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Informationen zur US-Wahl: Google, Bing und ChatGPT Search im Vergleich

ChatGPT Search Google Bing Vergleich Suchmaschine OpenAI
Logos: Google, OpenAI, Bing / Montage: BASIC thinking
geschrieben von Fabian Peters

OpenAI hat eine eigene Suchmaschine an den Start gebracht und sie in ChatGPT integriert. Damit tritt das Unternehmen in direkte Konkurrenz zu klassischen Suchmaschinen. Im Rahmen der US-Wahl haben wir ChatGPT Search, Google und Bing miteinander verglichen. 

Bereits im Juli 2024 hatte OpenAI eine eigene Suchmaschine angekündigt. Zunächst gab es ChatGPT Search jedoch nur als Testversion. Der Zugriff war auf maximal 10.000 Nutzer beschränkt. Ende Oktober 2024 hat das Unternehmen seine KI-Suchmaschine für alle Abonnenten des Bezahlabos ChatGPT Plus verfügbar gemacht.

Künftig soll zunächst eine Freigabe für Unternehmen und Bildungseinrichtungen folgen. Erst danach erhalten alle Nutzer der kostenfreien Version Zugang zu ChatGPT Search – so der Plan von OpenAI. Die KI durchsucht das Internet weiterhin auf der Grundlage von Nutzereingaben. Die Suche lässt sich aber auch manuell starten – per Klick auf den Suchbutton.

Aufgrund der Integration der neuen Suchfunktion enthält ChatGPT ab sofort auch Quellenangaben und Links – beispielsweise zu Nachrichtenartikeln und Blogbeiträgen. Das soll die Möglichkeit geben, mehr zu einem Thema in Erfahrung bringen zu können. Mit einem Klick auf die Schaltfläche „Quellen“ unter einer Antwort, lässt sich sich eine Seitenleiste mit den Quellenangaben öffnen.

Im Vergleich: Google, ChatGPT Search und Bing

Um den Zugang zu entsprechenden Informationen und Designs zu gewährleisten, hat das Open AI Partnerschaften mit Nachrichten- und Datenanbietern geschlossen, darunter Associated Press, Condé Nast, der Financial Times, Reuters, Le Monde und dem Axel Springer-Verlag.

Diese Partnerschaften sollen Rechtsstreitigkeiten vorbeugen. Beispielsweise hatten die News Corporation und die New York Times erst kürzlich Klage gegen die KI-Suchmaschine Perplexity AI eingereicht. Der Vorwurf: Urheberrechtsverletzungen. Die Partnerschaften von OpenAI erscheinen jedoch fragwürdig.

Das gilt sowohl in puncto Ausgeglichenheit (dazu später mehr) als auch potenziellen Urheberrechtsverletzungen. Denn ChatGPT Search durchsucht, verarbeitet, zitiert und verlinkt nicht nur auf die Inhalte seiner Medienpartner, sondern auch auf andere Nachrichtenwebsites.

Wie wir in einem kurzen Check feststellen konnten, gehören dazu unter anderem: Wikipedia, NTV, MerkurStern, taz, Wirtschaftswoche und sogar das Clickbait-Portal Der Westen. Außerdem zahlreiche Öffentlich Rechtliche Angebote, darunter: die Tagesschau, das ZDF, der Bayerische Rundfunk und Das Erste.

Mit ChatGPT Search tritt OpenAI zweifellos in direkte Konkurrenz zu klassischen Suchmaschinen. Vielen Medien handeln die KI-Suche sogar bereits als Google-Nachfolger. Um herauszufinden, was ChatGPT Search wirklich kann, haben wir im Rahmen der US-Wahl einen kleinen Vergleich angestellt und die KI-Suchfunktion von OpenAI mit Google und Bing verglichen (Stand: 5. November 2024, zwischen 13 und 14 Uhr).

Google

Wir haben alle drei Suchmaschinen nach Informationen zur Präsidentschaftswahl in den USA suchen lassen. Die Eingabeaufforderung (Prompt) war dabei stets die selbe: „Suche aktuelle Informationen zur US-Wahl“.

Google spuckte auf der ersten Suchseite daraufhin Nachrichtenartikel von folgenden Medien aus: ZDF, Tagesschau, WDR, Süddeutsche Zeitung, Bayerischer Rundfunk, FAZ, Zeit und WDR. Mit dabei war auch ein Beitrag der Bundeszentrale für Politische Bildung.

Im News-Bereich (Google News) erschienen derweil Inhalte vom ZDF, vom Bayerischen Rundfunk und von der Süddeutschen Zeitung. Der Bereich „Weitere Fragen„, in dem Google häufig kurze Antworten auf passende Fragen zu einer Sucheingabe bereitstellt, erschien bei unserer Suchanfrage nicht. Es wurden keine Werbeanzeigen angezeigt.

