Laut einem internationalen Forscherteam sind CO2-Zertifikate nichts weiter als eine bestimmte Form von Greenwashing. Denn ihre Studie zeigt, dass der Emissionshandel dem Klima so gut wie nicht nützt.
Wer die Emissionen eines Fluges über einen CO2-Aufschlag für ein Klimaschutzprojekt vermeintlich kompensiert, hat oftmals ein besseres Gefühl. Doch wie sinnvoll sind solche Klimazertifikate wirklich? Und: Haben sie überhaupt einen positiven Effekt auf das Klima? Mit diesen Fragen hat sich ein Team von Wissenschaftler aus Berlin, Cambridge, München, Berkley, Wuppertal und Zurück auseinandergesetzt.
CO2-Zertifikate nützen dem Klima kaum
Für ihre Metastudie haben die Forscher 14 Studien über insgesamt 2.346 Klimaschutzprojekte sowie 51 Studien über ähnliche Maßnahmen, die keine Klimagutschriften angeboten haben, analysiert. Das ernüchternde Ergebnis: CO2-Zertifikate nutzen dem Klima offenbar weniger als bislang angenommen.
Die Untersuchung deckt rund ein Fünftel der bis dato weltweit verkauften Zertifikate ab. Den Ergebnissen zufolge hätten jedoch gerade einmal 16 Prozent davon zu einer wirklich messbaren Emissionsreduzierung geführt.
Eine weitere Erkenntnis ist, dass viel Klimaschutzprojekte allem Anschein nach ohnehin ohne Zertifikatsausgabe umgesetzt worden wären, da diese keinen zusätzlichen Klimaschutz bedeutet hätten.
Emissionshandel: Zertifikate zur Waldbewirtschaftung nicht effektiv
Den Studienergebnissen zufolge gab es vor allem bei Klimaprojekten zur Windenergie- und Waldbewirtschaftung keinerlei statistisch nennenswerte Treibhausgas-Einsparungen. Mit 68 Prozent verringerter Emissionen schnitten immerhin Zertifikate zur Reduktion des besonders klimaschädlichen Gases HFC-23 vergleichsweise gut ab.
CO2-Zertifikate, die das Klima durch das Verhindern das Abholzung der Wälder schützen sollen, würden jedoch gerade einmal in 25 Prozent der untersuchten Fälle wirksam sein. Effektive Emissionsminderungen bezüglich des enorm schädlichen Treibhausgas SF6 seien laut den Forschen kaum noch eine Rede wert.
Studienautor Benedict Probst warnt davor, dass die gesteckten Klimaziele in Gefahr seien: „Wenn Emissionsgutschriften nicht zu einer echten Emissionsreduzierung führen, machen wir im Kampf gegen den Klimawandel nicht die Fortschritte, die wir zu erzielen glauben“. Einerseits bestünde das Problem, dass das Vertrauen in die Kohlenstoffmärkte sinke, obwohl sie als wichtiges Instrument im Kampf gegen den Klimawandel gelten.
Andererseits bestehe die Gefahr von Greenwashing. Heißt konkret: Unternehmen könnten CO2-Zertifikate ohne nennenswerte Wirkung nutzen, um irreführenderweise zu behaupten, dass sie klimaneutral sind. Die Forscher fordern deshalb: „Es müssen dringend bessere Regeln für die Ausgabe von Emissionsgutschriften geschaffen werden“.
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