Social Media

Fake News auf Social Media: Artikel bald nur noch teilbar, wenn sie angeklickt wurden?

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Adobe Stock/ ant
geschrieben von Fabian Peters

Immer mehr Menschen teilen Artikel in den sozialen Medien, ohne sie zuvor gelesen zu haben. Fake News und Verschwörungstheorien verbreiten sich dadurch schneller. Forscher schlagen deshalb vor, dass Artikel nur noch teilbar sein sollten, wenn sie auch geklickt wurden.  

In den sozialen Medien werden Nutzer mit immer mehr Informationen überhäuft. Viele lesen deshalb lediglich die Überschrift eines Artikels. Forscher der Pennsylvania State University sind jedoch zu dem Ergebnis gekommen, dass zahlreiche Nutzer Beiträge dennoch teilen, obwohl sie diese weder gelesen noch angeklickt haben.

Die Wissenschaftler haben im Rahmen ihrer Studie 35 Millionen Links zu Nachrichtenartikeln auf Facebook untersucht. Diese wurden in den Jahren 2017 bis 2020 auf der Plattform geteilt. Das Ergebnis: Mehr als drei Viertel der Artikel wurden von Nutzer geteilt, ohne zuvor angeklickt zu werden.


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„Beängstigende Erkenntnis“: 75 Prozent der Menschen teilen Artikel, ohne sie zu lesen

Den Forschern zufolge war der Anteil der ungelesen aber dennoch geteilten Artikel bei politischen Themen besonders hoch. Diese hätten zudem zahlreiche Fake News und Verschwörungstheorien beinhaltet. Heißt konkret: Viele Nutzer verbreiten Inhalte, ohne sie zu prüfen.

Shyam Sundar von der Evan Pugh University dazu: „Es war eine große Überraschung herauszufinden, dass mehr als 75 % der Links, die auf Facebook geteilt wurden, ohne dass sich der Nutzer vorher durchgeklickt hat.“ James P. Jimirro Professor für Medieneffekte an  an der Pennsylvania State University ergänzte:

Ich bin davon ausgegangen, dass jemand, der etwas geteilt hat, es gelesen und darüber nachgedacht hat, dass er den Inhalt unterstützt oder sogar befürwortet. Man könnte erwarten, dass vielleicht ein paar Leute gelegentlich Inhalte teilen, ohne darüber nachzudenken, aber dass es bei den meisten so ist? Das war eine überraschende, sehr beängstigende Erkenntnis.

Die Wissenschaftler haben außerdem untersucht, welchem politischen Spektrum die meisten Nutzer angehören, die ungelesen Artikel via Facebook teilten. Ihren Datensatz unterteilten sie dazu in fünf Kategorien: sehr liberal, liberal, neutral, konservativ und sehr konservativ.

Inhalte bald nur noch teilbar, wenn sie gelesen wurden?

Das Resultat: Den Forscher zufolge teilen Nutzer politische Inhalte vor allem dann ungelesen, wenn sie ihren persönlichen Positionen entsprechen. Das gelte für alle fünf Gruppen. Dabei würden sie nicht merken, dass sie womöglich falsche Informationen teilen.

So ermittelten die Forscher mithilfe eines Faktenprüfdienstes, dass 2.969 der geteilten Artikel Verschwörungstheorien oder Fake News enthielten. Ohne die entsprechenden Links anzuklicken, wurden sie 41 Millionen Mal geteilt. Auffällig: Die Ergebnisse offenbaren, dass ein Großteil der Falschinformationen von konservativen Medien stammt (82 Prozent) und von konservativen Nutzern geteilt wurde (76,94 Prozent). Unter allen anderen Gruppen hatten Fake News und Verschwörungstheorien einen deutlich geringeren Anteil.

Als Grund für die hohe Anzahl an Inhalten, die ungelesen geteilt werden, habe die Wissenschaftler unter anderem die Informationsflut in den sozialen Medien ausgemacht. Diese könne dafür sorgen, dass Menschen weniger reflektieren. Ihre Studie beinhaltet zwar nur Daten von Facebook. Allerdings sind die Forscher davon überzeugt, dass die Situation in andern sozialen Medien ähnlich ist.

Artikel per Social Media teilen: Erst nachdenken, dann klicken

Die Wissenschaftler hoffen, dass ihr Studie dazu beiträgt, „dass Menschen medienkompetenter, digital versierter und bewusster im Umgang mit geteilten Inhalten werden.“ Um die Anzahl an Inhalten, die ungelesen geteilt wurden zu reduzieren, schlagen sie vor, dass soziale Netzwerke Warnhinweise einführen sollten. Diese sollten Nutzer dazu auffordern, einen Artikel zu lesen, bevor sie ihn teilen können. Studienautor Sundar dazu:

Die oberflächliche Verarbeitung von Überschriften und Schlagzeilen kann gefährlich sein, wenn falsche Daten geteilt und nicht untersucht werden. Wenn die Plattformen eine Warnung einführen, dass der Inhalt falsch sein könnte, und die Nutzer auf die Gefahr aufmerksam machen, könnte das den Leuten helfen, nachzudenken, bevor sie ihn teilen

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Über den Autor

Fabian Peters

Fabian Peters ist seit Januar 2022 Chefredakteur von BASIC thinking. Zuvor war er als Redakteur und freier Autor tätig. Er studierte Germanistik & Politikwissenschaft an der Universität Kassel (Bachelor) und Medienwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin (Master).

1 Kommentar

  • Wer glaubt denn, dass das irgendetwas bringen sollte?!

    Medienhäuser motivieren doch heute ihre Schreiber/innen, Headlines zu texten, die mit dem Inhalt nicht wirklich korrespondieren. Wie oft bin ich da erschrocken ob dieser zunehmenden journalistischen Verkommenheit. Sie wissen, dass die Menschen mehr und mehr weniger oder gar nicht weiterlesen – aus den im Artikel benannten Gründen – und sie wollen Klicks und Weiterverbreitung. „Erst nachdenken und dann klicken“ ist ein Appell an eine mehr und mehr verschwindende Welt.

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