Auf Trump and Pump folgt Trump and Dump: Mit der Wahl von Donald Trump zum 47. Präsidenten der USA sind die Kurse vieler Aktien und Kryptowährungen in die Höhe geschossen. Vier Monate später kehrt Ernüchterung ein. Der Trump-Effekt driftet ins Gegenteil. Eine kommentierende Analyse.
Trumps Wahlsieg: Die Rallye beginnt
Als am 5. November 2024 der Sieger der US-Präsidentschaftswahl feststeht, jubeln die Aktienmärkte und viele Kryptowährungen zünden den Turbo. Der Trump and Pump beginnt. Lag der US-amerikanische Aktienindex S&P 500 am 4. November 2024 noch bei 5.712 und der deutsche Leitindex DAX bei 19.147 Punkten gab es in den folgenden Wochen nur eine Richtung: nach oben.
Während der S&P 500 zwischen Ende November 2024 und Ende Februar 2025 auf dem Rekordniveau von ungefähr 6.100 Punkten pendelte, legte der DAX auf über 22.000 Punkte zu – eine deutliche Outperformance.
Trump and Dump: Boomerang-Effekt für Aktien und Kryptowährungen
Noch deutlicher wird es ab dem 20. Februar 2025. Während der S&P 500 de facto auf sein Vor-Trump-Niveau fiel, knackte der DAX sogar noch die 23.000er-Marke. Mit Blick auf die vergangenen sechs Monate (Stand: 7. März 2025) hat der DAX um über 26 Prozent zugelegt, während der S&P 500 gerade einmal vier Prozent Zuwachs verzeichnet.
Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei fast allen Kryptowährungen ab. Ethereum hatte zwischenzeitlich einen Kursanstieg von über 50 Prozent verzeichnet, liegt jetzt sogar unter dem November-Niveau. Besser sieht es für Bitcoin-Anleger aus: Sie durften sich über einen Anstieg von 62.000 Euro auf aktuell 82.000 Euro freuen – die Spitzenwerte von über 100.000 Euro sind jedoch wieder in weite Ferne gerückt.
Krypto-Reserve: Politische Maßnahme verpufft
Daran kann auch Donald Trump mit der Umsetzung eines seiner Wahlversprechen nichts ändern. Denn nach der Ankündigung einer nationalen Krypto-Reserve sackten die Kurse der großen Kryptowährungen sogar nochmals ab, weil die Erwartungen der Branche nicht erfüllt worden sind.
Statt eine Symbiose zwischen US-Regierung, der (kritischen) US-Börsenaufsicht SEC und den größten Kryptobörsen der Welt zu schaffen, wurden lediglich Versprechungen zum Aufbau einer digitalen Reserve gemacht. Alleine die Aussage, dass für die US-amerikanischen Steuerzahler keine Mehrkosten entstehen sollen, zeigt wie lückenhaft der Plan und die Finanzierung ist.
Trump and Dump: Make Europe Great Again
Während der Trump and Pump also mittlerweile eher ein Trump and Dump geworden ist, muss ein weiterer Slogan angepasst werden. Statt „Make America Great Again“ muss es „Make Europe Great Again“ heißen. Denn nicht etwa die USA oder Russland profitieren vom protektionistischem Verhalten des US-Präsidenten.
Der Eklat mit der Ukraine, die Zollstreitigkeiten mit China, Mexiko, Kanada (und bald womöglich auch Europa) lassen Anlegerinnen und Anleger rund um den Globus an der Sicherheit und Glaubwürdigkeit der USA zweifeln.
Stattdessen suchen demokratische Investoren eine Alternative – und finden sie in Europa. Befeuert wird der Wandel durch die massiven Investitionsmaßnahmen, die beispielsweise Deutschland in den Bereichen Infrastruktur und Verteidigung tätigen will.
Desinformation und Manipulation
Was schlecht für die Zinswende und die Verschuldung der Bundesrepublik ist, lässt die Börse und die Wirtschaft jubeln. Die Prognosen für das Wirtschaftswachstum schnellen nach den Ankündigungen in die Höhe. Ob diese Entwicklung von Dauer ist, lässt sich – wie in den USA – erst in einigen Monaten feststellen.
Insbesondere für Privatanleger ist es essenziell, dass sie sich bei der Recherche auf seriöse Quellen stützen und nicht blindlings Social-Media-Posts Glauben schenken.
Auf der unter Wirtschaftsinteressierten beliebten Plattform X (ehemals Twitter) von Elon Musk werden im Minutentakt Grafiken und Texte gepostet, die die Wahrheit verzerren. Das einzige Ziel: Gute Stimmung für die Regierung von Donald Trump machen.
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