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Verursachen Windräder Dürre?

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Adobe Stock/amedeoemaja
geschrieben von Marinela Potor

Können Windräder Dürre verursachen? Diese Frage geht derzeit in verschiedenen sozialen Netzwerken herum und es gibt auch einige Studien zu dem Thema. Was ist dran an der These? 

Von Lärmbelästigung bis hin zu sterbenden Vögeln: Windkraftgegner finden immer wieder neue Argumente gegen Windenergie. Das neueste Gerücht, das derzeit im Netz kursiert: Windräder verursachen angeblich Dürre.

Stimmt das?


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Windräder und Dürre: Wie kommt man überhaupt auf die Frage?

Einige mögen die Frage an sich für völlig absurd halten. Wie soll ein 100 Meter hohes Windrad  irgendeinen Einfluss auf Wetterphänomene in 5.000 Meter Höhe haben?

Gleichzeitig ist es sicher berechtigt, sich zu fragen, ob menschliche Technologien das lokale Ökosystem beeinflussen. Insbesondere in Regionen, in denen bereits extreme Wetterbedingungen vorherrschen, können schon kleine Veränderungen einen großen (womöglich negativen) Effekt haben.

Genau darum gibt es tatsächlich auch einige Studien zum lokalen Einfluss von Windkraft auf Temperaturen, Niederschlag und Bodenfeuchtigkeit.

Verursachen Windräder Dürre? Das sagt die Wissenschaft!

Windräder und Bodenfeuchtigkeit

So hat etwa eine Studie untersucht, wie sich eine Windkraftanlage im Grasland zwischen China und der Mongolei auf die örtliche Bodenfeuchtigkeit auswirkt. Dabei stellten die Forschenden fest, dass sich die Bodenfeuchtigkeit im Jahr um bis zu 4,4 Prozent reduzierte.

Hauptgrund dafür sind laut dem Klimaexperten und Meteorologen Matthias Mauder die verstärkten Turbulenzen um die Windkraftanlage. Diese sorgen dafür, dass sich die bodennahen Luftschichten stärker vermischen und somit das Wasser von der Oberfläche stärker nach oben transportiert wird und somit schneller verdunstet. Das führt dann dazu, dass der Boden mehr Feuchtigkeit verliert.

Das Gegenteil ist aber auch möglich, wie eine andere Studie aus Schottland zu dem Thema zeigt.

Windräder und Bodentemperatur

Eine andere Studie hat sich angeschaut, welchen Effekt ein Windpark in Texas auf die Bodentemperatur hat. Hier wurde ein Wärmeanstieg von 0,3 Grad bis 0,7 Grad Celsius in Bodennähe gemessen.

Auch in diesem Fall sorgen Turbulenzen durch die Windkraftanlagen dafür, dass sich warme und kalte Luftschichten im Boden durchmischen. Gelangt die wärmere Schicht dadurch in eine untere Bodenschicht, steigt entsprechend die Bodentemperatur.

Dabei gab es aber Unterschiede, je nachdem, ob es Tag oder Nacht war und aus welcher Richtung der Wind kam. So ist es auch durchaus möglich, dass an anderen Orten der gleiche Effekt dafür sorgt, dass die Bodentemperatur sinkt.

Windräder und Niederschlag

In einer Studie aus Delaware haben Wissenschaftler:innen den Effekt eines Offshore-Windparks auf den Niederschlag untersucht. Sie stellten fest, dass die Windräder den Niederschlag reduzierten.

Das liegt an der Konvergenz und Divergenz des Windes. Heißt: Wenn der Wind in die Nähe des Windparks kommt (Konvergenz), reduziert sich die Geschwindigkeit. Dieses Zusammenspiel zwischen Masse und Bewegung sorgt für einen Anstieg des Regenfalls vor den Windrädern.

Nachdem der Wind wiederum an den Windrädern vorbeizieht (Divergenz), erreicht er nach etwa zehn Kilometern wieder seine ursprüngliche Geschwindigkeit und dies sorgt dann im Gegenzug dafür, dass es einen leichten Rückgang beim Niederschlag gibt.

Auch dieser Effekt lässt sich nur lokal beobachten. Die Forschenden nennen den Rückgang des Niederschlags „statistisch bedeutend, aber nicht groß.“

Was sagen diese Studien über Windräder und Dürre?

