Hochrangige US-Regierungsbeamte haben Militäroperationen über den Messenger-Dienst Signal besprochen und versehentlich einen Journalisten in ihre Chatgruppe eingeladen. Das sogenannte Signal-Gate hat Fragen zum Umgang mit sensiblen Informationen auf höchster Regierungsebene aufgeworfen. Eine Chronologie der Ereignisse.
Das sogenannte Signal-Gate hat Fragen über den Umgang mit sensiblen Informationen auf höchster Regierungsebene in den USA aufgeworfen und sich zu einem waschechten Skandal entwickelt. Der Hintergrund: Hochrangige US-Minister haben geheime Militäroperationen über den Messenger-Dienst Signal besprochen und versehentlich einen Journalisten in ihre Chatgruppe eingeladen.
Zu den Teilnehmern des Chats gehörten unter anderem US-Vizepräsident JD Vance, US-Verteidigungsminister Pete Hegseth und US-Außenminister Marco Rubio. Journalist Jeffrey Goldberg, Chefredakteur des Magazins The Atlantic, hat den Vorfall in einem Artikel öffentlich gemacht.
Nachdem Goldberg daraufhin von Karoline Leavitt, Pressesprecherin des Weißen Hauses, und Pete Hegseth beleidigt und als Lügner diffamiert wurde, veröffentlichte er in einem weiteren Artikel den nahezu kompletten Chat-Verlauf. Der Vorfall löste erhebliche Sicherheitsbedenken aus und hat parteiübergreifend zu Forderungen einer Untersuchung geführt.
Signal-Gate: Eine Chronologie der Ereignisse
- 11. März 2025: Jeffrey Goldberg, Chefredakteur des Magazins The Atlantic, erhält eine Kontaktanfrage in der verschlüsselten Messaging-App Signal von einem Nutzer namens “Michael Waltz”. Im Nachhinein bestätigte sich, dass es sich bei diesem um den Nationalen Sicherheitsberater der Trump-Administration handelt.
- 13. März 2025: Goldberg wird offenbar versehentlich zu einer Signal-Chatgruppe namens “Houthi PC small group” hinzugefügt. Weitere Teilnehmer der Gruppe sind US-Vizepräsident JD Vance, US-Verteidigungsminister Pete Hegseth und US-Außenminister Marco Rubio. In der Gruppenunterhaltung diskutieren sie über bevorstehende militärische Operationen gegen Ziele der als Terrororganisation eingestuften Houthi-Miliz im Jemen. Jeffrey Goldberg kann zunächst nicht glauben, dass es sich um eine echte Regierungskommunikation handelt.
- 15. März 2025: Pete Hegseth teilt um 11:44 Uhr detaillierte Informationen über einen geplanten Angriff auf Houthi-Ziele – einschließlich Zeitplan, Standorten und eingesetzten Waffen. Kurze Zeit später am selben Tag führen die USA Luftangriffe auf Houthi-Stellungen im Jemen durch. Goldberg, der nun realisiert, dass der Chat und seine Teilnehmer real sind, verlässt die Signal-Gruppe.
- 24. März 2025: The Atlantic veröffentlicht einen Artikel von Goldberg mit dem Titel “The Trump Administration Accidentally Texted Me Its War Plans”, in dem er die versehentliche Aufnahme in die Signal-Gruppe und den Inhalt des Chats schildert.
- 25. März 2025: US-Präsident Donald Trump und Pete Hegseth weisen die Vorwürfe zurück und betonen, dass keine geheimen Informationen preisgegeben wurden. Hegseth erklärt: “Niemand hat Kriegspläne per Text verschickt, und das ist alles, was ich dazu zu sagen habe.” Er beleidigt Jeffrey Goldberg in einem Interview, nennt ihn „jämmerlich“ und „betrügerisch“. Der Journalist sei „ein Typ, der Müll verbreitet“.
- 26. März 2025: The Atlantic veröffentlicht den nahezu gesamten Textverlauf der Signal-Gruppe, der detaillierte Informationen über den Angriff enthält. Sicherheitsberater Michael Waltz feierte den Militärschlag mit Emojis: „👊🇺🇸🔥“. Parteiübergreifend fordern sowohl Republikaner als auch Demokraten den Rücktritt Hegseths.
- 26. März 2025: Die Nachrichtenagentur Associated Press berichtet, dass unklar ist, ob die in der Signal-Gruppe geteilten Informationen als geheim eingestuft gewesen seien. Mehrere US-Beamte äußern jedoch Sicherheitsbedenken bezüglich der Nutzung des Messenger-Dienstes Signal für solche sensiblen Diskussionen.
- 27. März 2025: Das Signal-Gate ebbt nicht ab. Wie der Spiegel berichtet, sollen unmittelbar nach den Veröffentlichungen von The Atlantic noch aktive Telefonnummern, E-Mailadressen und private Daten hochrangiger Regierungsvertreter im Netz aufgetaucht sein. Darunter: Sicherheitsberater Michael Waltz und Verteidigungsminister Pete Hegseth.
Teilnehmer des Signal-Chats
- Mike Waltz – Nationaler Sicherheitsberater von Donald Trump
- Pete Hegseth – US-Verteidigungsminister
- JD Vance – US-Vizepräsident
- Marco Rubio – US-Außenminister
- John Ratcliffe – Direktor der CIA
- Tulsi Gabbard – Direktorin der nationalen Nachrichtendienste
- Susie Wiles – Stabschefin des Weißen Hauses
- Brian McCormack – Mitglied des Nationalen Sicherheitsrats
- Steve Witkoff – US- Unterhändler für den Nahen Osten und die Ukraine
- Scott Bessent – US-Finanzminister
- Stephen Miller – Berater für Heimatschutz und stellvertretender US-Stabschef
- Joe Kent – Leiter des Nationalen Antiterrorzentrums
- Dan Katz – Stabschef des US-Finanzministeriums
- Dan Caldwell – Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums
- Andy Baker – Vertreter des Büros des US-Vizepräsidenten
- Ein unbekannter US-Geheimdienstoffizier
- Journalist Jeffrey Goldberg (zwischenzeitlich)
Fazit: Signal-Skandal in den USA
Das Signal-Gate offenbart, dass hochrangige US-Regierungsbeamte unzureichend gesicherte Kommunikationsmethoden nutzen. Dass ein Journalist unbemerkt einer sensiblen Chat-Gruppe hinzugefügt wurde, zeigt, dass es keine ausreichenden Mechanismen zur Identitätsprüfung der Teilnehmer gab.
Obwohl Signal als einer der sichersten Messenger der Welt gilt, hilft auch die beste Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nichts, wenn Nutzer unvorsichtig handeln und unbefugte Personen in geheime Chats einladen.
Die US-Regierung hat nach dem Leak rechtliche Maßnahmen ergriffen, um die Chats zu sichern. Das zeigt, dass selbst verschlüsselte Nachrichten nicht vor rechtlicher Einsichtnahme geschützt sind. Das Signal-Gate ist letztlich vor allem deshalb so brisant, weil es Widersprüche zwischen Privatsphäre, Sicherheit, Überwachung und Bürgerrechten offenlegt.
Es offenbart Spannungen zwischen vermeintlich sicheren Kommunikationsmitteln, der Möglichkeit von Strafverfolgungsbehörden auf diese Kommunikationen zuzugreifen und den unbedachten Umgang mit Informationen auf höchster Regierungsebene.
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