Eine Investorengruppe um Elon Musk hat OpenAI ein offizielles Übernahmeangebot gemacht. Unternehmenschef Sam Altman machte sich darüber lustig. Doch wie ernst zu nehmen ist die Offerte und welches Ziel verfolgt Musk? Eine Analyse.
OpenAI ist Elon Musk bereits seit langem ein Dorn im Auge. Er bezichtigt das Unternehmen und dessen Chef Sam Altman, Künstliche Intelligenz nicht zum Wohle der Menschheit entwickeln zu wollen. Musk hat deshalb bereits mehrere Klagen gegen den ChatGPT-Konzern eingereicht.
Der Hintergrund: Elon Musk hat OpenAI einst mitgegründet, verließ das Unternehmen allerdings im Jahr 2018. Seither hat sich sein Verhältnis zu Sam Altman stetig verschlechtert. Musk ist der Meinung, dass OpenAI unter Altman gegen die gemeinsame Gründungsvereinbarung verstößt, Künstliche Intelligenz ohne kommerzielles Interesse zu entwickeln.
OpenAI: Was will Elon Musk?
Tatsächlich wurde OpenAI im Jahr 2015 ohne Gewinnabsicht gegründet. 2019 wurde allerdings zusätzlich ein gewinnorientiertes Tochterunternehmen ins Leben gerufen. Es ist der ursprünglichen Gesellschaft unterstellt. Altman verfolgt jedoch das Ziel, dass die nicht gewinnorientierte Organisation künftig keine Kontrolle mehr auf die Gesellschaft mit Gewinnabsicht ausüben kann.
Das würde es erleichtern, Investoren anzulocken, um das eigentliche Ziel, nämlich die KI-Forschung zu verfolgen, so Altman. Elon Musk versucht diese Umstrukturierung zu verhindern und kritisiert, dass die OpenAI-Daten nicht frei verfügbar sind. Er wolle dafür sorgen, dass das Unternehmen wieder Open Source und gemeinnützig wird. Seinen bisherigen Klagen zufolge fühlt er sich betrogen.
Dabei soll auch Musk sich vor seinem Ausscheiden dafür ausgesprochen haben, ein gewinnorientiertes Unternehmen gründen zu wollen. Laut offiziellen Unterlagen, die OpenAI veröffentlicht hat, wollte Musk sogar Mehrheitsanteile und Vorstandschef werden, konnte sich aber nicht durchsetzen. Er soll sogar vorgeschlagen haben OpenAI mit Tesla zu fusionieren.
Mittlerweile hat er sich komplett gegen OpenAI gestellt – offenbar vor allem, da er mit X.AI nun ein eigenes KI-Unternehmen führt. Im Konkurrenzkampf mit Sam Altman setzt Musk nun jedoch auf eine neue Strategie, da ihm ein Rechtsstreit offenbar zu lange dauet.
Übernahmeangebot an OpenAI
Wie das Wall Street Journal unter Berufung auf Musks Anwalt berichtet, hat eine Investorengruppe um Elon Musk OpenAI ein offizielles Übernahmeangebot in Höhe von 97,4 Milliarden US-Dollar unterbreitet.
Zu Musks Geldgebern sollen unter anderem sein langjähriger Vertrauter Antonio Gracias, Chef der Investmentfirma Valor Equity und Ari Emanuel, einer der einflussreichsten Agenten in Hollywood, gehören. Das Angebot soll dem Verwaltungsrat von OpenAI vorliegen. CEO Sam Altman lehnte öffentlich bereits ab. Eine spöttische Bemerkung konnte er sich dabei nicht verkneifen.
Auf Musks Plattform X (ehemals Twitter) schrieb er zu dem Angebot: „„Nein danke, aber wir werden Twitter für 9,74 Milliarden Dollar kaufen, wenn ihr wollt.“ Der Hintergrund: Elon Musk hatte Twitter im Oktober 2022 für 44 Milliarden US-Dollar übernommen und in X umbenannt. Mittlerweile soll das Unternehmen jedoch gerade mal ein Drittel des Kaufpreises wert sein.
