Anfang April 2025 hat US-Präsident Donald Trump seine neue Zollpolitik vorgestellt. Doch vielen Experten erscheinen die Zahlen und Berechnungen willkürlich. Es wird sogar gemunkelt, dass Trump seine Zölle mit KI berechnet hat. Was ist dran an dieser Behauptung?
Anfang April 2025 hat US-Präsident Donald Trump umfangreiche neue US-Importzölle angekündigt. Neben einem zehnprozentigen Basiszoll auf alle Einfuhren in die USA, sollen für bestimmte Länder ab dem 9. April 2025 noch weitaus höhere Importzölle gelten.
Für die Europäische Union greift laut Trump dann ein Zollsatz für Importe in Höhe von 20 Prozent. Für Japan liegt die Zahl sogar bei 24 Prozent; für China, Vietnam und Kambodscha bei bis zu 49 Prozent.
Doch zahlreiche Experten fragen sich, wie der US-Präsident auf diese Zahlen kommt. Hat Trump für die Berechnung seiner Zölle sogar eine KI befragt?
Die neue Zollpolitik von Trump
Der US-Präsident will mit seinen neuen Importzöllen die US-Industrie stärken. Allerdings hat seine Zollpolitik bisher vor allem für Turbulenzen an den weltweiten Finanzmärkten gesorgt. Allein der Wert der US-Aktien hat sich nach der Ankündigung um mehr als sechs Billionen US-Dollar verringert.
In einer Rede vor Reportern an Bord der Air Force One erklärte Donald Trump diesbezüglich: „Ich will nicht, dass irgendetwas untergeht. Aber manchmal muss man Medizin nehmen, um etwas zu heilen.“
Ausländische Regierungen müssten „eine Menge Geld“ zahlen, um die umfassenden Zölle aufzuheben. Tun sie dies nicht, werden die neuen Importzölle am 9. April 2015 in Kraft treten. Doch wie sind Trumps-Zölle eigentlich zustande gekommen? Bei der Vorstellung der neuen Zollsätze hat US-Präsident Trump eine Tabelle angeführt.
Demnach zahlt die USA aktuell Zölle in Höhe von 39 Prozent in der Europäischen Union und kontert selbst mit einem Prozentsatz in Höhe von 20 Prozent. Das klingt zunächst erst einmal nach einem fairen Angebot.
Allerdings haben die Zahlen in der Tabelle nichts mit den spezifischen Zollsätzen der einzelnen Länder zu tun. Denn auf der Website des US-Handelsbeauftragten kann man die Formel für die Berechnung einsehen. Dabei wird das Handelsdefizit oder der Handelsüberschuss der USA – beispielsweise mit der Europäischen Union – durch die Gesamtexporte in die USA geteilt und dann noch einmal halbiert.
Die Zoll-Berechnung am Beispiel der EU
Für die EU ergeben sich auf Basis dieser Rechnung genau die Zahlen, die Trump anhand seiner Tabelle vorgestellt hat. Der Rechenweg: Der Handelsüberschuss der EU in Höhe von 235,6 Milliarden US-Dollar geteilt durch die Gesamtimporte im Wert von 605,8 Milliarden US-Dollar ergibt 0,39 und nach Trumpschen-Logik einen Prozentsatz in Höhe von 39 Prozent. Diese Zahl geteilt durch zwei ergibt dann aufgerundet 20 Prozent.
Tatsächlich erhebt die EU auf Importe aus Nicht-EU-Staaten laut der Welthandelsorganisation einen Prozentsatz in Höhe von fünf Prozent. Allerdings gibt es hiervon je nach Produktklassen und verschiedenen Gewichtungen Unterschiede. So liegt der durchschnittliche gewichtete Zollsatz der EU auf Waren aus den USA bei 2,7 Prozent – und nicht bei 39 Prozent.
Trumps Zölle basieren zudem auf einer Fehleinschätzung. Denn dem US-Präsidenten ist die Mehrwertsteuer innerhalb der EU schon lange ein Dorn im Auge. In diesem Zusammenhang sprach er davon, dass die USA mit Zöllen in Höhe von 20 Prozent belegt worden seien. Doch die Mehrwertsteuer ist kein Zoll und wirkt auch nicht so. Schließlich wird sie auch auf Produkte aus der EU erhoben, womit alle Unternehmen diese entrichten müssen.
Berechnet Trump seine Zölle mit KI?
Schaut man sich diese Zahlen genauer an, werfen sie die Fragen auf, wie der US-Präsident auf diesen Rechenweg gekommen ist. Laut dem Tech-Magazin The Verge stammen die Zahlen „offensichtlich aus einer vereinfachten Berechnung, die zufällig von mehreren großen KI-Chatbots empfohlen wird“.
The Verge hat den Test gemacht und nach „einer einfachen Möglichkeit für die USA“ gefragt, um „Zölle zu berechnen, die anderen Ländern auferlegt werden sollten, um die bilateralen Handelsdefizite zwischen den USA und jedem ihrer Handelspartner auszugleichen, mit dem Ziel, die bilateralen Handelsdefizite auf Null zu bringen“.
Das Ergebnis ist überraschend, denn ChatGPT, Gemini, Claude und Grok haben dabei alle eine Version dieser Formel als Ergebnis angeführt. Demnach hätten Grok und Claude sogar speziell die Halbierung der Zölle vorgeschlagen, um ein „vernünftiges“ Ergebnis zu erzielen. Auch BASIC thinking konnte dies stichprobenartig reproduzieren und verifizieren.
Unsere Frage: „Mit welcher Formel könnte man auf einfache Art und Weise Zölle berechnen, die ein Land auf Produkte aus anderen Ländern erheben sollte, um einen fairen Bezug zum Handelsdefizit herzustellen“? Die Antwort von ChatGPT: „Zollrate = (Importüberschuss geteilt durch Gesamtimporte) x k“. Das „k“ sei dabei ein „Anpassungsfaktor (zwischen 0 und 1), je nach politischer Zielsetzung und Empfindlichkeit der Wirtschaft“.
Neben der vereinfachten Berechnung für die Importzölle haben alle KI-Bots aber auch Warnungen ausgesprochen. Gemini schreibt dazu beispielsweise: „Während diese Berechnung eine scheinbar einfache Möglichkeit bietet, bilaterale Handelsdefizite anzugehen, sind die realen wirtschaftlichen Auswirkungen weitaus komplexer und könnten zu erheblichen negativen Konsequenzen führen.“
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