Es mag absurd klingen. Doch Autobauer haben immer wieder versucht, Elektroautos mit einem Mini-Nuklearreaktor zu bauen. Wir stellen dir drei Ideen für Atomautos vor.
Warum sollten wir uns bei Elektroautos mit Problemen wie geringen Reichweiten, Strom aus fossilen Quellen oder problematischen Rohstoffen herumschlagen, wenn es eine einfache Lösung für all das gibt: Atomstrom! Und zwar nicht als externe Stromquelle, sondern direkt im Fahrzeug.
Zugegeben, die Idee, Elektroautos mit einem eingebauten Kernreaktor anzutreiben, mag irre klingen. Doch mehrere Autobauer haben dies als machbar angesehen und Konzepte für Atomautos entwickelt, sogar in diesem Jahrtausend. Wir stellen drei davon vor.
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Ford Nucleon: Automauto aus den 1950er Jahren
Wir schreiben das Jahr 1958. Atomkraft ist eine relativ neue Entdeckung und wird insbesondere in den USA als Errungenschaft gefeiert. Konzepte für Atomautos gibt es zu dieser Zeit schon seit mehreren Jahrzehnten. So spielt auch der Detroiter Autobauer Ford, mit der Idee eines Atomautos. Heraus kommt 1958 der Ford Nucleon.
Obwohl der Ford Nucleon nie über ein Konzeptfahrzeug hinausging, sollte das Fahrzeug mit nur einer Ladung bis zu 8.000 Kilometer weit fahren können. Wie praktisch das mit fünf Metern Länge, knapp zwei Meter Breite und einer Höhe von gerade mal einem Meter gewesen wäre – abgesehen vom Kernkraftreaktor im Wagen – ist eine andere Frage.
Der Antrieb sollte aus einer „Stromkapsel“ im Heck kommen, die wiederum über ein Wandlergetriebe aufgeladen werden sollte. Die Idee war es, per Uranspaltung, Wasserdampf zu erzeugen, der wiederum den Wagen antreiben sollte.
Letztlich wurde aus dem Konzept aber nie ein marktfähiges Auto. Die schweren Bleischichten zum Schutz gegen die radioaktive Strahlung und das aufwändige Kühlungssystem, die der Nucleon erforderte, machten die Produktion am Ende unpraktisch.
Arbel-Symétric von 1958 wurde fast gebaut
Zur gleichen Zeit wie der Ford Nucleon, sah die Welt beim Genfer Autosalon 1958 auch den Arbel-Symétric.
Das französische Unternehmen Compagnie Normande d’Etudes pour l’Application de Procédés Mécanique hatte bereits seit 1951 mehrere Arbel-Modelle entwickelt. Die Version, die auf dem Autosalon präsentiert wurde, sollte von einem 40-kW-Generator mittels radioaktiven Kartuschen angetrieben werden.
Angeblich war das Fahrzeug produktionsbereit. Allerdings war die französische Regierung von der Idee wenig angetan und verbot schlichtweg den Einsatz von radioaktivem Treibstoff. Die Compagnie Normande ging daraufhin pleite und so starb auch der Arbel.
Cadillac stellt 2009 das Konzeptauto „World Thorium Fuel“ vor
Dass Atomautos kein Ding der Vergangenheit sind, zeigt das Konzeptauto „World Thorium Fuel“. Cadillac präsentierte die Idee 2009 auf der Chicago Auto Show (allerdings ohne den radioaktiven Antrieb).
Wie der Name schon verrät, sollte der Atomstrom für das Auto nicht aus Uran, sondern aus Thorium gewonnen werden.
Die Technologie wurde seinerzeit vom Wissenschaftler Charles Stevens entwickelt. Stevens wollte einen Prototyp eines Thorium-Lasers schaffen, um das Fahrzeug anzutreiben.
Thorium hat einige Vorteile gegenüber Uran: Es ist nur „schwach“ radioaktiv und ist das in der Erdkruste am häufigsten vorkommende radioaktive Element. Einige Mikro-Kernkraftwerke werden mit Thorium betrieben, auch wenn diese immer noch zu groß sind, um in ein Auto zu passen.
Stevens Laser-Ansatz sollte dieses Problem lösen. Daraus scheint aber nie etwas geworden zu sein. Und das ist womöglich auch der Grund, warum es beim Cadillac World Thorium Fuel lediglich beim Modell blieb.
Atomautos? Was könnte da nur schiefgehen…
Auch wenn die Idee von Atomautos Autobauer, Wissenschaftler und Ingenieure seit über einem Jahrhundert anspornt, gibt es mehrere Gründe, warum wir bis heute keine solchen Fahrzeuge auf der Straße sehen.
Da wären zum einen die Sicherheitsbedenken rund um mögliche Strahlung. Ein Atomauto so zu bauen, dass es selbst bei einem Unfall oder bei einer Explosion keinen Schaden anrichtet, ist bislang nicht gelungen. Auch hat es noch niemand geschafft, einen Kernkraftreaktor so klein zu bauen, dass er in ein Auto passt.
Es gibt zwar kreative Lösungsansätze, wie den Thorium-Laser von Charles Stevens oder dem radioaktiven Akku, den das Start-up NDB 2021 vorstellte. Doch diese Ideen in die Praxis umzusetzen, scheint gar nicht so leicht zu sein, was sicherlich auch damit zu tun hat, dass viele Menschen bei „fahrenden Atomkraftwerken“ durchaus Bedenken hätten.
Es mag also noch eine ganze Weile dauern, bis wir funktionierende Atomautos haben werden… und das ist vielleicht auch gut so.
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