Bing

Bing verlinkte auf seiner ersten Suchseite Nachrichtenartikel von folgenden Medien: SpiegelTagesschau, NTV, ZDF, dem Bayerischen Rundfunk, dem Handelsblatt und dem RND.

Im News-Bereich (Google News) erschienen Inhalte der Tagesschau, des Manager Magazins, der Welt, von Merkur Online und vom ZDF. Der Bereich „Ähnliche Fragen“ erhielt Beitragsvorschauen und Links zu: MSN, Yahoo, dem ZDF und der Tagesschau. Werbeanzeigen erschienen nicht .

ChatGPT Search

ChatGPT (Search) liefert im Gegensatz zu Google und Bing nur eine begrenzte Auswahl an Informationen, Quellen und Links zu einem Thema beziehungsweise einer Sucheingabe. Auf den Prompt „Suche aktuelle Informationen zur US-Wahl“ spuckte die KI-Suche folgenden Text aus:

Heute, am 5. November 2024, findet die Präsidentschaftswahl in den USA statt. Die Hauptkandidaten sind die Demokratin Kamala Harris und der Republikaner Donald Trump.

Aktueller Stand:

Wahllokale: Die Wahllokale im Osten der USA haben bereits geöffnet. Die ersten Ergebnisse werden in den frühen Morgenstunden des 6. November deutscher Zeit erwartet. (Welt)

Umfragen: Die letzten Umfragen zeigen ein äußerst knappes Rennen. Laut „FiveThirtyEight“ liegt Trump landesweit bei 48 %, während Harris 47,7 % erreicht – eine Differenz von nur 0,3 %. (BILD)

Wahlverfahren:

Die US-Präsidentschaftswahl erfolgt indirekt über das Electoral College. Jeder Bundesstaat hat eine bestimmte Anzahl von Wahlleuten, basierend auf seiner Bevölkerungszahl. Ein Kandidat benötigt mindestens 270 der 538 Wahlleutestimmen, um zu gewinnen. (Wikipedia)

Berichterstattung in Deutschland:

Deutsche Fernsehsender wie ARD und ZDF berichten umfassend über die US-Wahl. In der Nacht vom 5. auf den 6. November werden Live-Sendungen angeboten, die die Wahlergebnisse und Analysen präsentieren. (Das Erste)

Bitte beachten Sie, dass die Ergebnisse in einigen Bundesstaaten aufgrund unterschiedlicher Zeitzonen und Auszählungsverfahren erst später vorliegen können.

Als Quellen wurden BILD, BILD, die WirtschaftsWoche, Wikipedia und Das Erste genannt. Im News-Bereich, der optisch an den von Bing und Google erinnert, erschienen Artikel von BILD, BILD und der Welt.

Fazit: Google, ChatGPT Search und Bing im Verleich

Auch wenn ChatGPT Search über die Medien-Partnerschaften von OpenAI hinaus andere Quellen und Links beinhaltet, wird die Kooperation mit dem Axel Springer Verlag durch die wiederholte Ausgabe von BILD– und Welt-Inhalten deutlich. Die Suchergebnisse von Google und Bing erscheinen vor diesem Hintergrund ausgewogener.

Das gilt vor allem für die Microsoft-Suchmaschine. Bei ChatGPT Search findet jedoch eine andere Art der Internetsuche statt. Denn die KI-Suchfunktion von OpenAI spuckt zusammengefasste und allgemeine Informationen mit entsprechenden Quellen und Links aus. Auch wenn die Auswahl mitunter fragwürdig erscheint, ist die Suche – je nach Prompt – mitunter präziser.

In puncto Klicks dürften Verlage und Medien durch die gebündelten Informationen von ChatGPT Search allerdings weitaus weniger profitieren, als bei Google oder Bing. Im Gegensatz zu klassischen Suchmaschinen beinhaltet die KI-Suche grundsätzlich keine Werbung.

Auch wenn es bei unserer Anfrage nicht der Fall war, erscheinen bei Google, Bing und Co. – je nach Sucheingabe – regelmäßig Werbeanzeigen. Die Suche von ChatGPT erscheint vor diesem Hintergrund zwar aufgeräumter und nutzerfreundlicher, jedoch auch unausgewogen. Außerdem liefert sie lediglich begrenzte Informationen.

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Über den Autor

Fabian Peters

Fabian Peters ist seit Januar 2022 Chefredakteur von BASIC thinking. Zuvor war er als Redakteur und freier Autor tätig. Er studierte Germanistik & Politikwissenschaft an der Universität Kassel (Bachelor) und Medienwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin (Master).

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