Wirtschaft

Wie viele Start-ups scheitern – das ist der Grund

Wie viele Start-ups Scheiter, Warum scheitern Start-ups
Adobe Stock/ Looker_Studio
geschrieben von Carsten Lexa

Wenn Start-ups scheitern, lässt sich das oftmals auf ein Kernproblem zurückführen: die Gründer. In diesem Beitrag wollen wir die Hintergründen dafür beleuchten und drei konkrete Warnsignale aufzeigen. 


Drei der am häufigsten genannten Gründe für das Scheitern von Start-ups sind Probleme im Team, ein fehlendes Timing für das Produkt oder die Dienstleistung und ein fehlender Markt. Schaut man sich diese drei – und auch die anderen regelmäßig angeführten – Gründe für das Scheitern an, dann erkennt man schnell eine Gemeinsamkeit: im Zentrum stehen immer die Gründer:innen.

Warum scheitern Start-ups? Das Gründerteam als Ausgangspunkt

Das Gründerteam spielt eine zentrale Rolle in einem Start-up, da es die treibende Kraft hinter allen wichtigen Prozessen und Entscheidungen ist. Die Gründer:innen sind verantwortlich für die Marktvalidierung, die Produktentwicklung, die Erstellung von Geschäftspräsentationen oder den Aufbau von Beziehungen zu Investoren oder Kunden.

Betrachtet man Gründerteams nun oberflächlich, so sehen sie gerade zu Beginn oft gut und funktionierend aus: Konflikte sind nicht erkennbar, Abstimmungen funktionieren und die notwendigen Rollen sind besetzt. Bei genauerem Hinsehen lassen sich jedoch häufig Signale erkennen, die auf Schwierigkeiten hindeuten.

Das Erkennen dieser Signale ist nicht nur für Außenstehende wie beispielsweise Investoren, Mentoren oder mittelständische Unternehmen, die mit einem Start-up kooperieren wollen, wichtig, sondern auch für die Gründer:innen selbst. Denn je früher sie mögliche Schwierigkeiten in ihrem Team erkennen, desto schneller können entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.

Drei zentrale Aspekte

Dabei sind drei Aspekte besonders zu beachten: die Dynamik im Team, die Fähigkeit, zwischenmenschliche Beziehungen auf- und auszubauen und die Bereitschaft, Kritik und Hilfe anzunehmen und sich an veränderte Umstände anzupassen.

Bei der Teamdynamik geht es darum, ob das Team grundsätzlich funktioniert oder nicht. Leidet ein Gründerteam z.B. unter Kommunikationsproblemen oder mangelndem Vertrauen untereinander, ist dies der Nährboden für interne Konflikte, die ein Start-up letztlich so belasten können, dass es scheitert.

Die Fähigkeit, zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen, ist für die Gründer:innen und das Team deshalb von entscheidender Bedeutung, weil sie die Fähigkeit der Gründer:innen darstellt, untereinander stabile Beziehungen zu führen und Beziehungen zu Investoren, Kunden und anderen wichtigen Stakeholdern aufzubauen und zu pflegen.

Schließlich ist auch die Fähigkeit von Gründer:innen, konstruktive Kritik oder Hilfe anzunehmen und sich weiterzuentwickeln, von Bedeutung. Gründer:innen, die resistent gegenüber Feedback und nicht bereit sind, aus Fehlern zu lernen oder ihre Strategien anzupassen, gefährden mit dieser Einstellung das Wachstum und die Anpassungsfähigkeit des Unternehmens.

Start-ups: Warnsignale für das Scheitern

Warnsignale innerhalb eines Gründerteams, die auf potenzielle Probleme hinweisen, insbesondere in Bezug auf die drei oben genannten Aspekte, können auf verschiedene Weise auftreten. Betrachten wir sie deshalb näher.

Teamdynamik

Wie bereits erwähnt, spielt die Teamdynamik eine entscheidende Rolle für das Funktionieren eines Gründungsteams. Dysfunktionale Teams sind häufig durch schlechte oder seltene Kommunikation, mangelndes Vertrauen und fehlende Verantwortlichkeiten im Team gekennzeichnet.

Ein erstes wichtiges Warnsignal in dieser Hinsicht ist eine unklare Rollenverteilung im Team. Wenn die Zuständigkeiten der Teammitglieder nicht klar definiert sind, führt dies häufig zu Verwirrung, Doppelarbeit und Ineffizienz. Ein Beispiel hierfür ist ein Team, in dem mehrere Personen an derselben Aufgabe arbeiten, ohne sich dessen bewusst zu sein, was zu unnötiger Doppelbearbeitung und Ressourcenverschwendung führt.

