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Neuer Prozess soll Recycling von moderner Kleidung ermöglichen

Recycling Kleidung, nachhaltiges Textilrecycling
Unsplash.com/Hugo Clément
geschrieben von Felix Baumann

Nur ein Prozent der weltweiten Kleidungsstücke werden recycelt. Ein Forscherteam der University of Delaware hat deshalb einen neuen Prozess entwickelt, um das Recycling moderner Kleidung zu ermöglichen. 

Weniger als ein Prozent unserer Kleidung wird recycelt. Zu diesem Ergebnis kommen Untersuchungen zur Nachhaltigkeit in der Modeindustrie. Die übrigen 99 Prozent landen oft auf Mülldeponien oder in Verbrennungsanlagen. Ein Forscherteam hat nun einen neuen Prozess entwickelt, der gemischte Textilien in wiederverwendbare, recycelbare Teile zerlegt, ohne dass Menschen diese zuvor sortieren müssen.

Erha Andini, Chemieingenieurin an der University of Delaware, und ihr Team nutzen dafür ein Lösungsmittel, das die chemischen Bindungen im Polyestergewebe aufbricht. Dabei bleiben die verwobene Baumwolle und das Nylon intakt. Mikrowellenenergie beschleunigt den Prozess, während ein Zinkoxid-Katalysator die Zerlegung unterstützt. Insgesamt benötigte das Team für den Abbau im Labor etwa 15 Minuten.

Recycling von Kleidung nicht mit allen Fasern möglich

Der Prozess wandelt das zersetzte Polyester anschließend in BHET um. Dabei handelt es sich um eine organische Verbindung, die Maschinen theoretisch wieder zu Polyester verarbeitet können. Während ähnliche Methoden bisher nur bei vorsortierten Kunststoffen zum Einsatz kommen, gelang es nun den Prozess für gemischte Textilien ohne vorherige Sortierung einzusetzen.

Neben der Beschleunigung des Prozesses reduziert die Verwendung von Mikrowellenenergie auch den CO2-Fußabdruck, da der Energiebedarf insgesamt sinkt. Die Skalierung der Methode könnte jedoch kompliziert sein, da das verwendete Lösungsmittel teuer und schwer wiederzugewinnen ist.

Zudem bleibt unklar, wie die Industrie die zurückbleibenden Fasern, insbesondere Nylon, weiterverwenden kann. Denn die chemische Recyclingtechnik baut das Material stark ab. Andini, die kürzlich ein Stipendium für Unternehmer erhalten hat, entwickelt derzeit daher einen Geschäftsplan zur Kommerzialisierung des Prozesses.

Ansatz kann die Industrie nachhaltiger aufstellen

In den kommenden Jahren will sie ein Start-up gründen, das die Recyclingtechnik aus dem Labor in die Praxis bringt. Das könnte ein bedeutender Schritt zur Reduzierung an Textilabfällen auf Deponien sein.

Der neue Ansatz, Polyester und andere gemischte Textilien zu recyceln, könnte die Art und Weise, wie wir mit Textilabfällen umgehen, stark verändern. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie effektiv Andini den Prozess im industriellen Maßstab umsetzen kann und welche Lösungen für die verbleibenden Fasern bestehen.

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Über den Autor

Felix Baumann

Felix Baumann ist seit März 2022 Redakteur bei BASIC thinking. Bereits vorher schrieb er 4 Jahre für den Online-Blog Mobilegeeks, der 2022 in BASIC thinking aufging. Nebenher arbeitet Felix in einem IT-Unternehmen und beschäftigt sich daher nicht nur beim Schreiben mit zukunftsfähigen Technologien.

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