Seit fast 20 Jahren wird in Deutschland die Besteuerung der Rente schrittweise verändert. Das führt dazu, dass viele Rentnerinnen und Rentner eine Doppelsteuer beklagen. Sie zahlen Steuern auf ihre Rente, obwohl sie schon Steuern während der Arbeitszeit gezahlt haben. Die Politik muss endlich entschlossen handeln. Ein Kommentar.
Doppelsteuer auf Rente: Wie konnte es dazu kommen?
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden doppelt zur Kasse gebeten: Erst sollen sie während ihrer Arbeitszeit die Beiträge für die spätere Altersvorsorge versteuern. Und dann – wenn sie endlich im Ruhestand sind – sollen sie noch ihre über Jahrzehnte erarbeitete Rente nochmals versteuern.
Wie kann das sein? Der Grund dafür ist eine Entscheidung, die schon fast 20 Jahre zurückliegt. Damals entschloss sich die Bundesregierung gemeinsam mit dem Bundesfinanzhof, dass das Rentensystem in Deutschland von einer vorgelagerten auf eine nachgelagerte Rente umgestellt wird.
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Was passiert bei der Umstellung unseres Rentensystems?
Seit 2005 – bis voraussichtlich 2058 – wird unsere Rente umgedreht. Das bedeutet: Die Altersvorsorge während der Arbeitstätigkeit wird nach und nach in kleinen Schritten von der Steuer befreit. Im Gegenzug dafür werden dann die Renteneinkünfte besteuert. Das komplette Rentensystem wird also einmal auf den Kopf gestellt.
Das Problem dabei: In der Übergangsphase der beiden Systeme kommt es in einigen Fällen zu einer Doppelbesteuerung. Menschen zahlen also sowohl im Arbeitsleben als auch in der Rente steuern. Das ist nicht nur ärgerlich, weil es mit zusätzlichem Aufwand in der Steuererklärung verbunden ist – es ist auch verfassungswidrig.
Doppelte Steuern auf die Rente: Wer ist betroffen?
Der Bundesfinanzhof selbst zählt primär vier Gruppen auf, die von der Doppelbesteuerung mehr oder weniger stark betroffen sind:
- Menschen, die erst kürzlich in Rente gegangen sind.
- Selbstständige und Freiberufler, die keine steuerfreien Arbeitgeberzahlungen in die Rentenkasse erhalten.
- Unverheiratete Menschen
- Männer (aufgrund der kürzeren statistischen Lebensdauer)
Mehrere Klagen gegen diese (theoretische) Doppelbesteuerung hat der Bundesfinanzhof und in letzter Instanz das Bundesverfassungsgericht zurückgewiesen. In einem Urteil vom 19. Mai 2021 heißt es beispielsweise:
Der BFH hält die Übergangsregelung an sich weiterhin für verfassungsmäßig. Neue Argumente dagegen wurden vom Kläger nicht vorgetragen und sind auch sonst nicht erkennbar, so der BFH.
Rente 2024: Vorsorgeaufwendungen zu 100 Prozent von der Steuer absetzbar
Die aktuell regierende Ampel-Koalition hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Ungleichverteilung zu bekämpfen – und ist dabei sogar erfolgreich. So ist es schon seit 2023 (und nicht erst 2025) möglich, alle geleisteten Aufwendungen für die Altersvorsorge von der Steuer abzusetzen.
Das bedeutet allerdings auch: Der Arbeitsaufwand liegt bei den Arbeitnehmern, die sich um ihre Steuererklärung kümmern müssen und dadurch im Prinzip fortlaufend in Vorleistung gehen, während der Staat sich mit der Rückzahlung von Steuern gerne Zeit lässt.
Da jedoch zugleich das Renteneintrittsalter steigt, zahlen wir als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer letztendlich länger in die Rentenkasse ein und beziehen kürzer Rente, auf die wir dann noch Steuern zahlen müssen.
Steuern auf die Rente? Bitte komplett abschaffen!
Auch wenn die Regierung um Olaf Scholz also zumindest kleine Schritte macht, um Rentnerinnen und Rentner zu unterstützen, bleibt eine große Frage: Wieso müssen Menschen, die über 40 Jahre ihres Lebens damit verbracht haben, zu arbeiten, damit die deutsche Wirtschaft stark bleibt, überhaupt noch Steuern auf die Rente zahlen?
Wäre es aufgrund des demografischen Wandels und dem zunehmenden Trend zum stundenreduzierten Arbeiten nicht angebracht, die Arbeit wieder attraktiver zu machen? Und wie ginge das besser als mit einer steuerfreien Rente – gefördert und finanziert durch den Staat, vielleicht ja mit einem Generationenkapital und einer Aktienrente.
Eine Überlegung ist es definitiv wert. Die aktuelle Situation, die viele ältere Menschen und Rentenempfänger stresst, ist auf jeden Fall nicht der richtige Weg. Gerade im Alter sollte kein Mensch in Deutschland, der sein Leben lang gearbeitet hat, Angst vor finanziellen Problemen haben müssen.
Hinweis: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Kommentar. Das ist eine journalistische Darstellungsform, die explizit die Meinung des Autors und nicht des gesamten Magazins widerspiegelt. Der Kommentar erhebt keinen Anspruch auf Sachlichkeit, sondern soll die Meinungsbildung anregen und ist als Meinungsbeitrag durch Artikel 5 des Grundgesetzes geschützt.
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