Nach Drohungen von Elon Musk will die EU-Kommission der Ukraine dabei helfen, die Satelliten-Kommunikation zu sichern. In einigen Monaten will das europäische Unternehmen Eutelsat in der Lage sein, Starlink zu ersetzen. Die Hintergründe.
Uneinigkeiten zwischen den USA und der Ukraine spitzen sich immer weiter zu: Vor einigen Tagen stoppte der US-Technologiekonzern Maxar den Zugang der Ukraine zu seinen Satellitenbildern. Auch die US-Regierung hatte nach einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus die Bereitstellung nachrichtendienstlicher Informationen ausgesetzt.
Starlink-Chef Elon Musk nahm das zum Anlass, um die Bedeutung seines Satellitensystems für die ukrainischen Truppen im Kampf gegen Russland zu betonen. Würde er es abschalten, bräche die gesamte Front [der Ukraine] zusammen, verkündete Musk auf seiner Plattform X (ehemals Twitter).
Eutelsat vs. Starlink: EU-Kommission bietet Hilfe an
Das scheint die EU-Kommission jedoch nicht zulassen zu wollen. Sie will der Ukraine dabei helfen, Kapazitäten für die Satelliten-Kommunikation zu sichern. Um dieses Vorhaben umzusetzen, trat der französisch-britische Satelliten-Betreiber Eutelsat auf den Plan.
In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg erklärte CEO Eva Berneke, dass sich die Gespräche mit der EU über den Ersatz von Starlink in der Ukraine intensivieren. Das Unternehmen ist bereits in der Ukraine vertreten und hat dort derzeit Tausende Terminals. Allerdings seien nicht alle an das Netz angeschlossen, so Berneke.
Man führe derzeit Gespräche mit Lieferanten, um sowohl militärische als auch Standard-Terminals bereitzustellen. Die Eutelsat-Chefin stellt betont jedoch, dass es noch ein paar Monate brauche, um 40.000 Terminals zu liefern. Das sei ungefähr die Anzahl der aktuellen Starlink-Terminals in der Ukraine.
Starlink als unverzichtbarer Dienst im Krieg gegen Russland
Starlink ist für das ukrainische Militär im Krieg mit Russland zu einem unverzichtbaren Dienst geworden, nachdem ein Großteil der Kommunikationsinfrastruktur des Landes lahmgelegt worden war. Durch die anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen Washington und Kiew besteht die Gefahr, dass die Zusammenarbeit unterbrochen wird.
EU-Kommissions-Sprecher Thomas Regnier erklärte, dass die Kommission die strategische Bedeutung einer „souveränen, sicheren und robusten europäischen Satellitenkonnektivität“ anerkenne. Jedoch birgt die Umstellung mit einigen Herausforderungen.
Die Terminals von Eutelsat sind beispielsweise nicht so günstig und mobil wie die Starlink-Satelliten. Zum Vergleich: Musks Satelliten sind im Hinblick auf eine schnelle Verbindung besser positioniert und damit auch besser für die Kommunikation geeignet. Um Starlink durch Eutelsat ersetzen zu können, braucht der europäische Betreiber finanzielle und logistische Unterstützung.
Starlink: Polen stellt sich gegen US-Anbieter
Die nötige finanzielle Hilfe könnte aus Polen kommen. Die polnische Regierung erklärte kürzlich, dass sie bereit sei, Alternativen zu Elon Musks Starlink-Netzwerk zu suchen, um die Ukraine mit Satelliteninternet zu versorgen. Als Reaktion auf Musks X-Post betonte der polnische Außenminister Radosław Sikorski, dass das polnische Digitalisierungsministerium einer der größten Anbieter von Starlink für die Ukraine sei.
Warschau finanziere die Hälfte der Starlink-Terminals, die in dem Land betrieben werden. Man wolle sich nach einem anderen Anbieter umsehen, falls das US-Unternehmen sich als unzuverlässiger Anbieter erweist. Sowohl Musk als auch US-Außenminister Marco Rubio versuchten, die Aussage auf X zu entkräften.
Auch in anderen Ländern hat Starlink aufgrund der aktuellen Diskussionen bereits Aufträge verloren. Der kanadische Bundesstaat Ontario hat den Vertrag etwa gekündigt. Das mexikanische Telekommunikationsunternehmen América Móvil hat ebenfalls die Zusammenarbeit beendet. Auch ein 1,5-Milliarden-Euro-Deal zwischen Starlink und der italienischen Regierung scheint zu bröckeln.
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