Gar nichts! Das muss man so deutlich sagen. Denn auch wenn die Ergebnisse der Forschenden in einigen Fällen zeigen, dass Windparks die Niederschläge vor Ort beeinflussen können oder die Bodenfeuchtigkeit verändern: Niemand spricht von einer Dürre!

Cristina Archer, eine Autorin der Delaware-Studie, sagt sogar explizit: „Wir wollen nicht, dass unsere Studie so gedeutet wird, als ob Windräder Dürre verursachen.“

Auch ist es wichtig im Kopf zu behalten, dass die Orte, an denen diese Studien durchgeführt wurden, Extremwetterphänomene wie Dürre oder tropische Stürme haben. Darüber hinaus handelt es sich bei allen Untersuchungen um sehr große Windparks.

Während es also durchaus berechtigt ist, sich zu fragen, inwiefern die Windkraft das ohnehin schon fragile lokale Klima beeinflusst, sollte man diese Ergebnisse verallgemeinern oder auf Deutschland übertragen. Denn das führt dann zu solchen Falschaussagen wie „Windräder verursachen Dürre“.

Hier hilft es auch, sich nochmals klarzumachen, wie Dürren überhaupt entstehen.

Was verursacht Dürren?

Das Umweltbundesamt definiert Dürre als „einen extremen, über einen längeren Zeitraum herrschenden Zustand, in dem zu wenig lebensnotwendiges Wasser für Menschen, Tiere und Pflanzen verfügbar ist.“

Dürre ist also nicht einfach trockenes Wetter oder eine wasserarme Wüste. Vielmehr ist es ein Zustand, in dem das Zusammenspiel zwischen typischer Wasserverfügbarkeit und dem Wasserbedarf im Ungleichgewicht ist.

Faktoren wie ein Rückgang an Niederschlägen, erhöhte Verdunstung oder verringerte Bodenfeuchtigkeit tragen zu Dürren bei. All diese Faktoren werden durch die globale Erwärmung verstärkt. Und menschliches Handeln trägt deutlich zu dieser Erwärmung und damit zu einem Zunehmen der Dürren bei. Dazu gehören:

  • der Einsatz von fossilen Brennstoffen
  • die Zerstörung von Ökosystemen, die Wasser speichern
  • eine exzessive Landwirtschaft
  • ein übermäßiger Wasserverbrauch

Hier wird schon schnell klar, dass Windräder kein Faktor in der Verursachung von Dürren sind. Gerade weil Windkraft als Alternative zum Einsatz von fossilen Brennstoffen zur Energiegewinnung genutzt wird, ist der Nutzen hier sicher sehr viel größer als der Schaden.

Dennoch können die Einsichten der Studien zur Windkraft und lokalen Wetterverhältnissen auch dabei helfen, Windräder smarter zu platzieren.

Windräder so bauen, dass sie positiven Wettereffekt haben

Wie die Studien rund um lokales Wetter und Windräder zeigen: Je nach Lage, Windrichtung, Tageszeit, Jahreszeit, Abstand zur Küstenlinie und lokalen Begebenheiten können Windkraftanlagen das Wetter vor Ort beeinflussen.

Diese Einsichten können dabei helfen, Windräder smarter zu platzieren.

Erste wissenschaftliche Untersuchungen beschäftigen sich entsprechend genau mit diesen Fragen.

Eine Studie hat beispielsweise festgestellt: Wenn große Windparks unter bestimmten Konditionen dazu führen, dass der Regenfall lokal reduziert wird, kann ein Offshore-Windpark im Golf von Mexiko dabei helfen, die Effekte von Hurrikans vor der Küste zu mindern.

Unterm Strich zeigt die Wissenschaft also in keiner Form, dass Windräder Dürren verursachen. Gleichzeitig scheint es aber Auswirkungen auf das Klima vor Ort zu geben. Hier heißt es dann abzuwägen, ob der Schaden größer ist als der Nutzen (angesichts der globalen Erwärmung und den geringen Auswirkungen ist das eher nicht der Fall) und inwiefern Windräder besser platziert werden können, um negative Effekte zu vermeiden.

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.

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