Die BILD fährt seit Monaten eine Fake-Kampagne zu Stromimporten und der deutschen Energiepolitik. Zahlreiche Artikel suggerieren, dass Energieimporte uns teuer zu stehen kämen. Das Gegenteil ist der Fall. Ebenfalls falsch: Dass der Atomausstieg Importe und Preise in die Höhe treiben würde. Eine kommentierende Analyse.
Ob „Absurde Energiepolitik“, „Frust-Bilanz des AKW-Aus“ oder „Deutschland hängt am Tropf seiner Nachbarn“: Die BILD-Zeitung verbreitet seit Monaten irreführende Informationen zu Stromimporten und der Energiewende. Hintergrund: Deutschland hat laut Bundesnetzagentur sowohl 2023 als auch 2024 erstmals seit 20 Jahren mehr Strom importiert statt exportiert.
Das hat für Diskussionen gesorgt – vor allem aufgrund der Panikmache der BILD und Schwester-Zeitung Welt (gehören bei zu Axel Springer). Dabei lag der Anteil der Nettoimporte am gesamten deutschen Strommarkt, also der Stromimporte abzüglich der eigenen Exporte, in beiden Jahren im einstelligen Bereich – 2023 (2,3 Prozent) und 2024 (7,2 Prozent).
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Stromimporte in Deutschland: Sind zu unserem Vorteil!
Die gestiegenen Nettostromimporte zeigen in erster Linie, dass der europäische Strommarkt funktioniert. Sie haben sowohl 2023 als auch 2024 für günstigeren und nachhaltigeren Strom in Deutschland gesorgt. Denn: Strom wurde ausschließlich dann importiert, wenn er in anderen EU-Ländern zu einem bestimmten Zeitpunkt günstiger war.
Pikant: Die BILD suggeriert, dass wir diesen Strom nicht selbst hätten produzieren können. Das wäre jedoch zu jeder Zeit möglich gewesen – in Form von Kohlestrom und Kohlekraftwerk-Reserven, jedoch zu deutlich höheren Preisen sowie zulasten der Umwelt. Weniger Importe hätten also zu höheren Kosten bei Verbrauchern geführt.
Die Milchmädchenrechnung, dass Deutschland nach dem Abschalten der eigenen Atomkraftwerke vermehrt Atomstrom aus Frankreich importiert, ist zwar nicht falsch. Allerdings wird verschwiegen, dass Atomstrom seit geraumer Zeit nur aufgrund staatlicher Subventionen in Form von Steuergeldern vermeintlich günstig ist – vor allem in Frankreich.
Der französische Staats-Konzern und AKW-Betreiber EDF kann etwa nur noch halbwegs kostengünstigen Atomstrom liefern, weil der französische Staat für über 60 Milliarden Euro Schulden haftet. Diese Kosten erscheinen jedoch nicht auf der Stromrechnung.
Der Atomausstieg hatte entgegen zahlreicher Behauptung zudem keine negativen Auswirkungen auf die Strompreise. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Großhandelsstrompreis lag im Jahr 2022 bei 23,54 Cent pro Kilowattstunde, 2023 bei 9,52 Cent pro Kilowattstunde und 2024 bei 7,85 Cent pro Kilowattstunde. In diesem Zeitraum ist der Strompreis also enorm gefallen – trotz Atomausstieg im April 2023.
Erneuerbare Energien sind am günstigsten
Laut dem Vergleichsportal Verifox ist der durchschnittliche Strompreis von 2022 bis 2024 auch für Privathaushalte gesunken – und zwar im Schnitt von 43,02 Cent pro Kilowattstunde auf 37,37 Cent pro Kilowattstunde. Zugegeben: Anfang 2022 explodierten die Strompreise hierzulande. Die Gründe für die Preissprünge: Der Ukraine-Krieg sowie eine weltweite Gasknappheit. Der Atomausstieg hatte damit jedoch nichts zu tun.
Nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa wurde stattdessen weiterhin in erneuerbare Energien investiert – und zwar zurecht. Denn laut Fraunhofer Institut ISE sind Windkraft, Solarenergie und Co. stets günstiger als konventionelle Kraftwerke. Das gilt vor allem im Vergleich zur Kernenergie – auch wenn die Preisschwankungen erheblich sein können.
Wer Windkrafträder vor diesem Hintergrund abschaffen will, „weil sie hässlich sind“ (Friedrich Merz, CDU) oder schlichtweg „niederreißen“ (Alice Weidel, AfD), schadet der deutschen Wirtschaft und wird die Strompreise für Verbraucher in die Höhe treiben.
Laut Bundesnetzagentur lag der Anteil der erneuerbaren Energien im Jahr 2022 bei 48,5 Prozent. 2023 waren es rund 56 Prozent und 2024 circa 59 Prozent. Den Anteil der verbliebenen Kernkraftwerke, die zuletzt eine Anteil von rund fünf Prozent am deutschen Strommarkt hatten, hat man damit nicht nur prozentual wett gemacht, sondern Strom stattdessen sogar deutlich günstiger produziert.
Atomstrom ist nicht wirtschaftlich
Die Wirtschaftlichkeit von Atomenergie war jedoch bereits zuvor umstritten. Denn selbst milliardenschwere Energiekonzerne konnten Kernkraftwerken nur mithilfe von staatlichen Eingriffen betreiben. Das war bis zum Atomausstieg in Deutschland der Fall und ist es in anderen Ländern auch aktuell noch. Entweder in Form von Gewährleistung, Strom staatlich abzunehmen oder durch Kredithilfen und staatliche Subventionen.
Auf der Stromabrechnung tauchten diese Kosten, die größtenteils durch Steuergelder finanziert werden und wurden, nicht auf. In westlichen Staaten sind die Kosten für den Neubau und Betrieb von Atomkraftwerken in den vergangenen Jahre zudem deutlich gestiegen.
Ein Beispiel: Die Kosten für den Neubau des Kernkraftwerks Hinkley Point C in Großbritannien wurden 2016 auf 16 Milliarden Pfund geschätzt. Im Jahr 2024 haben sie sich auf 32 Milliarden Pfund erhöht. Ein Weiterbetrieb der abgeschalteten Kernkraftwerke in Deutschland ist derweil nicht mehr möglich.
Auch hierzulande liefe es allenfalls auf Neubauten hinaus, die Milliarden verschlingen würden. Das Ergebnis wäre in Summe: die teuerste Kilowattstunde Strom seit Jahren. Die Beschaffung und „Entsorgung“ des notwendigen hochradioaktiven Materials nicht einmal eingeschlossen.
Stromimporte: Warum wirbt die BILD für teureren Strom?
Neben der BILD-Zeitung plädieren auch CDU/CSU und die sogenannte AfD für eine Rückkehr zur Kernenergie in Deutschland. Die Artikel des Springer-Blattes waren für beide Parteien ein gefundenes Fressen – um Desinformation zu betreiben! So posteten vermehrt Unions- und AfD-Politiker entsprechende BILD-Schlagzeilen. Darunter: der ehemalige Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und AfD-Parteichefin Alice Weidel. Warum das alles?
Bei Union und AfD scheint es vor allem um Wahlkampf, Ideologie und Macht zu gehen. Der BILD dürfte es an Empörung und Skandalisierung liegen – denn beides bringt Klicks und damit indirekt auch Einnahmen.
Doch ein Schelm, wer böses dabei denkt: Die Springer-Zeitungen Welt und BILD sind Teil des Axel Springer Verlags. An diesem ist wiederum die Investmentgesellschaft KKR & Co. Inc. (früher Kohlberg Kravis Roberts & Co) beteiligt, die in fossile Energien investiert, CO2-Emissionen unterschlägt und dabei nur eines im Sinne hat: Profit!
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