Ein weiteres Warnsignal sind häufige Missverständnisse, die auf schlechte Kommunikation hindeuten. Dies kann ein Zeichen dafür sein, dass die Kommunikationswege innerhalb des Teams nicht effektiv sind.

Problematisch ist auch eine Kultur der Schuldzuweisung. Fehler sind unvermeidlich, besonders in jungen Teams. Wenn sie passieren, ist es wichtig, dass das Team gemeinsam nach Lösungen sucht, anstatt nach Schuldigen zu suchen. Die Suche nach Schuldigen führt oft zu einem negativen Arbeitsklima und kann die Motivation der Mitarbeiter stark beeinträchtigen.

Weitere Warnsignale sind mangelndes Vertrauen und fehlende Verantwortung. Wenn Teammitglieder einander nicht vertrauen, führt dies schnell zu einem ineffizienten Arbeitsumfeld, in dem jeder seine eigenen Interessen verfolgt, anstatt gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten. Ein Beispiel hierfür ist ein Gründerteam, in dem wichtige Entscheidungen ohne Rücksprache mit den anderen Teammitgliedern getroffen werden, was zu Frustration und Misstrauen führt. Mangelnde Verantwortlichkeit hingegen äußert sich häufig in einem „Jeder macht alles“-Ansatz, der zu Unklarheit und Ineffizienz führt.

Zwischenmenschliche Fähigkeiten

Zwischenmenschliche Kompetenzen sind für den Erfolg eines Gründerteams von entscheidender Bedeutung, da sie die Grundlage für den Aufbau von Vertrauen und starken Beziehungen zu Dritten wie Investoren und Kunden und innerhalb des Teams bilden. Ein Mangel an diesen Fähigkeiten kann zu Konflikten, Misstrauen und einem toxischen Arbeitsumfeld führen, die den Fortschritt und die Stabilität des Unternehmens gefährden.

Persönlichkeitsmerkmale wie geringes Vertrauen in andere oder starke Selbstbezogenheit können diese Probleme verstärken. Ein Teammitglied, das den Absichten anderer misstraut oder sich hauptsächlich auf seine eigenen Bedürfnisse konzentriert, kann das Teamklima erheblich belasten und die Zusammenarbeit erschweren.

Warnsignale in diesem Bereich sind oft nicht auf den ersten Blick erkennbar, werden aber bei genauerer Betrachtung bzw. Beobachtung über einen längeren Zeitraum deutlich.

Häufige Missverständnisse und Kommunikationsprobleme sind ein deutliches Zeichen für einen Mangel an klarer und offener Kommunikation im Team. Ein weiteres Warnsignal ist ein Klima des Misstrauens, in dem Teammitglieder Informationen zurückhalten oder sich nicht trauen, offen zu sprechen.

Eine hohe Fluktuation im Team, bei der Mitarbeiter häufig das Unternehmen verlassen, ist ein weiterer Hinweis darauf, dass das Arbeitsumfeld aufgrund schlechter zwischenmenschlicher Beziehungen toxisch sein könnte. Darüber hinaus können egozentrische Verhaltensweisen einzelner Teammitglieder, die stark auf ihre eigenen Bedürfnisse fokussiert sind und wenig Interesse an den Belangen und Perspektiven anderer zeigen, weitere Hinweise sein.

Schließlich sollte generell auf Konflikte und Spannungen im Team und deren Häufigkeit geachtet werden. Regelmäßige Auseinandersetzungen können darauf hindeuten, dass das Team Schwierigkeiten hat, harmonisch und produktiv zusammenzuarbeiten.

Fehlende Lernbereitschaft

Schließlich sind auch mangelnde Lernbereitschaft und die Unfähigkeit, Kritik oder Hilfe anzunehmen, ernstzunehmende Warnsignale, die auf Probleme innerhalb eines Gründerteams hinweisen können. Gründer:innen, die sich gegenüber konstruktiver Kritik verschließen und nicht bereit sind, ihre Strategien in Reaktion auf neue Informationen oder veränderte Umstände anzupassen, gefährden das langfristige Wachstum und die Flexibilität des Unternehmens.

Diese Probleme manifestieren sich in verschiedenen Warnsignalen, auf die sowohl Teammitglieder als auch Außenstehende achten können.

Ein deutliches Warnsignal ist eine generelle Abwehrhaltung gegenüber Feedback. Gründer:innen, die sich sofort defensiv verhalten, wenn sie konstruktive Kritik erhalten, zeigen, dass sie nicht offen für Verbesserungen oder neue Perspektiven sind. Wenn z.B. ein Gründer jede Form von Kritik als persönlichen Angriff versteht und als „Gegenargument“ nur die Feedbackgeber in Frage stellt, sollten sofort rote Lampen aufleuchten.

