Das Fact Checking durch neutrale Faktenprüfer ist nicht mehr en vogue. Nachdem Elon Musk bereits seit Ende 2022 auf sogenannte Community Notes setzt, folgt ihm jetzt auch Meta-Chef Mark Zuckerberg. Doch: Wie funktionieren die kollektiven Anmerkungen überhaupt?
Desinformation gehört zu den größten Problemen des Internets. Das liegt daran, dass jeder Mensch Tag für Tag mit Tausenden Informationen in Kontakt kommt – seien es Texte, Bilder oder Videos. Dabei fehlt uns die Möglichkeit objektiv zu beurteilen, ob eine Aussage oder ein Motiv wahr ist oder nicht.
Wir haben weder die Zeit noch die Recherche-Optionen, um zu überprüfen, ob wir einem Inhalt vertrauen können. Als Nutzer müssen wir – solange eine Information sichtbar ist – erst einmal davon ausgehen, dass wir ihr vertrauen können.
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Die Rolle unabhängiger Faktenchecks
Um die Richtigkeit von Fotos, Videos und Textbeiträgen zu überprüfen, haben die führenden Social-Media-Plattformen seit einigen Jahren so genannte Fact Checker engagiert.
Das sind unabhängige Personen und Vereinigungen, die den Wahrheitsgehalt (möglichst) vor einer Veröffentlichung auf seine Korrektheit überprüfen. In Deutschland war und ist beispielsweise das unabhängige Recherche-Portal Correctiv, das auf den Meta-Plattformen diese Kontrollen durchgeführt hat.
Politische Beeinflussung durch Fact Checker?
Allerdings ist die Arbeit dieser Kontrollinstanzen nicht mehr unumstritten – gerade an den politischen Rändern. So hat erst Anfang 2025 Meta-Chef Mark Zuckerberg verkündet, dass er künftig auf Fact Checker verzichten möchte.
Die Erfahrungen der vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass sie keinesfalls neutral und faktenorientiert arbeiten, sondern politisch beeinflusst seien. Deshalb führt er – zunächst nur in den USA – Community Notes nach dem Vorbild von „X“ ein.
Wie funktionieren Community Notes?
Damit verschiebt Mark Zuckerberg die Faktenkontrolle von unabhängigen Prüfstellen zur Masse an Nutzern. Er greift dabei letztendlich auf die Schwarmintelligenz zurück.
Die Funktionsweise und Hintergründe der Community Notes (zu deutsch: Kollektive Anmerkungen) bei „X“ lassen sich auf folgende Kriterien zurückführen:
- Vertrauen: Um den Wahrheitsgehalt von Posts zu überprüfen, müssen die Nutzer selbst bestimmte Kriterien erfüllen. Sie müssen beispielsweise eine verifizierte Telefonnummer und einen Account besitzen, der schon länger als sechs Monate existiert.
- Einstellungstest: Bevor Personen andere Beiträge bewerten dürfen, müssen sie selbst andere Beiträge bewerten. Nur wenn die eigenen Bewertungen oft genug der Mehrheitsmeinung entsprochen haben, erfolgt die Freischaltung zum Verfassen von Community Notes.
- Kontrolle: Nicht jede kollektive Anmerkung wird sofort veröffentlicht. Es müssen zuerst genügend andere Nutzer einen Hinweis als „hilfreich“ markieren, damit er veröffentlicht wird.
- Quellennennung: Die Bewertung einer Aussage erfolgt mit der Hilfe von Quellennennung. Das kann zum Beispiel eine URL sein, auf der die richtige Information steht.
Ranking nach dem Bridging-Based-System
Bei der Bewertung der Nützlichkeit eines Hinweises kommt dabei nicht das klassische Mehrheitsprinzip zum Einsatz.
Das heißt: Es genügt nicht alleine, wenn sehr viele Menschen einen bestimmten Post als „Lüge“ kennzeichnen würden. Das Mehrheitsprinzip ist sehr anfällig für die Manipulation, wenn es nur ausreichend Bewertende gibt, die die gleiche Meinung vertreten.
Deshalb setzt „X“ auf das sogenannte Bridging-Based-Ranking-System. Journalist Marc Bovermann erklärt im „Verfassungsblog„:
Dieses ordnet die Beitragenden anhand deren früheren Abstimmungsverhaltens einer bestimmten Perspektive zu. Nur, wenn eine Note genügend positive Abstimmungen von Personen verschiedener Perspektiven erhält, wird sie auf der Plattform angezeigt. Personen, die sich zuvor uneinig waren, müssen sich über eine Note einig sein. So soll erreicht werden, dass nur im Ton neutrale und im Inhalt richtige Notes auf der Hauplattform angezeigt werden.
Vereinfacht ausgedrückt sorgt das Bridging-Based-System dafür, dass Nutzer mit unterschiedlichen politischen Einstellungen eine gemeinsame Meinung zu einem Thema entwickeln. Durch diese übergreifende Konsensbildung soll die Neutralität der Faktenprüfung sichergestellt werden.
Wissenschaft bestätigt Sinnhaftigkeit der Community Notes
Da die Community Notes noch ein relativ junges Kontrollmedium sind, sind Wissenschaftler noch dabei, Auswertungen und Studien durchzuführen.
Eine erste Studie zu Community Notes hat die Aussagen zu COVID-19-Impfstoffen überprüft. Dabei ist herausgekommen, dass 96 Prozent der kollektiven Anmerkungen richtig und dass die erwähnten Beweisquellen zu 87 Prozent von hoher Qualität und Vertrauenswürdigkeit waren.
Der grundsätzliche Gedanke von Elon Musk und Mark Zuckerberg ist also richtig. Gegenüber Bloomberg betont der Psychologe Sacha Altay, dass die Schwarmintelligenz in der Regel unterschätzt wird und dass die Masse erstaunlich gute Entscheidungen und Vorhersagen trifft, solange die Anzahl der Bewertenden groß genug ist.
Desinformation nimmt weiter zu
Nichtsdestotrotz zeigen aktuelle Analysen, dass die Anzahl an Falschinformationen und die Desinformation der Menschen auch 2024 weiter zugenommen hat.
Das Dilemma besteht also womöglich nicht in der Methode der Faktenkontrolle, sondern darin, dass es zu viele falsche oder verfälschte Informationen gibt, um deren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Somit geht die Wahrheit nach und nach in der Desinformationsflut unter.
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