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Warum platzen Deals in „Die Höhle der Löwen“? Im Interview: Rebecca Troch

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geschrieben von Fabian Peters

In der VOX-Gründershow „Die Höhle der Löwen“ präsentieren Start-ups immer wieder neue und innovative Produkte. Oftmals kommt aber kein Deal mit einem Investor zustande oder in der Show zugesagte Deals platzen im Anschluss doch noch. Aber woran liegt das? Im Interview: Finanzexpertin Rebecca Troch.

„Die Höhle der Löwen“: Warum scheitern Deals?

BASIC thinking: Hallo Rebecca, in „Die Höhle der Löwen“ kommt es immer wieder vor, dass Gründer mit ihrem Pitch zwar Interesse bei den Löwen wecken, doch kein Deal ergattern. Woran liegt das?

Das kann viele Gründe haben. Aber einer davon betrifft die Vorbereitung. Das heißt: Die Gründer haben sich bezüglich Finanzen und finanziellen Aussichten entweder nicht genug Gedanken gemacht oder sich nicht gut genug unterstützen lassen.


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Beispielsweise bei Fragen dazu, wie viel Umsatz sie machen wollen, wie die Margen sind und wie sich die Margen entwickeln könnten. Außerdem: Wie sehen die Ziele aus? Mit Blick auf zwei Jahre, auf drei Jahre und auf fünf Jahre.

Häufig können Gründer aber auch wichtige Fragen noch nicht beantworten, weil sie vielleicht noch nicht bereit für den Markt sind. Meistens geht es aber darum, dass sie sich nicht genügend Unterstützung geholt haben.

Viele sind auch etwas zu produktverliebt. Sie wollen ein Problem lösen, was auch toll ist. Aber die Herausforderung besteht auch darin, das Problem zu skalieren. Deshalb sollten sich Gründer zu all diesen Aspekten zunächst einmal beraten lassen.

Trotz Zusage im TV liest man nach der Ausstrahlung häufig, dass Deals doch nicht zustande gekommen sind. Statistiken zufolge platzt etwa jeder vierte Deal. Was sind die Gründe dafür?

So etwas ist zunächst einmal natürlich sehr schade. Denn jede Gründung ist wie ein Baby. Es kostet sehr viel Zeit, aber auch Schweiß und vielleicht sogar Blut. Dafür muss man häufig sehr viele andere Dinge vernachlässigen.

Ich könnte mir vorstellen, dass Deals im Nachhinein platzen, weil vielleicht nicht das eingehalten wird, was vorher versprochen wurde. Bei „Die Höhle der Löwen“ ist es ein bisschen so wie beim Speed-Dating.

Das heißt: Die Chemie muss stimmen. Man kann zwar bereits während des Pitch nach zehn bis 15 Minuten ein grobes Gefühl entwickeln. Aber das reicht manchmal einfach nicht aus, wenn es um Werte und Einstellungen geht.

Außerdem investieren die Löwen, weil sie unterstützen und einen Beitrag leisten wollen. Aber sie wollen auch etwas für ihr Geld sehen. Vielleicht offenbaren sich nach der Show Probleme mit den Zahlen oder der Skalierbarkeit, sodass Deals dann scheitern.

Die Deal-Quoten der Löwen

Unter den aktiven Löwen haben Carsten Maschmeyer und Judith Williams die schlechteste Deal-Quote – unter den ehemaligen ist es Frank Thelen. Ralf Dümmel schneidet mit einer Quote von über 80 Prozent am besten ab. Gibt es dafür eine Erklärung?

Das ist schwer zu beantworten, denn jeder investiert aus unterschiedlichen Gründen. Es gibt einige Löwen, die konzentrieren sich vor allem auf ihr zentrales Gebiet. Bei Judith Williams ist das zum Beispiels eher der Beauty-Bereich.

Manchmal investiert man aber auch mit Herz. Wenn man außerhalb seiner Komfortzone investiert, ist das aber auch ein gewisses Risiko. Darunter kann der Erfolg leiden. Ralf Dümmel ist beispielsweise etwas mehr Down-to-Earth und investiert vor allem in Produkte, die für den Einzelhandel in Frage kommen.

Carsten Maschmeyer investiert manchmal in verschieden Bereiche. Ralf ist da etwas mehr Hands-on. Das könnte ein Grund sein, ist aber auch nur eine Vermutung von mir.

„Die Höhle der Löwen“: Was passiert mit dem Geld?

Wenn es zu einem Deal kommt. Beispielsweise geht es um 100.000 Euro für 10 Prozent der Anteile. Wie sieht so eine Vereinbarung anschließend in finanzieller Hinsicht aus?

