Wirtschaft

Unternehmen gründen? Mach es nicht komplizierter, als es sein muss

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geschrieben von Carsten Lexa

Du hast dich entschieden, ein Unternehmen zu gründen? Gratulation – und das meine ich aufrichtig! Es wird für dich eine spannende Reise werden, vielleicht sogar mit unternehmerischem Erfolg. Was auf jeden Fall auf dich zukommt, sind Entscheidungen, die du treffen musst. Dabei will ich dir einen Rat geben: Verkompliziere nicht alles! Eine Kolumne von Carsten Lexa. 

Der Schlüssel zum Erfolg, insbesondere am Anfang einer Unternehmung, liegt meiner Erfahrung nach oft darin, Dinge möglichst einfach anzugehen, und vielmehr den Fokus nicht zu verlieren. Nachfolgend will ich dir deshalb ein paar Dinge zeigen, die dir helfen sollen, eine Denkweise zu entwickeln, die auf Einfachheit statt Komplexität setzt.

Unternehmen gründen: Warum Einfachheit der Schlüssel ist

Gerade am Anfang wirst du oft den Tipp bekommen, dass jede Entscheidung bis ins kleinste Detail analysiert werden muss. Jeder Plan sollte perfekt und alles von Anfang an durchdacht sein. Die Realität sieht jedoch anders aus: Zu viel Planung kann schnell zur Prokrastination führen.


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Zu viele Auswahlmöglichkeiten für Entscheidungen können erst einmal dazu führen, dass du gar nichts machst. Wenn du alles dann noch überkomplizierst, verschiebst du den wichtigsten Schritt überhaupt: den Start.

Ein Unternehmen zu gründen bedeutet nicht, sofort Perfektion zu erreichen. Es geht darum, ein Produkt oder eine Dienstleistung anzubieten, die wirklich jemand kaufen (nicht nur haben!) will. Im Mittelpunkt steht, aus Erfahrungen zu lernen und durch diese besser zu werden und so sich und sein Unternehmen Schritt für Schritt anzupassen und zu verbessern.

Wenn du dich auf das Wesentliche konzentrierst, kannst du dich besser darauf fokussieren, was wirklich zählt: ein Produkt oder eine Dienstleistung anzubieten, die ein Problem deiner Kundschaft löst und wofür diese bereit ist, Geld auszugeben.

Der Lean-Ansatz: Klein starten, schnell lernen

Eine schlanke Herangehensweise an die Gründung kann dir letztendlich helfen, langfristig erfolgreich zu sein. Diese Denkweise zielt darauf ab, die wenigen, aber wirklich notwendigen Schritte zu finden und umzusetzen, um deine Idee zu testen und deiner Kundschaft einen Mehrwert zu bieten.

Ein praktischer Ansatz dafür ist die Entwicklung eines „Minimum Viable Product“ (MVP), also einer minimal funktionsfähigen Version deines Angebots. Dein MVP muss weder aufwendig noch perfekt sein – es muss einfach „nur“ funktionieren. Wenn du zum Beispiel eine Modelinie starten möchtest, könnte dein MVP eine kleine Kollektion sein, die du online verkaufst, um die Nachfrage zu testen. Oder du entwickelst eine einfache Prototyp-App mit rudimentären ersten Hauptfunktionen, um erste User für dein digitales Produkt zu gewinnen.

Durch diesen schlanken Start sparst du nicht nur Zeit und Ressourcen, sondern sammelst auch Feedback von echten zahlenden Personen. Das macht dieses Feedback viel wertvoller als das von Freunden oder Testkunden, die das Produkt oder die Dienstleistung nicht gekauft, also nicht bezahlt haben. So kannst du deine Geschäftsidee verfeinern, ohne dich von Anfang an zu übernehmen.

Unternehmen gründen: Handeln statt perfektionieren

Handeln bringt oft mehr als langes Planen und Vorbereiten. Natürlich ist die Vorbereitung wichtig, bitte verstehe mich nicht falsch. Aber es gibt einen Punkt, an dem dich zu viel Planung lähmt. Die Wahrheit ist: Egal wie viel du vorbereitest, du kannst nie alles vorhersehen.

Vielleicht verbringst du Wochen damit, die besten Software-Tools für dein Unternehmen zu recherchieren oder zahllose Fachleute zu befragen, um die perfekte Lösung für eine bestimmte Frage zu finden. Doch viele dieser Entscheidungen müssen nicht getroffen werden, bevor du überhaupt mit dem Anbieten deines Produktes oder deiner Dienstleistung begonnen oder deinen ersten Verkauf getätigt oder deinen ersten Kunden gewonnen hast. Entscheide dich für eine einfache und praktikable Lösung und mach dann nach und nach die nächsten Schritte.

Viele Entscheidungen, die du am Anfang triffst, sind nicht unumkehrbar. Mit der Zeit wirst du mehr finanzielle und personelle Ressourcen haben. Und du wirst Herausforderungen besser verstehen, um anschließend deine Entscheidungen zu optimieren.

Lege den Fokus auf Einnahmen

Eine der wichtigsten Planungen, die du schon bei der Gründung im Kopf haben solltest, sind die Einnahmen. Dabei gilt: Besser früher als später generieren. Denn ohne sie bleibt alles andere, was du mit deinem Unternehmen vorhast, nur Theorie. Ohne Einnahmen bist du nicht handlungsfähig und brauchst Geldgeber, die dein Unternehmen am Laufen halten.