Der Wert von OpenAI soll deutlich höher sein. Im Rahmen einer letzten Finanzierungrunde im Oktober 2024 wurde der ChatGPT-Konzern laut Wall Street Journal auf etwa 157 Milliarden US-Dollar geschätzt. Aktuelle Schätzungen gehen dem Vernehmen nach sogar von einem Wert von bis zu 300 Milliarden US-Dollar aus.
Die undurchsichtige Geschäftsstruktur von OpenAI
Einige Analysten halten das Angebot des Musk-Konsortiums für zu gering und deshalb für aussichtslos. Mit Microsoft hat OpenAI bereits einen Großinvestor an der Hand, der offenbar ein gewisses Mitspracherecht hat. An einer Übernahme durch die Investorengruppe um Musk ist der Windows-Konzern dem Vernehmen nach nicht interessiert.
Allerdings ist die Unternehmensstruktur von OpenAI undurchsichtig. Microsoft soll zwar eine Partnerschaft mit dem Unternehmen führen und bereits Milliarden in die gewinnorientierte Tochtergesellschaft investiert haben, hält offiziell jedoch keine Anteile. Der Grund: der gemeinnützige Mutterkonzern hat nach wie vor die Kontrolle.
Trotz der letzten Finanzierungsrunde und aktueller Schätzungen, scheint eine Bewertung des Unternehmens zudem kompliziert. Einerseits erwirtschaftet OpenAI aktuell noch keinen Gewinn. Andererseits ist der ChatGPT-Konzern gerade dabei, seine Struktur zu ändern und sich in ein gewinnorientiertes Unternehmen umzuwandeln.
Die gemeinnützige Muttergesellschaft soll dazu seine Vermögensanteile an die gewinnorientierte Tochterfirma verkaufen. Darunter unter anderm: die Kontrolle über die Tochtergesellschaft, Markenrecht und Geschäftsvereinbarungen.
Die gemeinnützige Organisation soll jedoch bestehen bleiben und als Investor der profitorientierten Tochterfirma fungieren, so zumindest der Plan. Der Mutterkonzern müsse das eingenommene Geld für die Vermögensanteile wiederum so investieren, dass es einer gemeinnützigen KI zugute kommt.
Will Elon Musk OpenAI wirklich kaufen?
Das Problem: Ist es fraglich, wie viel die im Raum stehenden Vermögensanteile wirklich wert sind. Das Angebot der Investorengruppe um Elon Musk gilt nur für die gemeinnützige Non-Profit-Organisation, also einen Teil von OpenAI. Die bisherigen Schätzungen bezüglich des Unternehmenswertes beliefen sich jedoch stets auf das gesamte Unternehmen. Wie viel Tochtergesellschaft und Mutterkonzern getrennt voneinander wert sind, ist unklar – auch aufgrund teilweise unbekannter Vermögensverhältnisse.
Mit seinem Angebot stiftet Elon Musk deshalb vor allem Unruhe. Die genannten 97 Milliarden US-Dollar könnten nun einen Mindestwert darstellen – zumal der Verwaltungsrat aufgrund der gemeinnützigen Ausrichtung Angebote theoretisch nicht ohne weiteres ausschlagen darf. Das Musk-Konsortium ließ zudem verlauten, jedes andere Angebot überbieten zu wollen.
Die aktuelle Kapitalsuche von OpenAI dürfte darunter leiden. Denn für potenzielle Investoren könnte der Musk-Vorstoß eine neue Hürde darstellen. Ob Elon Musk ein wirkliches Kaufinteresse hat oder lediglich Chaos stiften will, ist jedoch noch unklar. Gleiches gilt auch für die konkreten Ziele des Investoren-Konsortiums – zumal die meisten Beteiligten nicht unbedingt als Philanthropen gelten. Das Angebot könnte OpenAI und Sam Altman dennoch Probleme bereiten – auch vor Gericht.
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