Mitte 2024 hat die Wirtschaftsauskunfteien e.V. neue Regeln für das Speichern von bereits bezahlten offenen Forderungen beschlossen. Wir verraten dir, was es mir der 100-Tage-Regelung der Schufa auf sich hat. Eine Kolumne von Tibor Bauer – alias „Mr. Schufa“.
Bisher war es recht einfach: Wenn du Schulden hattest, landeten diese früher oder später in deiner Schufa. Sobald du sie beglichen hast, wurden diese Einträge als „Forderung ausgeglichen“ markiert – und weitere drei Jahre gespeichert. Das führte dazu, dass du trotz bezahlter Schulden immer noch drei Jahre stigmatisiert wurdest. Die Höhe der Schulden hat dabei keine Rolle gespielt.
Die 100-Tage-Regelung der Schufa
Die Auskunfteien haben nun nachgebessert. Eine neue Regelung besagt, dass du unter bestimmten Voraussetzungen bereits nach 18 Monaten die bezahlten Forderungen aus deiner Schufa loswerden kannst. Diese Regelung ist am 1. Januar 2025 in Kraft getreten. Die Vorraussetzungen für die sogenannte 100-Tage-Regelung der Schufa:
- Du musst die Schuld innerhalb von 100 Tagen nach Datum der Eintragung in die Schufa bezahlt haben.
- Du darfst seit dem zu löschenden Eintrag keine weiteren offenen Forderungen mehr in deiner Schufa haben.
- Zum Zeitpunkt der Löschung darfst du dich weder in einer Insolvenz befinden noch darfst du einen Eintrag vom Amtsgericht (=Schuldnerregister) in deiner Schufa haben.
Wenn du diese drei Voraussetzungen erfüllst, musst du selbst nichts unternehmen, denn die Schufa löscht entsprechende Einträge dann automatisch nach 18 Monaten.
Wie sinnvoll ist die neue Regel?
Die Änderung wurde in meiner TikTok-Community kontrovers diskutiert. Denn da die Schufa bereits im Dezember 2024 über 20.000 Einträge dieser Art gelöscht hat, empfinden viele das Ganze als Augenwischerei. Viele Menschen, die negative Einträge haben, brauchen zudem sehr viel länger, um Schulden zu bezahlen.
Sei es, weil sie die finanziellen Mittel nicht haben oder weil sie Jahre oder gar Jahrzehnte nichts von negativen Einträgen wussten, weil es sie in ihrem bisherigen Leben nicht tangiert hat. Viele meiner Follower schlagen entsetzt die Hände zusammen, wenn sie das erste mal in ihrem Leben ihre Schufa-Auskunft einholen und feststellen, dass sie finanziell eigentlich bankrott sind – laut Aussage der Schufa.
Es fühlt sich zum Teil so an, als wenn man einem Verdurstendem in der Wüste ein Glas Wasser vor die Nase hält und dann auskippt. Aktuell fühlt man sich veräppelt, denn die 100-Tage-Regelung trifft nur auf die wenigsten Menschen mit Schufaeinträgen zu.
Kurzfristige Nullnummer, langfristig sinnvoll
Schlussendlich sehe ich die neue Regelung aus einem anderen Blickwinkel. Einerseits gehe ich davon aus, dass die Speicherdauer wohl in absehbarer Zeit von höherer Stelle erneut reguliert wird. Denn aktuell gibt es keine Gesetzgrundlage für die berühmte 3-Jahres-Frist.
So ähnlich war es sowohl bei der vorzeitigen Änderung der Speicherzeit für die Restschuldbefreiung als auch bei der Diskrepanz rund um die Einträge der Mobilfunkanbieter. Kurzfristig ist die neue Regelung kaum mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein, da sie einfach zu wenig Menschen betrifft.
Langfristig gesehen ist sie allerdings ein hervorragendes Instrument, um die Zahlungsmoral der Menschen auf ein positives Niveau zu heben. Bisher war gerade in der Klasse der „Nichtzahler“ eine Verdrängung der Zahlungspflicht üblich. Man wusste um einen Schufa-Eintrag, hat aber resigniert.
Mittlerweile – und das zum Teil auch durch die neue Ausklärungsoffensive der Schufa – wird immer mehr Menschen klar, in welcher unsichtbaren Abhängigkeit wir uns befinden. Es gibt kaum ein Geldgeschäft oder einen Vertragsabschluss, der nicht auf Grundlage der eigenen Bonität beruht.
Fazit: Die 100-Tage-Regelung der Schufa
Das ändert einiges, denn jetzt wissen die Menschen im Vorfeld, was sie tun können, um im Ernstfall immer noch eine Chance zu haben und nicht über Jahre hinweg im finanziellen Pausenraum zu stecken. Das ist eine Message, das jeder versteht. Du darfst Fehler machen, aber: Mach diesen Fehler nicht mehrmals!
Ich begrüße die neue Regelung der Schufa, auch wenn sie eher lang- als kurzfristig gedacht ist. Egal wie man es dreht und wendet, mit der Zeit werden die Menschen wegen dieser Zuckerbrot und Peitsche-Methoden lernen, wie wichtig die eigenen Finanzen sind.
Denn im Jahrhundert des Sozialstaates sorgt eine gute Wirtschaftspolitik dafür, dass die Menschen sich aus eigenem Antrieb mehr um sich selbst kümmern, als sich nur auf den Staat zu verlassen.
Auch interessant:
- Tagesgeldzinsen: Die Banken mit den besten Angeboten
- KI-generierte Inhalte könnten Bankenkrise auslösen
- Bis zur Insolvenz? Tesla droht der totale Absturz
- Vergleich: Ladetarife für Elektroautos im Überblick