: „Jetzt ist eine gute Zeit zum Kaufen“. Nur Stunden später kündigt er eine 90-tägige Aussetzung seiner Zölle für die meisten Länder an – mit Ausnahme Chinas. Seine Kehrtwende führt zu einer Erholung der globalen Märkte. Unsicherheiten und Bedenken bezüglich der künftigen Handelspolitik der USA bleiben jedoch bestehen.
10. April 2025: Eine weitestgehende Erholung an den Aktienmärkten in Europa und Asien tritt ein. Die EU setzt ihre Gegenzölle wieder aus – ebenfalls für 90 Tage. Kommissionschefin Ursula von der Leyen zeigt sich verhandlungsbereit, betont aber auch, dass die Gegenmaßnahmen der Europäischen Union je nach Verhandlungsausgang wieder in Kraft treten könnten. Gegen Donald Trump werden Vorwürfe der Marktmanipulation erhoben.
Fazit: Die US-Zölle von Donald Trump
Die Handelspolitik von Donald Trump hat bereits während seiner ersten Präsidentschaft weltweit zu erheblichen politischen und wirtschaftlichen Spannungen geführt. Die Entwicklungen nach Beginn seiner zweiten Amtszeit wirbeln jedoch die Finanzmärkte weltweit durcheinander und belasten politische Beziehungen.
Trumps Ziele erscheinen realitätsfern und illusorisch. Sein Vorgehen wirkt trotzig und teilweise willkürlich. Experten und Kritiker befürchten, dass er die USA in eine Rezession treiben könnte. Für Verbraucher und Unternehmen in den Vereinigten Staaten drohen drastische Preiserhöhungen. Ein iPhone könnte künftig etwa bis zu 700 US-Dollar mehr kosten.
Die aggressive Vorgehensweise des US-Präsidenten hat zudem einen globalen Handelskrieg ausgelöst – vor allem mit China. Das Wirtschaftswachstum droht weltweit zurückgehen. Produktionszentren und Lieferketten könnten sich grundlegend verlagern. Langfristig könnten China und Europa sowie die gegenseitigen Handelsbeziehungen profitieren.
Sollte Donald Trump an seinem Kurs festhalten, dürfen zahlreiche US-Unternehmen wiederum darüber nachdenken, ihre Produktionsstätten nach Europa oder Asien zu verlagern. Trump könnte zudem ein landesweiter Protest bevorstehen. Bislang hat er den USA mit seiner Politik – trotz Handelserfolgen mit einigen wenigen Ländern – aber mehr geschadet als geholfen. Vor allem in Form eines vermutlich irreparablen Imageschadens. Denn die USA scheinen unter Donald Trump kein verlässlicher und vertrauenswürdiger Handelspartner mehr zu sein.
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