Ob auf Instagram, TikTok oder X: KI-Influencer nehmen eine immer wichtigere Rolle ein – selbst, wenn ihre Follower-Zahlen moderat ausfallen. Der Grund dafür: Sie gehen perfekt auf menschliche Bedürfnisse ein. Eine kommentierende Analyse.
Der Fall Larissa Wagner
Larissa Wagner ist im Mai 2024 der Plattform „X“ beigetreten. Seitdem hat sie über 350 Beiträge abgesetzt. Das ist im Durchschnitt mehr als ein (Re-)Post am Tag. Sie selbst folgt 20 Leuten und vereint bereits über 5.300 Fans auf ihrem Account.
In der Beschreibung ihres Accounts „LarissaWagt“ beschreibt sich die gutaussehende, braunhaarige junge Dame ausschließlich als „Brandenburger Mädel“ und als „KI-Maus“. Garniert wird das Gesamtwerk von zwei Emojis: einem hellblauen Herz und einer Deutschland-Fahne.
Politische Botschaften zum aktuellen Zeitgeschehen
Beinahe täglich setzt Larissa Wagner Beiträge zu aktuellen Themen auf. Dabei springt der Account auf zeitlich relevante Hashtags an, um technisch mehr Reichweite zu erzielen. So wurde beispielsweise am 10. Februar 2025 ein Post abgesetzt mit den Hashtags #SuperBowl und #TVDuell.
Inhaltlich gibt sie ihre Meinung zum TV-Duell ab, zieht Robert Habeck ins Lächerliche und sendet zugleich eine subtile Botschaft „Superbowl (gucke ich nicht, bin Deutsche)“. Warum diese KI-Influencerin ein hellblaues Herz in der Biografie stehen hat, wird also schnell ersichtlich.
KI-Influencer: Einfache Sprache und gutes Aussehen
Dabei geht es nicht um KI-Influencering Larissa Wagner im Speziellen, sondern dass wir in sozialen Medien immer stärker mit Künstlicher Intelligenz konfrontiert werden, die versucht, sich wie ein Mensch zu verhalten – und das gelingt gut. Dafür gibt es zwei Gründe:
- Verständliche Botschaften: KI-Influencer – egal, ob links oder rechts – verzichten auf komplizierte mehrteilige Posts. Sie gehen in einfacher Sprache (volksnah) auf aktuelle Probleme ein und zeigen (vermeintlich) einfache Lösungen auf. Sie sprechen Menschen aus allen Schichten an und brechen Komplexes einfach herunter. Das ist leicht zu verstehen und bleibt im Gedächtnis.
- Hübsche Frauen: Viele KI-Influencer sind attraktive junge Frauen. Jedes Bild und jede Botschaft sind mit einem ansehnlichen Bild versehen. Damit werden – ob bewusst oder unterbewusst – viele Männer sofort angesprochen. Durch Aussehen entsteht Anziehung und dadurch Sympathie für die verbreiteten Botschaften. So lassen sich indirekt Meinungen beeinflussen.
Ein schönes Beispiel dafür ist dieses Weihnachtsvideo von Larissa Wagner. Mit Push-up-BH, kurzem Rock und Weihnachtselfen-Kostüm vor einem Christbaum präsentiert sie sich als vermeintlich neutrale, journalistische Weihnachtselfe, die dabei helfen möchte, aufzuklären.
KI-Influencer: Leicht zu entlarven, hoch effektiv
Wer sich das genannte 28-sekündige Video anschaut, stellt schnell fest, dass Larissa Wagner kein echter Mensch ist. Sie sieht zwar gut aus, allerdings ist die Stimme sehr stockend und die Lippenbewegungen verlaufen nicht synchron zu den gesprochenen Worten. Ein Fake also, der sich leicht entlarven lässt.
Das jedoch ist egal – und genau darum sind KI-Influencer so erfolgreich. Es geht nicht darum, dass Menschen dazu leicht in der Lage sind, die Fakes zu erkennen. KI-Influencer gelingt es, durch die Masse an Beiträgen subtil die Meinung der Masse zu beeinflussen.
Präsenz statt Klasse
Wenn ein Nutzer der sprichwörtlichen Braten riecht, ist das hinfällig, wenn zeitgleich zehn Nutzer auf den Account reingefallen sind und somit eine politische Lenkung in eine bestimmte Richtung stattgefunden hat.
Deshalb ist es auch nicht entscheidend, wenn KI-Influencer nur ein paar Tausend Fans haben und keine Millionenreichweite erzielen. Viele kleine KI-Accounts schaffen es unterschwellig eine Botschaft zu suggerieren, die es eigentlich gar nicht gibt. Das gelingt schon alleine durch ihre permanente Präsenz in unseren Feeds.
Vorsicht in den sozialen Medien
Wir müssen uns darüber bewusst werden, dass wir im Internet immer häufiger KI begegnen und immer weniger mit Menschen interagieren. Deshalb ist es für uns als Menschen noch wichtiger, dass wir aufmerksam werden, wenn offensichtlich mit unseren natürlichen Trieben gespielt wird. Wachsamkeit ist wichtig, um nicht das Opfer von beliebiger Manipulation zu werden.
Hinweis: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Kommentar. Das ist eine journalistische Darstellungsform, die explizit die Meinung des Autors und nicht des gesamten Magazins widerspiegelt. Der Kommentar erhebt keinen Anspruch auf Sachlichkeit, sondern soll die Meinungsbildung anregen und ist als Meinungsbeitrag durch Artikel 5 des Grundgesetzes geschützt.
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