Spätestens seit dem Release von DeepSeek ist China ein ernstzunehmender Konkurrent im KI-Wettstreit. Seither sprießt ein chinesisches KI-Unternehmen nach dem anderen aus dem Boden. Nach DeepSeek hat das KI-System Manus AI für Aufsehen gesorgt – mit dem Versuch, einen künstlichen Hype zu erzeugen. Eine kommentierende Analyse.
Gefühlt wie aus dem Nichts hat DeepSeek die KI-Branche Anfang 2025 in Aufruhr versetzt. Denn die China-KI kam mit einem großen Versprechen daher: Sie soll nicht nur mit großen Sprachmodellen wie ChatGPT, Google Gemini oder Claude mithalten können, sondern sie teilweise sogar in den Schatten stellen – und dabei noch deutlich energieeffizienter und kostengünstiger sein.
Auf den anfänglichen Hype folgte jedoch schnell ein Stück weit Ernüchterung. Denn in puncto Datenschutz scheint es DeepSeek an so „ziemlich allem zu fehlen„. Der Chatbot verbraucht außerdem mehr Energie als bislang angenommen – und auch angegeben. Obendrein soll DeepSeek Daten von ChatGPT gestohlen und abgekupfert haben.
Das Sprachmodell stellt dennoch eine ernstzunehmende Alternative dar und hat China im KI-Wettstreit als ebenbürtigen Konkurrenten etabliert. Denn der KI-Markt in Fernost brummt. Unmittelbar nach DeepSeek hat der chinesische Online-Händler Alibaba mit Qwen etwa ein Sprachmodell präsentiert, das ebenfalls besser sein soll als ChatGPT – und obendrein auch DeepSeek. Mit Manus AI hat zudem ein weiteres KI-System international für Aufsehen gesorgt. Doch ist der Hype gerechtfertigt?
Was ist Manus AI?
Manus AI ist ein autonomer KI-Agent des chinesischen Start-ups Monica, das 2022 gegründet wurde. Bei der Firma handelt es sich offenbar um eine Tochtergesellschaft des chinesischen Unternehmens Butterfly Effect. Manus AI soll offiziellen Angaben zufolge komplexe Aufgaben eigenständig erledigen können und über die Funktionen von klassischen Chatbots hinausgehen.
Der KI-Assistent unterscheidet sich jedoch grundsätzlich von KI-Modellen wie ChatGPT, Gemini oder Claude, was einen direkten Vergleich nicht zulässt. Im Gegensatz zu klassischen Chatbots, die auf menschliche Anweisungen angewiesen sind, soll Manus AI selbständig agieren und Ergebnisse liefern.
Der KI-Agent könne beispielsweise eigenständig Datensätze analysieren, um bestimmte Muster zu erkennen. In einem YouTube-Video demonstriert ein Firmenvertreter von Entwicklerunternehmen Monica dies anhand von drei konkreten Beispielen: der Auswertung von Bewerbungen und Lebensläufen, der Analyse von Finanzdaten und der Immobiliensuche.
Ganz ohne menschliches Zutun kommt Manus AI jedoch nicht aus, da der KI-Agent mit Daten gefüttert werden muss. Laut Monica brauche es jedoch keinen klassischen Dialog wie bei ChatGPT und Co. Das System soll sogar dann weiterarbeiten können, wenn Nutzer ihren Computer ausschalten, indem Manus asynchron auf Daten in einer Cloud zugreift. Ausgangspunkt ist jedoch stets ein Prompt, der eine Aufgabe beschreibt.
Kritik
Seit DeepSeek wecken KI-Systeme „Made in China“ automatisch große Aufmerksamkeit. Das Problem: Hinter vielen Modellen stecken ausgeklügelte Marketing-Strategien mit großen Versprechen. In der Realität können diese jedoch allenfalls bedingt eingehalten werden – das hat auch der Fall DeepSeek bereits gezeigt.