Du brauchst aber kein ausgeklügeltes Verkaufssystem oder eine perfekte Unternehmensstruktur, um deinen ersten Verkauf zu tätigen. Konzentriere dich lieber auf die Basics:

  • Ein Produkt oder eine Dienstleistung, die wirklich gebraucht wird.
  • Ein Produkt oder eine Dienstleistung, für die jemand bereit ist, zu bezahlen.
  • Eine Möglichkeit, solche Zahlungen zu akzeptieren. 
  • Einen Kommunikationskanal, um deine Zielkunden zu erreichen. 

Sobald du Geld verdienst, hast du nicht nur die Mittel, sondern auch die Bestätigung für dein Angebot, um dann in fortgeschrittene Verkaufssysteme, Marketingstrategien oder zusätzliche Mitarbeiter zu investieren. Bis dahin vermeide besser unnötige Ablenkungen durch zu komplexe Strukturen.

Wachstum bewältigen, ohne Komplexität hinzuzufügen

Mit dem Wachstum deines Unternehmens kommen immer neue Herausforderungen auf dich zu. Irgendwann ist es vielleicht an der Zeit, deinen ersten Mitarbeiter einzustellen, deine Abläufe auf Skalierung umzustellen oder einfach nur neue Angebote einzuführen. Auch in dieser Phase sollte jedoch Einfachheit dein Leitprinzip bleiben.

Beim Einstellen neuer Mitarbeiter geht es darum, dich von Aufgaben zu entlasten, die andere besser übernehmen können. Wenn du beispielsweise Softwareentwickler bist, solltest du nicht Stunden mit administrativen Aufgaben verbringen. Stattdessen hol dir jemanden ins Team, der sich darum kümmert. So kannst du dich auf das konzentrieren, was deinen Stärken entspricht. Doch auch hier gilt: Nimm dir Zeit, um die richtige Person zu finden. Sie sollte nicht nur deine Ziele und Werte teilen, sondern für dich und dein Unternehmen wirklich einen Mehrwert bringen.

Skalieren bedeutet nicht automatisch, Dinge komplizierter zu machen. Es bedeutet, funktionierende Systeme zu finden und sie effizient zu vervielfältigen. Viele Unternehmen scheitern, wenn sie zu schnell expandieren und sich in Prozess- oder Strukturoptimierungen verlieren, anstatt ihre Kernkompetenzen im Blick zu behalten und sich auf diese zu konzentrieren. Behalte also den Fokus auf dem, was dein Unternehmen bislang erfolgreich gemacht hat und baue darauf auf.

Unkompliziert ein Unternehmen gründen: Fehler machen und daraus lernen

Und noch ein letzter Punkt, über den ich schon oft geschrieben habe: Egal wie gut du planst oder wie einfach du startest: Fehler sind unvermeidlich. Und das ist in Ordnung. Denn vollständig wirst du Fehler nicht vermeiden können. Jeder erfolgreiche Unternehmer kann Geschichten über Rücks- und Fehlschläge erzählen und meistens sind es genau diese Fehler, die den Unternehmensweg geprägt und aus denen die Gründer das meiste gelernt haben.

Wichtig ist, wie du auf diese Fehler reagierst. Je einfach du aufgestellt bist, umso flexibler bleibst du. Genau das ermöglicht dir dann schnelle Reaktionen, Überarbeitungen und Anpassungen. Der erste Entwurf deines Unternehmens muss nicht perfekt sein – das ist auch gar nicht möglich. Was zählt, ist, dass du den ersten Schritt machst, dein Produkt oder deine Dienstleistung schnell in die Hände echter Kunden bringst und aus deren Feedback lernst.

Worte zum Schluss: „It´s not rocket science!“

Ein Unternehmen zu gründen ist wirklich keine Raketenwissenschaft – außer natürlich, du entscheidest dich, eine Rakete zu bauen. Alles andere? Beginnt mit dem Mut, einfach loszulegen. Perfektion kommt mit der Zeit, aber der Start ist jetzt.

Also, schnür dir die Schuhe und lauf los – auch wenn sie nicht perfekt gebunden sind. Stolpere, steh wieder auf und sieh zu, wie du weiterkommst. Manchmal sind die besten Ideen die, bei denen man einfach anfängt, bevor man bereit ist.

Die Welt wartet nicht – warum solltest du? Starte jetzt. Mach’s einfach. Und mach’s einfach – möglich.

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Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit 20 Jahren Unternehmen im Wirtschafts-, Gesellschafts- und Vertragsrecht. Er ist Lehrbeauftragter für Wirtschaftsrecht, BWL und Digitale Transformation sowie Buchautor. Lexa ist Gründer von vier Unternehmen, war Mitinitiator der Würzburger Start-up-Initiative „Gründen@Würzburg”, Mitglied der B20 Taskforces Digitalisierung/ SMEs und engagiert sich als Botschafter des „Großer Preis des Mittelstands” sowie als Mitglied im Expertengremium des Internationalen Wirtschaftsrats. Er leitete als Weltpräsident die G20 Young Entrepreneurs´Alliance (G20 YEA). Bei BASIC thinking schreibt Lexa über Themen an der Schnittstelle von Recht, Wirtschaft und Digitalisierung.

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