Mit der Einführung der digitalen Patientenakte (ePA) und der Ausweitung des E-Rezepts sollen in Deutschland die Themen Digitalisierung und Gesundheit immer mehr zusammenwachsen. Dabei stellt sich die Frage: Was bringt das wirklich? Und vor allem: Haben beide Projekte positive Auswirkungen für Patienten und Ärzte?
Unter der Führung des SPD-Gesundheitsministers Karl Lauterbach macht sich die Bundesrepublik Deutschland auf in die digitale Zukunft.
Mit dem Start des E-Rezepts am 1. Januar 2024 und dem Startschuss der elektronischen Patientenakte (ePa) ab dem 15. Januar 2025 hat die Bundesregierung zwei Großprojekte gestartet, die Digitalisierung und Gesundheit verknüpfen sollen.
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Ein Jahr E-Rezept in Deutschland: Ein Zwischenfazit
Zumindest beim E-Rezept ist es bereits möglich, ein erstes Zwischenfazit zu ziehen. Eigentlich ist das Ausstellen von E-Rezepten seit dem 1. Januar 2024 für alle Arztpraxen in Deutschland verpflichtend. Die Realität zeigt jedoch, dass diese Pflicht längst noch nicht umfassend erfüllt wird.
So hat ein Sprecher des deutschen Apothekerverband Mitte Dezember 2024 gesagt, dass 75 Prozent der Medikamente per E-Rezept verordnet worden sind. Das sind zwar bedeutend mehr als noch im Jahr 2023 als die Quote laut Ärzteblatt gerade einmal bei 2,3 Prozent gelegen ist.
Technische Probleme
Trotzdem zeigen die Zahlen aus dem Jahr 2024, dass noch Luft nach oben ist. Schließlich fehlen noch 25 Prozent zur Erfüllung der Quote. Die Gründe für den Einsatz des klassischen Papierrezepts sind häufig Notfall-Situationen und technische Probleme.
Auf der anderen Seite – also beim Patienten – sorgt das E-Rezept dagegen häufig noch für Frustration. Die Schuld daran tragen oftmals die Arztpraxen beziehungsweise die ausstellenden Ärztinnen und Ärzte. Nicht selten kommt es vor, dass die medizinische Fachangestellte beim Verlassen der Praxis sagt, dass das E-Rezept sofort auf der Karte gespeichert ist.
Kein Verlass für den Patienten
Wenige Minuten oder auch Stunden später beim Besuch der Apotheke dann oft die böse Überraschung: Das E-Rezept ist nicht da. Der (erboste) Anruf in der Arztpraxis führt dann zu scheinheiligen Entschuldigungen, dass es der Arzt noch nicht geschafft hat, das Rezept digital zu signieren.
Während das alte Papierrezept in der Regel sofort unterschrieben worden ist, rutscht das Signieren nun im stressigen Praxisalltag oft durch. Die Leidtragenden sind die Patienten, die noch länger auf ihre Medikamente warten müssen und zudem keine Handhabe und Sicherheit haben, ob das E-Rezept wirklich auf der Karte ist.
An dieser Stelle braucht es seitens der Arztpraxen eine klarere Kommunikation und bessere Freigabe-Prozesse, damit der Schritt zu mehr Digitalisierung in der Gesundheitsbranche nicht mit mehr Frustrationen einhergeht.
Digitale Patientenakte: Nur mit doppeltem Boden hilfreich
Obwohl die digitale Patientenakte für Patienten erst ab Januar 2025 verfügbar ist, haben Krankenhäuser und Arztpraxen schon in den letzten Jahren damit beginnen müssen, die Millionen von Papier-Akten zu digitalisieren, um der bevorstehenden Gesetzgebung nachzukommen.
Hilfreich für Arzt und Patient
Vom Grundgedanken her ist die digitale Patientenakte eine großartige Idee. Sie befähigt einerseits jeden einzelnen Deutschen, der nach und nach einen Überblick über seine Diagnosen, Medikationen und ärztlichen Vermerke erhalten kann ohne Arztbriefe jahrelang aufzuheben.
Für ärztliches und medizinisches Personal ist der Vorteil ebenso vorhanden: Insbesondere im Notfall oder bei einer Erstvorstellung genügt ein Blick in die digitale Patientenakte und sofort ist die Krankheitsgeschichte einsehbar.
Welche Vorerkrankungen gibt es? Welche Medikamente wurden in den letzten Monaten verordnet? Welche Untersuchungen wurden durchgeführt? Mit der digitalen Patientenakte liegt die Last nicht mehr auf dem Patienten, der sich an alles erinnern muss. Die ePA trägt dazu bei, die medizinische Behandlung zu verbessern.
IT-Angriffe auf Krankenhäuser steigen dramatisch
Gleichzeitig ist die digitale Patientenakte auch ein zweischneidiges Schwert. Da Krankenhäuser und Kliniken sehr empfindliche personenbezogene Daten haben, sind sie sehr interessant für Hacker und Erpresser, die die kritische IT-Struktur von Krankenhäusern angreifen und lahmlegen.
In den Jahren 2023 und 2024 waren in Deutschland dutzende Krankenhäuser betroffen – darunter beispielsweise das Klinikum Ingolstadt, die Universitätsklinik Düsseldorf oder eine Reihe an Krankenhäusern in Berlin wie das Waldkrankenhaus in Spandau.
Medizinische Arbeit unmöglich
Die Konsequenzen sind in solchen Fällen fatal. Wenn die gesamte IT-Struktur außer Gefecht ist, fehlen sämtliche Daten. Das beginnt mit den geplanten OP-Terminen, reicht über erstellte digitale Bilder aus Ultraschall und Co. und reicht hin bis zu den Patientenakten.
Kurzum ein gehacktes Krankenhaus ist im Prinzip unfähig, Patienten zu behandeln. Das ist eine essenzielle Gefahr, die beim Zusammenwachsen von Digitalisierung und Gesundheit leider viel zu wenig Beachtung erhält.
Keine Digitalisierung um jeden Preis
Das Fazit nach den ersten Gehversuchen in der digitalen Welt ist für das deutsche Gesundheitssystem deshalb gespalten. Wenn alle Prozesse funktionieren, können E-Rezept und digitale Patientenakte viele Prozesse für Ärzte und Patienten erleichtern und beschleunigen.
Die Realität zeigt jedoch, dass noch keine ausreichenden Strukturen geschaffen worden sind, um reibungslose Abläufe zu garantieren. Deshalb ist die Digitalisierung derzeit oftmals noch der sprichwörtliche Klotz am Bein der Medizin.
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