Das Problem bei Manus AI: Der KI-Agent befindet sich derzeit in einer geschlossenen Beta-Testphase (Stand 13. März 2025). Heißt konkret: Ein Zugang ist nur über Einladungscodes möglich. Das System lässt sich daher allenfalls bedingt testen. Mindestens genauso interessant wie die vollmundig angekündigten Fähigkeiten der KI, sind jedoch die Wahrnehmung und die Realität hinter Manus AI.
Denn Entwicklerunternehmen Monica besticht nicht gerade mit Transparenz. Viele Details sind deshalb nicht bekannt, was bereits zu irrtümlichen Annahmen geführt hat. Beispielsweise gingen viele in der KI-Branche zunächst davon aus, dass es sich bei Manus AI um ein Produkt handelt, das vollständig neu entwickelt wurde, da Monica nichts zu den Sprachmodellen hinter der KI preisgab.
Es dauert jedoch nicht lange, bis die ersten Testnutzer entdeckten, dass der KI-Agent auf der Anthropic-KI Claude Sonett sowie zahlreichen weiteren Tools aufgebaut wurde. Monica-Mitgründer Yichao Ji bestätigte dies anschließend in einem Beitrag auf X (ehemals Twitter).
Sind KI-Agenten das nächste große Ding?
Im Gegensatz zu DeepSeek, das wie ChatGPT, Gemini und Claude ein klassischer KI-Chatbot ist, der lediglich verbessert wurde, handelt es sich bei Manus AI um ein neues Produkt. Der KI-Agent baut zwar auf anderen Sprachmodellen auf, allerdings hätten auch die Claude-Entwickler von Anthropic einen KI-Assistenten entwickelt können.
Da es sich bei Manus AI um ein anderes Produkt handelt, ist die KI nicht „das neue DeepSeek“. Das System erlebt allenfalls einen DeepSeek-Moment – auch wenn der Hype deutlich geringer ist. Einerseits ist die Produktgruppe der KI-Agenten noch relativ neu. Andererseits hat sich die PR-Abteilung von Monica aufgrund mangelnder Transparenz nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
Grundsätzlich scheint es sich zwar um ein gutes Produkt zu handeln. Allerdings steckt Manus AI wie der KI-Agent „Operator“ von OpenAI oder die geplanten KI-Assistenten von Google noch in den Kinderschuhen. Einige Testnutzer berichten etwa von beeindruckenden Erfahrungen, andere von Fehlern und Endlosschleifen.
Innerhalb der KI-Branche gehen ohnehin zahlreiche Experten und Insider davon aus, dass es noch ein bis zwei Jahre dauern wird, bis die ersten einsatzfähigen KI-Agenten auf den Markt kommen. Darunter: Google DeepMind-Chef Demis Hassabis und Nvidia-CEO Jen-Hsun Huang.
Fazit: Manus AI
Manus AI ist ein KI-Tool, das mit Skepsis betrachtet werden sollte, da viele Details unklar sind. Selbst die Unternehmensstruktur hinter dem KI-Agent erscheint undurchsichtig bis schleierhaft. Die Kommunikation rund um das System hat sich bereits teilweise als irreführend erwiesen.
Offenbar ging es den Entwicklern offenbar darum, einen künstlichen Hype zu erzeugen. Dabei handelt es sich um eine Strategie, die auch unter dem Begriff Hungermarketing bekannt ist. Doch das ist allenfalls bedingt gelungen. Einen Aufschrei in der KI-Branche gab es zudem nicht.
Denn der Hype um DeepSeek hat offenbar auch dafür gesorgt, dass nicht jede KI-Ankündigung in den Himmel gelobt wird – auch wenn es Ausnahmen gibt. Eine der wenigen Gemeinsamkeiten zwischen DeepSeek und Manus AI ist derweil eine große Unklarheit mit Blick auf den Datenschutz. Es ist etwa weder bekannt, wie das KI-System Daten speichert, noch welchen Zugriff die chinesischen Behörden darauf haben.
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