Wie es bezüglich „Die Höhle der Löwen“ ist, weiß ich nicht genau was passiert. Aber generell ist es so, dass wenn Investoren einsteigen, dann gehen sie tiefer in die Zahlen und Produkte rein, um zu schauen, wie der Wert wirklich ist.

Erst danach geht es um konkrete Zahlen. Dabei gibt es dann grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten. Es kann beispielsweise Fälle geben, in denen das Geld direkt an die Gründer geht. Sie müssen dann aber die Disziplin haben es so zu nutzen, wie sie es versprochen haben.

Es kann entweder dazu genutzt werden, das Tagesgeschäft zu finanzieren, was aber zu Reibungen führen kann, wenn es nicht so vereinbart wurde. Oder es wird genutzt, um neue Standorte, neue Produkte oder neue Produktlinien zu etablieren.

Deshalb gibt es auch vertragliche Vereinbarungen. Aber es geht auch viel um Vertrauen. Und das ist ganz wichtig. Denn man kann Vertrauen jahrelang aufbauen und in fünf Minuten verlieren.

Wie können Gründer Investoren für sich gewinnen?

Wie können Gründer die Löwen für sich gewinnen?

Es ist immer gut, wenn man eine Lösung für ein Problem hat. Außerdem ist ein konkreter Plan für die Zukunft wichtig. Dabei kann es zum Beispiel um Visionen, eine korrekte Mission oder bestimmte Unternehmenswerte gehen.

Und was man auf jeden Fall vermeiden?

Was man auf gar keinen Fall tun sollte, ist das Gegenteil. Das heißt, dass man nicht zu produktverliebt sein sollte, sondern mit einem Zukunftsplan antreten muss. Ansonsten ist es nur ein Hobby und kein Business.

Auf welche Fragen sollten Gründer jederzeit eine Antwort haben?

Da geht es vor allem auch um Zukunftsfragen. Man sollte immer einer Antwort drauf haben, wie die Prognose für die nächsten drei Jahre aussieht. Da geht es nicht nur um Produktkosten, sondern auch um Profitentwicklung und Marge.

Denn selbst wenn ein Produkt noch nicht profitabel ist, wollen die Löwen wissen: Wie sieht es heute aus und wie könnte es in Zukunft aussehen.

Keine Deals: Wie viel Show steckt in „Die Höhle der Löwen“?

Während einige Deal erst im Nachhinein scheitern, kommt es in einigen Folgen zu garkeinen Deals. Wie viel Show steckt in „Die Höhle der Löwen“?

Es könnte daran liegen, dass viele Löwen sehr lange dabei sind. Es ist zwar eine gute Zeit zu gründen, weil wir uns in einem wirtschaftlichen Winter befinden. Aber aktuell sitzt andererseits das Geld nicht mehr so locker. Deshalb guckt man vielleicht etwas genauer hin.

Ich könnte mir vorstellen, dass es bei den Löwen auch einige Learnings aus den vergangenen Jahren gibt, weshalb sie vielleicht vorsichtiger geworden sind.

Ob Deal oder kein Deal: Viele Produkte gibt es bereits in einer ähnlichen Form auf dem Deutschen Markt oder stammen aus dem Ausland. Wie innovativ ist die Show noch?

Selbst wenn eine kleine Veränderung ein Problem löst, dann ist das gut. Aber es sollte schon immer etwas Neues sein. Viele Konsumenten und Kunden achten aber mittlerweile vor allem auch auf Unternehmenswerte. Man kann ein Problem beispielsweise nicht nur auf der reinen Produktebene lösen, sondern auch was die Umwelt angeht.

Die Einschaltquoten von „Die Höhle der Löwen“ waren zuletzt eher rückläufig. In Deutschland stehen Gründer außerdem vor vielen bürokratischen Hürden. Welche Zukunft hat die Show noch?

Die Basis für ein Unternehmen oder eine Show wie „Die Höhle der Löwen“ ist immer Innovation. Vielleicht ist das Format etwas zu alt – vor allem, weil reine Streamingdienste immer mehr im Kommen sind. Aber es ist richtig: Es ist nicht so einfach ein Unternehmen zu gründen. Aber wenn man heute erfolgreich ist, dann ist man in jeder Lage erfolgreich.

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Über den Autor

Fabian Peters

Fabian Peters ist seit Januar 2022 Chefredakteur von BASIC thinking. Zuvor war er als Redakteur und freier Autor tätig. Er studierte Germanistik & Politikwissenschaft an der Universität Kassel (Bachelor) und Medienwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin (Master).

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