Technologie Wirtschaft

Ein viel zu spätes Urteil: Google hat ein Monopol – weil die Politik versagt hat

Google Monopol USA Marktmacht
Google
geschrieben von Fabian Peters

Ein US-Gericht hat geurteilt, dass Google ein Monopol bei der Internetsuche habe. Der US-Konzern hätte außerdem seine Marktmacht missbraucht, um diese Stellung zu festigen. Doch das Urteil kommt zu spät und wird zunächst einmal nicht viel ändern – auch, weil die Politik versagt hat. Ein Kommentar. 

Bereits im Jahr 2009 hätte Google als Suchmaschine eine Marktanteil von rund 80 Prozent gehabt. Dieser ist im Jahr 2020 auf 90 Prozent gestiegen, so US-Richter Amit Mehta.

Er bescheinigte dem US-Konzern in einem knapp 300 Seiten langen Urteil deshalb nicht nur ein Monopol bei der Internetsuche, sondern urteilte auch, dass Google seine Marktmacht missbraucht hat, um diese Stellung zu festigen.

So weit so gut: Denn diese Zahlen gehen auch aus Statistiken hervor – auch wenn sie zwischen Desktop- und mobilen Geräten leicht variieren.

Google hat ein Monopol: Ein Urteil, das zu spät kommt

Google hat nun also offiziell ein Monopol bei der Internetsuche. Das dürfte angesichts der Zahlen nur die wenigsten überraschen. Was vielmehr überrascht, ist, dass diese Tatsache nicht schon längst geklärt wurde. Denn das aktuelle Urteil kommt nicht nur viel zu spät. Es zeigt vielmehr ein massives Versagen der Politik auf!

Klar: Als Nutzer könnte man nun natürlich einfach zu einer anderen Suchmaschine wechseln, von denen es auch zahlreiche gibt. Man könnte auch argumentieren, dass der hohe Marktanteil von Google schlichtweg auf die Beliebtheit des Dienstes zurückzuführen ist – was Google übrigens auch selbst tut. Doch das Problem sitzt weitaus tiefer.

Denn viele Menschen kennen überhaupt keine anderen Suchmaschinen – auch, weil sie diese kaum zu Gesicht bekommen. Laut US-Urteil hat Google nämlich nicht nur ein Monopol bei der Internetsuche, sondern sich diese Stellung wettbewerbswidrig erkauft.

Das Unternehmen zahlt beispielsweise viel Geld dafür, um auf Apple-Geräten als Suchmaschine voreingestellt zu sein. Gleiches gilt für den Firefox-Browser. Das ist insofern ein gigantischer Wettbewerbsvorteil, dass viele Menschen die Voreinstelliungen auf ihren Geräten in den seltensten Fällen ändern.

Falsche Marktgläubigkeit: Politikversagen vs. Google

Das Urteil, dass Google ein Monopol hält, war zwar lange überfällig. Allerdings darf es nun keine weiteren Luftschlösser mehr geben. Denn dass Google diese Stellung und Marktmarkt überhaupt erreichen konnte, liegt vor allem am Versagen der Politik.

Der Grund: eine falsche Marktgläubigkeit. So sollte mittlerweile auch denen, die am lautesten jammern, klar sein, dass ein Markt ohne Kontrolle keine Diffussion schafft – vor allem nicht in der Technologie-Branche. Der Markt allein regelt insofern: gar nichts.

Das liegt auch an sogenannten Netzwerkeffekten. Heißt konkret: Ein Netzwerk ist nur so stark wie seine Nutzer, die Google in die Abhängigkeit getrieben hat. Ein ähnliches Phänomen lässt sich bei Messenger-Diensten beobachten. Denn: Wer nicht bei WhatsApp ist, kann gewissermaßen nicht mitreden.

Google hat ein Monopol – und nun?

Das größte Problem ist jedoch nicht nur, dass das Google-Urteil viel zu spät kommt, was auch daran liegt, dass die USA auf ihren Großkonzern viel zu lange stolz waren. Das bescheinigte Google Monopol wird sich nur schwerlich bis garnicht auflösen lassen. Zunächst einmal gehen aus der Entscheidung nämlich keine Konsequenzen hervor.

Sie sollen in einem weiteren Verfahren geklärt werden. Google wird vermutlich in beiden Fällen Berufung einlegen, was wiederum in einem jahre- wenn nicht jahrzehntelangen Prozesse münden dürfte. Nun könnte man natürlich hergehen und Nutzern sogenannte Auswahlbildschirme präsentieren, wie die EU es getan hat. Doch das erwies sich als Flop.

Denn die Europäische Union zeigt den Menschen innerhalb Europas nun zwar alternative Suchmaschine zur Auswahl an. Allerdings werden diese Anzeigen offenbar eher als nervig empfunden und weggeklickt. Da erscheint es schon sinnvoller, dass Verbote ausgesprochen werden, damit die Suchmaschine Google nicht mehr standardmäßig auf Apple-Geräten oder im Firefox-Browser erscheint.

Wobei dann vor allem Mozilla vermutlich erhebliche finanzielle Probleme bekommen dürfte. Die Lösung? Google müsste sich gegenüber der Konkurrenz öffnen. Es sollte keine Preisunterschiede aufgrund von Reichweite und Marktmacht mehr geben. Und vor allem: Es sollte eine Internetinfrastrultur geben, die alle Suchmaschinen gleichermaßen nutzen können.

Auch interessant:

Über den Autor

Fabian Peters

Fabian Peters ist seit Januar 2022 Chefredakteur von BASIC thinking. Zuvor war er als Redakteur und freier Autor tätig. Er studierte Germanistik & Politikwissenschaft an der Universität Kassel (Bachelor) und Medienwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin (Master).

1 Kommentar

  • Ich sehe das Urteil als einen Schritt in die richtige Richtung, aber ich glaube, es fehlen sofortige Konsequenzen. Meiner Meinung nach sind umfassende Reformen nötig, um fairen Wettbewerb zu gewährleisten und die Internetlandschaft zu diversifizieren.

    Ich finde es bedauerlich, dass diese Entscheidung so lange auf sich warten ließ und das Versagen der Politik in dieser Sache offensichtlich wird. Viele Nutzer kennen keine Alternativen, weil Google durch wettbewerbswidrige Praktiken und strategische Partnerschaften mit Apple und Mozilla einen unfairen Vorteil hat.

Kommentieren