In Deutschland kosten Internet-Tarife deutlich mehr als in anderen europäischen Ländern. Selbst im zweitteuersten Land zahlen die Menschen nur ein Drittel der deutschen Preise. Doch warum ist das Internet in Deutschland so teuer?
Deutschland hat die höchsten Internetpreise in der Europäischen Union. Das geht aus einer aktuellen Marktanalyse von Verivox hervor. Während der EU-Durchschnitt bei 18 Cent pro Megabit liegt, zahlen deutsche Nutzer durchschnittlich einen Euro. Das ist fünfmal so viel wie der europäische Mittelwert. Im Vergleich dazu sind die Preise in Rumänien, Polen und der Slowakei deutlich niedriger. Dort zahlen Nutzer zwischen einem Cent und drei Cent pro Megabit.
Warum ist das Internet in Deutschland so teuer?
Selbst in Österreich und Belgien, die mit 35 Cent pro Megabit nach Deutschland die höchsten Preise aufrufen, ist das Internet um ein Vielfaches günstiger. Eine Erklärung dazu liefert Jörg Schamberg, Telekommunikationsexperte bei Verivox: „Dass die deutschen Anbieter die mit Abstand höchsten Megabit-Preise in der EU verlangen, liegt in erster Linie an der aus Verbrauchersicht unzureichenden Wettbewerbssituation.“ Und weiter:
Obwohl der deutsche Markt seit 1998 liberalisiert ist, hängen auch heute noch viele Wettbewerber am Tropf der Deutschen Telekom: Sie kaufen deren Vorleistungsprodukte zu festgelegten Preisen ein. Diese Vormachtstellung des Ex-Monopolisten ist ein wesentlicher Grund für das viel zu lange Festhalten an der veralteten DSL-Technik.
Umstellung auf Glasfaser zu langsam
Deutschland sei laut Schamberg nicht nur hochpreisig unterwegs, sondern drohe auch beim Umstieg von Kupfer- auf Glasfaserleitungen den Anschluss zu verpassen. Glasfaser ist in Relation zur Leistung um 47 Prozent günstiger als DSL. Außerdem sind die Tarife meist deutlich besser umfangreicher und erheblich schneller. Allerdings sei ein Abschalttermin für DSL nicht vor den 2030er-Jahren zu erwarten, so Schamberg. Das ist nach Meinung des Telekommunikationsexperten viel zu spät.
Andere Länder seien da deutlich weiter. Portugal und Schweden verzeichnen beispielsweise bereits eine Glasfaser-Vollversorgung. In Deutschland habe die Technologie hingegen ein Imageproblem. Lösbar wäre das nur, indem die Bundesregierung gegensteuert. „Viele Menschen sehen mehr Hürden als Chancen beim Umstieg auf Glasfaser – das kann sich Deutschland vor allem im Hinblick auf datenintensive KI-Anwendungen nicht länger leisten“, so Schamberg.
Für die Analyse wurden in Deutschland 37 Tarife ausgewertet, die alle verfügbaren Bandbreiten umfassen. Die Kosten pro Megabit ergeben sich aus den monatlichen Kosten geteilt durch die angebotene Geschwindigkeit. Der Median aller Tarife liefert den durchschnittlichen Preis pro Megabit.
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