Ein weiteres Warnsignal ist die Unfähigkeit, aus Fehlern zu lernen. Gründer:innen, die wiederholt dieselben Fehler machen, ohne ihre Vorgehensweise zu ändern, zeigen eine mangelnde Lernbereitschaft. Hinzu kommt eine starre Haltung bzw. ein starres Festhalten an der Geschäftsstrategie. Gründer:innen, die stur an ihrer ursprünglichen Vision festhalten, selbst wenn Marktbedingungen oder Kundenfeedback Änderungen erfordern, gefährden mit dieser Einstellung die Anpassungsfähigkeit des Unternehmens.

Des Weiteren kann eine fehlende Bereitschaft der Gründer:innen zur Anpassung an veränderte Marktbedingungen ein Signal sein, das auf Probleme im Gründerteam hinweist. So kann beispielsweise das Festhalten an traditionellen Vertriebs- oder Geschäftsstrategien in einem völlig neuen Marktumfeld ein deutliches Zeichen für mangelnde Anpassungsfähigkeit sein.
Schließlich stellen Gründer:innen, die keine externe Beratung oder Unterstützung suchen bzw. brauchen, ein Warnsignal dar. Wenn Gründer:innen glauben, dass sie alles selbst am besten wissen und keine Hilfe von Mentoren, Beratern oder Experten benötigen, kann dies ein Zeichen für mangelnde Anpassungsfähigkeit und Überheblichkeit sein.

Fazit: Wie viele Start-ups scheitern

Das Scheitern eines Start-ups lässt sich in den meisten Fällen auf Probleme innerhalb des Gründerteams zurückführen. Wichtige Aspekte sind dabei die Teamdynamik, die zwischenmenschlichen Fähigkeiten und die Lernbereitschaft der Gründer:innen. Warnsignale wie schlechte Kommunikation, mangelndes Vertrauen, Abwehrhaltung gegenüber Feedback und eine starre Geschäftsstrategie deuten auf Probleme im Team hin, die auf Dauer den Unternehmenserfolg gefährden können.

Im Gegensatz dazu stehen funktionierende Gründerteams, die sich durch klare Kommunikation, gegenseitigen Respekt, Offenheit für Kritik und Flexibilität auszeichnen. Solche Teams arbeiten harmonisch zusammen, passen sich und ihre Geschäftsstrategie schnell an neue Marktbedingungen an und fördern eine Kultur des kontinuierlichen Lernens. Um dies zu erreichen, sollten Gründer:innen, aber auch Außenstehende wie Investoren oder Mentoren auf die oben genannten Warnsignale achten und proaktiv Maßnahmen ergreifen, um das Team und die Zusammenarbeit im Team zu verbessern.

Zu diesen Maßnahmen gehören z.B. klare Rollen und Verantwortlichkeiten. Regelmäßige und klare Kommunikation kann z.B. durch Teammeetings und offene Kommunikationskanäle gefördert werden, um Missverständnisse zu vermeiden und in Verbindung mit regelmäßigen Feedbackrunden ein konstruktives Feedbackklima zu etablieren. Teambuilding-Aktivitäten wie gemeinsame Workshops oder Veranstaltungen können das gegenseitige Vertrauen und den Teamgeist stärken. Schließlich können externe Berater und Mentoren dabei helfen, Perspektiven von außen zu erhalten.

Diese beispielhaften Maßnahmen können dazu beitragen, ein funktionierendes und erfolgreiches Gründerteam zu fördern, das effektiv zusammenarbeitet und flexibel auf Herausforderungen reagiert. Denn letztendlich kann nur durch eine bewusste und kontinuierliche Pflege der Teamkultur der Gründer:innen langfristiger Erfolg und nachhaltiges Wachstum sichergestellt werden.

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Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit 20 Jahren Unternehmen im Wirtschafts-, Gesellschafts- und Vertragsrecht. Er ist Lehrbeauftragter für Wirtschaftsrecht, BWL und Digitale Transformation sowie Buchautor. Lexa ist Gründer von vier Unternehmen, war Mitinitiator der Würzburger Start-up-Initiative „Gründen@Würzburg”, Mitglied der B20 Taskforces Digitalisierung/ SMEs und engagiert sich als Botschafter des „Großer Preis des Mittelstands” sowie als Mitglied im Expertengremium des Internationalen Wirtschaftsrats. Er leitete als Weltpräsident die G20 Young Entrepreneurs´Alliance (G20 YEA). Bei BASIC thinking schreibt Lexa über Themen an der Schnittstelle von Recht, Wirtschaft und Digitalisierung.

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