Kann es an sonnigen Tagen durch Solaranlagen zu einer Netzüberlastung im deutschen Stromnetz kommen? Der Bundesverband Solarwirtschaft gibt Entwarnung vor dem Blackout-Szenario.
Anfang Februar 2025 hat der Bundestag das neue Solarspitzengesetz verabschiedet. Es regelt unter anderem die Einspeisevergütung zu Spitzenzeiten für Betreiber von Photovoltaikanlagen. Ziel des Gesetzes ist es, temporäre Stromspitzen zu reduzieren und so die Netzstabilität in Deutschland zu sichern.
Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) sieht diesbezüglich aktuell jedoch keinen Grund zur Sorge. Die Wahrscheinlichkeit, dass es durch zu viel Solarstrom zu einer Netzüberlastung kommen kann, sei laut den Experten sehr gering.
Keine drohende Netzüberlastung durch Solaranlagen
Der Bundesverband Solarwirtschaft gibt Entwarnung in Sachen Blackout im Stromnetz und bezieht sich auf vereinzelte Medienberichte, die in den vergangenen Tagen vor einer Überlastung des Stromnetzes gewarnt haben. Die Warnungen bezogen sich vor allem auf Feiertage im Frühling und Sommer, an denen zwar viel Solarstrom produziert wird, die Nachfrage jedoch geringer sein könnte.
Laut dem BSW-Solar haben Politik und Wirtschaft die erforderlichen regulatorischen und technischen Voraussetzungen jedoch rechtzeitig geschaffen, um eben dieses Szenario zu verhindern. Neben der Systemstabilitätsverordnung aus dem Jahr 2012 trage auch das zuletzt verabschiedete Solarspitzengesetz dazu bei.
Sollte es dennoch dazu kommen, dass Stromangebot und -nachfrage nicht rechtzeitig ausgeglichen werden können, seien die Folgen „überschaubar und beherrschbar“. Es handle sich dabei laut dem Bundesverband außerdem um ein „sehr unwahrscheinliches“ Szenario.
BSW-Solar räumt mit Mythen auf
Auch Mythen rund um Massenabschaltungen von Photovoltaikanlagen möchte der Bundesverband Solarwirtschaft aus der Welt schaffen. Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig erklärt, dass „Behauptungen, nach denen bei einer Frequenzsteigerung auf über 50,2 Hertz im Stromnetz nur ein unzureichender Notfallmechanismus bei Photovoltaik-Wechselrichtern greift“ nicht korrekt sind. Es drohe weder die Massenabschaltung von Solaranlagen noch ein Abfall der Netzfrequenz.
Ebenso falsch ist die Aussage, dass es im Anschluss beim Wiederanschalten der Photovoltaikanlagen erneut zu plötzlichen und massiven Frequenzschwankungen kommen kann.
Das bestätigt auch der Netzintegrations-Experte Prof. Bernd Engel vom Elenia Institut der TU Braunschweig: „Photovoltaikanlagen werden in Deutschland bereits seit 2012 bei Frequenzüberschreitungen nicht einfach abgeschaltet.“ Die in den Solaranlagen verbauten Wechselrichter würden viel mehr dafür sorgen, die Leistung in Abhängigkeit von der Netzfrequenz stufenlos zu drosseln. „Je höher die Frequenz steigt, umso mehr reduziert der Wechselrichter seine Einspeiseleistung.“
Dieses Vorgehen findet Anwendung in allen Photovoltaikanlagen und Batteriespeichern in Deutschland. Geregelt ist dies durch den Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik.
Laut dem BSW-Solar hat sich die stufenlose Drosselung durch die Wechselrichter in der Praxis bereits bewährt. Denn in der Vergangenheit konnte die stufenlose Leistungsreduzierung bereits zur Stabilisierung der Netzfrequenz beitragen.
Rebound-Effekt ist ausgeschlossen
Befürchtungen, dass das Wiederhochfahren von Solaranlagen Frequenzschwankungen und somit einen „Rebound-Effekts“ auslöst, sind laut dem Bundesverband in der Praxis ebenfalls „ausgeschlossen“. Denn sobald im Stromnetz die Frequenz wieder sinkt, erhöhen die Wechselrichter automatisch wieder ihre Leistung.
Auch bei der vollständigen Abschaltung von Wechselrichtern gebe es keine Befürchtungen. Denn diese schalten sich erst wieder zu, wenn das Netz mindestens für eine Minute einen stabilen Zustand erreicht hat. Auch das Hochfahren der Wechselrichter ist gedrosselt. So schalten sich diese mit zehn Prozent Nennleistung pro Minute erst langsam wieder ans Netz an.
Auch interessant: