Wenn es um die Energiewende geht, kann es einigen nicht schnell genug gehen. Das Problem: Vielen Unternehmen fehlen laut einer aktuellen Studie schlichtweg die Fachkräfte, um Solaranlagen und Windräder zu installieren. Experten warnen vor den Folgen.
Die Fachkräftelücke in Deutschland ist 2024 zwar leicht zurückgegangen. In einigen Branchen und Berufen fehlt jedoch nach wie vor qualifiziertes Personal. So lautet das Ergebnis einer Auswertung des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Demnach hat vor allem die Energiewende unter dem Fachkräftemangel zu leiden.
Fachkräftemangel belastet Energiewende
Die sogenannte Fachkräftelücke bezeichnet die Anzahl der Stellen, für die es theoretisch nicht ausreichend qualifizierte Arbeitslose gibt. Studienautor Jurek Tiedemann dazu:
Der Mangel an qualifizierten Fachkräften ist ein Hindernis für die erfolgreiche Energiewende in Deutschland. In einigen Berufen, die für die Umsetzung der Energiewende von entscheidender Bedeutung sind, ist die Fachkräftelücke besonders groß und hat sich zuletzt sogar noch weiter vergrößert.
Den Untersuchungsergebnissen zufolge klafft die größte Fachkräftelücke in der Bauelektrik. Im vergangenen Jahr konnte demnach über 18.300 offene Stellen nicht besetzt werden. Bauelektriker werden jedoch vor allem benötigt, um Windräder und Solaranlagen zu installieren. Tiedemann dazu: „Sie gelten als Flaschenhals für die Energiewende“.
Laut Studie mangelt es auch in vielen anderen Berufen, die für die Energiewende essentiell sind, an Fachpersonal. In der elektrischen Betriebstechnik waren 2024 etwa 14.200 Stellen unbesetzt. Viele Beschäftigte sind in diesem Bereich vor allem für die Ladeinfrastruktur von Elektroautos verantwortlich.
Zu wenig Personal für Windräder, Solaranlagen und Ladesäulen
Was die Integration erneuerbarer Energiequellen ins Stromnetz angeht, konnten im vergangenen Jahr 8.500 offene Stellen nicht besetzt werden. Bei Fachkräften für Schweiß- und Verbindungstechnik klafft eine Fachkräftelücke von 4.370 Stellen. Vor allem der Ausbau der Windenergie hat darunter zu leiden.
In der Energiewirtschaft verlangt der technologische Ausbau spezifisches Fachwissen – beispielsweise beim Netzausbau und der Energiespeicherung. Dafür fehlt jedoch oftmals das Personal. Viele Unternehmen setzen deshalb mittlerweile auf eigene Ausbildung. Bis diese Bemühungen Früchte tragen, wird es jedoch noch dauern.
Der Wettbewerb um Fachkräfte in der Energiebranchen bleibt deshalb hart umkämpft. Einige Unternehmen locken mit attraktiven Arbeitszeitmodellen, einer starken betrieblichen Altersvorsorge und zahlreichen Zusatzleistungen.
Energiewende: Fachkräftemangel belastet auch andere Branchen
Die deutsche Wirtschaft hat nicht nur mit Blick auf die Energiewende mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen. Auch im Gesundheitssektor wie der Kranken- und Altenpflege sind Tausende Stellen unbesetzt.
Gleiches gilt für die Kinderbetreuung und -erziehung. Im Jahr 2024 konnten insgesamt 487.029 offene Stellen nicht besetzt werden. Experten wie Studienautor Jurek Tiedemann plädieren deshalb dafür, internationale Fachkräfte anzuwerben und an- sowie ungelernte Menschen zu qualifizieren.
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