Laut einer aktuellen Studie verursachen selbstfahrende Autos weniger Unfälle als menschliche Fahrer. Aber: Die fahrerlosen Fahrzeuge sind offenbar schlecht im Abbiegen. Die Hintergründe.
Mensch oder autonomes Auto: Wer baut eigentlich mehr Unfälle? Manch einer geht vielleicht davon aus, dass die Unfallrate bei selbstfahrenden Autos höher sein muss als beim Menschen. Eine aktuelle Studie legt allerdings nahe, dass die führerlosen Fahrzeuge unter normalen Umständen sicherer sind.
Selbstfahrende Autos lenken sicherer als Menschen
Die Untersuchung ist eine der bisher umfangreichsten Unfallstudien überhaupt. Durchgeführt wurde sie von Wissenschaftlern der University of Central Florida. Dazu haben Shengxuan Ding und sein Kollege Mohamed Abdel-Aty Unfalldaten von 2.100 Unfällen aus Kalifornien und von der National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) zusammengetragen.
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In allen Fällen waren in irgendeiner Form Fahrzeuge involviert, die mit Selbstfahr- oder Fahrerassistenztechnologien ausgestattet waren. Außerdem zogen die Forscher Daten zu 35.000 Unfällen heran, an denen menschliche Fahrer:innen ohne Assistenzsysteme beteiligt waren.
Mithilfe eines statistischen Abgleichs suchte das Forschungsteam nach Unfallpaaren, bei denen sich Vorfälle unter ähnlichen Umständen ereigneten. Dazu glichen sie Faktoren wie Straßenbedingungen, Wetter und Tageszeit ab. Zudem untersuchten sie, ob sich die Unfälle an einer Kreuzung oder auf einer geraden Straße ereigneten. Dabei fanden sie 548 Übereinstimmungen.
Selbstfahrende Autos können nicht so gut abbiegen
Die Analyse zeigt, dass Fahrzeuge mit fortschrittlichen Fahrsystemen in ähnlichen Unfallszenarien eine geringere Wahrscheinlichkeit haben, in einen Unfall verwickelt zu sein, als Fahrzeuge, die von Menschen gesteuert werden.
Allerdings scheinen autonome Autos auch einige Schwächen zu haben. So zeigt die Auswertung, dass selbstfahrende Fahrzeuge bei Dämmerung und Dunkelheit ein fünfmal höheres Unfallrisiko aufweisen als Menschen. Außerdem ist die Unfallrate beim Abbiegen fast doppelt so hoch.
„Es ist wichtig, die Sicherheit von autonomen Fahrzeugen in der Dämmerung und beim Abbiegen zu verbessern“, so Shengxuan Ding gegenüber dem Wissenschaftsmagazin New Scientist. „Zu den wichtigsten Strategien gehören die Verbesserung der Wetter- und Lichtsensoren und die effektive Integration von Sensordaten.“
Experten kritisieren fehlende Daten
Wie aussagekräftig die Ergebnisse derartiger Studien sind, ist in Fachkreisen umstritten. Auch Abdel-Aty sieht einige Hindernisse. Denn bisher sei die Datenbank für Unfälle mit selbstfahrenden Fahrzeugen noch zu klein und begrenzt.
Missy Cummings von der George Mason University in Virginia teilt diese Meinung. Sie bezeichnete die Zahl der Unfälle mit autonomen Fahrzeugen als so gering, dass keine pauschalen Schlussfolgerungen über die Sicherheitsleistung der Technologie gezogen werden könne.
Außerdem würden viele Unfälle polizeilich nicht gemeldet werden, wenn es sich nur um kleine Blechschäden handelt. Dieser Faktor müsse laut Eric Teoh vom Insurance Institute for Highway Safety in Virgina auch berücksichtigt werden. Er führte bereits 2017 eine Studie zu Googles frühen Tests mit selbstfahrenden Autos durch. Das Ergebnis: nur drei von zehn Unfällen tauchten in Polizeiberichten auf.
Die Studie kommt derweil zu einer Zeit, in der autonome Fahrzeuge vor allem in verschiedenen Städten in den USA die Straßen immer mehr erobern. So baut beispielsweise Googles Spin-Off Waymo den Betrieb von Robotaxis in Austin, Los Angeles und San Francisco weiter aus.
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