Wirtschaft

Zwischen Genie und Wahnsinn: Die Radikalisierung des Elon Musk

Radikalisierung Elon Musk
The Royal Society, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
geschrieben von Christian Erxleben

Elon Musk sympathisiert mit Radikalen in Großbritannien und unterstützt Donald Trump bei seiner Wahlkampf-Tour. Viele Menschen sind entsetzt. Dabei ist dieser Schritt wenig verwunderlich. Schließlich war Elon Musk schon immer ein äußerst radikal denkender Mensch, der jetzt zu viel Macht hat. Ein Kommentar.

Elon Musk radikalisiert sich politisch

Seit Wochen sorgt Elon Musk regelmäßig für politische Schlagzeilen. Der Grund dafür ist simpel: Der reichste Mensch der Welt tritt als Einpeitscher für den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump auf.

Mal springt er euphorisch auf der Bühne einer Wahlkampfveranstaltung, mal posiert er in Unternehmer-Manier als zukünftiger Minister in spe. Zwischendurch verbreitet er noch Bilder von US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris als Kommunistin in Sowjet-Uniform. Seine politische Radikalisierung scheint abgeschlossen.

Radikalisierung: Elon Musk war schon immer radikal

Der Aufschrei bei vielen Musk-Anhängern ist dementsprechend groß. Wie kann es sein, dass der Visionär und Weltveränderer Elon Musk plötzlich von der Spur abkommt? Wie kann es sein, dass er hetzende Politiker unterstützt und seinen eigenen X-Kanal dafür nutzt, um Propaganda zu verbreiten?

Wer sich diese Fragen stellt, hat sich wohl noch nie tiefergehend mit Elon Musk als Person beschäftigt. Denn Musk hat stets polarisiert. Und: Er war schon immer radikal. Das zeigt seine unternehmerische Karriere sehr deutlich. Der einzige Unterschied ist: Bislang waren die Ziele für sehr viele Menschen nachvollziehbar. Das ändert sich jetzt.

Banking, Mobilität und Weltraumreisen: Musks Visionen erfordern radikales Denken

Alles hat um die Jahrtausendwende begonnen als er mit X.com und PayPal daran gearbeitet hat, das klassische Bezahlwesen zu revolutionieren. Statt Münz-, Papiergeld und Banken können Rechnungen online  bezahlt und Überweisungen getätigt werden.

Schon seit 2002 arbeitet Musk mit SpaceX daran, Weltraumreisen zu etablieren. Nicht nur NASA-Astronauten sollen ins Weltall gelangen, sondern auch normale (reiche) Menschen. Und auch sein Plan mit Tesla besteht seit 2004 darin, unsere Antriebsstoffe und Fortbewegungsmittel zu verändern. Anstelle von Öl und Benzin ist Strom die Lösung, der im Idealfall sogar noch aus Sonnenenergie gewonnen wird.

Dieser kurze Überblick macht deutlich, dass sich Elon Musk sein gesamtes Leben lang schon dem Status quo widersetzt hat. Er ist eine Person, die sich dem Mainstream entgegenstellt und zeigt, dass es auch anders geht. Jetzt ist dieser Mainstream die Demokratie, die er durch radikalere Formen der Politik ersetzen möchte.

Geld und Reichweite: Die Geheimnisse von Musks Macht

Vom Beginn seiner unternehmerischen Karriere an ist Elon Musk ein freies Radikal, das bestehende Systeme zum Einstürzen bringt und gebracht hat. Was sich in den letzten 30 Jahren verändert hat und was wir jetzt sehr deutlich spüren sind zwei Faktoren: Geld und Einfluss.

Auf der einen Seite ist Elon Musk der reichste Mensch der Welt. Mit knapp 270 Milliarden US-Dollar ist er mit Abstand am vermögendsten. Larry Ellison auf dem zweiten Platz kommt gerade einmal auf 206 Milliarden US-Dollar. Und wie wir alle wissen, regiert Geld tatsächlich die Welt.

Auf der anderen Seite besitzt Elon Musk durch den Kauf von Twitter im Jahr 2022 sein eigenes Medium. Über 200 Millionen Menschen folgen dem X-Kanal von Musk selbst. Das ist ein größeres Publikum als je eine Zeitung, ein TV-Sender oder ein Online-Medium erreichen wird.

Radikalisierung: Elon Musk hat sich seine eigene Welt erschaffen

Diese Kombination an sich ist schon gefährlich, weil Musk dazu in der Lage ist, gezielt Millionen von Menschen zu manipulieren. Hinzu kommt, dass er ein brillanter Kopf ist, der dazu in der Lage ist, auch die komplexesten Probleme zu lösen. Mittlerweile schwenkt das Pendel bedenklich von Genie zu Wahnsinn.

Allerdings gibt es nur ein Druckmittel – und das ist Geld. Wenn es gelingen sollte, ihm einen Teil seines Vermögens streitig zu machen, könnte Musk an Einfluss verlieren. Allerdings hat er eine so große Community, dass ein kompletter Downfall sehr unwahrscheinlich ist. Deswegen könnte eine Lösung darin bestehen, ihn weitestgehend zu ignorieren. Ab jetzt.

Hinweis: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Kommentar. Das ist eine journalistische Darstellungsform, die explizit die Meinung des Autors und nicht des gesamten Magazins widerspiegelt. Der Kommentar erhebt keinen Anspruch auf Sachlichkeit, sondern soll die Meinungsbildung anregen und ist als Meinungsbeitrag durch Artikel 5 des Grundgesetzes geschützt.

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Über den Autor

Christian Erxleben

Christian Erxleben arbeitet als freier Redakteur für BASIC thinking. Von Ende 2017 bis Ende 2021 war er Chefredakteur von BASIC thinking. Zuvor war er als Ressortleiter Social Media und Head of Social Media bei BASIC thinking tätig.

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