Das deutsche Start-up Isar Aerospace könnte in Konkurrenz zu SpaceX treten. In Norwegen steht der erste private Weltraumflug in Westeuropa bevor. Die Hintergründe.
Die private Raumfahrtbranche in Europa steht vor einem bedeutenden Meilenstein. Denn das deutsche Start-up Isar Aerospace plant den ersten orbitalen Raketenstart in Westeuropa. Die sogenannte Spectrum-Rakete, die fast vollständig von Isar Aerospace entwickelt und produziert wird, soll vom Andøya Spaceport in Norwegen aus starten und eine polare Umlaufbahn erreichen.
Sollte der Start erfolgreich sein, wäre dies ein großer Schritt für die europäische Raumfahrt, die bisher stark von Arianespace und SpaceX abhängig war. Isar Aerospace wurde im März 2018 gegründet und hat es geschafft, innerhalb weniger Jahre eine marktreife Rakete zu entwickeln.
Besonders bemerkenswert erscheint, dass das Unternehmen fast alle Komponenten selbst herstellt – darunter die Aquila-Triebwerke der Spectrum-Rakete. Laut Josef Fleischmann, Mitbegründer und Technikchef von Isar Aerospace, ist der bevorstehende Erstflug nicht nur ein Test für die Rakete selbst, sondern auch eine Chance, wertvolle technische Daten für künftige Missionen zu sammeln.
Isar Aerospace will sich von den USA unabhängig machen
Ein weiteres deutsches Raumfahrtunternehmen, Rocket Factory Augsburg (RFA), arbeitet ebenfalls an einer eigenen Trägerrakete. Allerdings hatte RFA zuletzt einen Rückschlag erlitten, als ein Booster während eines Testlaufs in Schottland zerstört wurde. Das Unternehmen erhielt kürzlich seine offizielle Startlizenz in Großbritannien und plant, später in diesem Jahr einen weiteren Testversuch durchzuführen.
Die europäische Raumfahrtindustrie steht vor einem Wandel. Verzögerungen bei der Ariane-6-Rakete sowie Probleme mit der kleineren Vega-Rakete haben dazu geführt, dass europäische Satellitenbetreiber vermehrt auf SpaceX als Dienstleister ausweichen. Das stellt die Europäische Weltraumorganisation ESA vor Herausforderungen, da der Kontinent dringend eigene, zuverlässige Raketen benötigt.
Finanzielle Anreize sollen europäische Raumfahrt stärken
Um Innovationen zu fördern, hat die ESA die European Launcher Challenge ins Leben gerufen. Ziel der Organisation ist es, europäische Raketenentwickler finanziell zu unterstützen. Isar Aerospace gilt als einer der Favoriten für die Förderung und könnte mit einem erfolgreichen Testflug seine Position als führendes europäisches Raumfahrtunternehmen festigen.
Beim bevorstehenden Start handelt es sich um einen reinen Testflug. Das heißt, dass die Rakete wird keine kommerziellen Nutzlasten an Bord haben wird. Sollte der Flug gelingen, könnte dies den Weg für regelmäßige Starts aus Europa ebnen und langfristig eine Alternative zu den etablierten Anbietern wie SpaceX oder Arianespace bieten.
Mit der bevorstehenden Mission der Spectrum-Rakete könnte Isar Aerospace ein neues Kapitel in der europäischen Raumfahrtgeschichte aufschlagen. Wenn alles nach Plan verläuft, soll Europa bald über eine eigene, unabhängige Startkapazität für Satelliten und andere Raumfahrtmissionen verfügen – und das durch ein Start-up aus Deutschland.
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